Hamburg. Der deutsche U-17-Weltmeister hat seine Haltung seit dem Herbst geändert und feierte in Nürnberg sein Debüt bei den Profis.

Dieser Jubel nach dem Abpfiff in Nürnberg! Offenbar sehr glücklich umarmte Eric da Silva Moreira Mannschaftskapitän Jackson Irvine. Ein Kitschbild von einem Herz und einer Seele nach dem 2:0-Sieg des FC St. Pauli. Aber irgendwie auch passend zur aktuellen Situation. „Es ist eine große Stärke dieser Mannschaft, Spieler in ihrer Gruppe aufzunehmen“, sagt Sportchef Andreas Bornemann.

Da Silva Moreira feierte da im Max-Morlock-Stadion nicht nur den Erfolg des Teams, seines Teams, sondern auch seinen ersten Einsatz in der Zweiten Liga. Für den 17 Jahre jungen U-17-Welt- und Europameister, der am Mittwochabend mit der deutschen U-18-Nationalmannschaft in einem Freundschaftsspiel auswärts bei der U18 der Niederlande mit 1:0 siegte, ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zum Profispieler. Denn natürlich ist das sein Ziel.

FC St. Pauli: da Silva Moreira hat einen Fördervertrag

Es bleibt nur noch die Frage, wo er dieses Ziel am ehesten erreichen kann. Am 3. Mai wird er 18 Jahre alt. Schaut man auf einschlägige Internetseiten, dann endet sein Vertrag in diesem Sommer. Er wäre also frei zu spielen, wo er möchte. Aber so einfach ist das alles nicht.

Er hat einen Fördervertrag. Das ist wichtig. Förderverträge können erst ab Vollendung des 15. Lebensjahres mit Spielern (beziehungsweise den Erziehungsberechtigten) abgeschlossen werden, die in Nachwuchsleistungszentren der Lizenzvereine ausgebildet wurden. Eric da Silva Moreira hat bereits mit 15 Jahren 2021 in der U17-Bundesligamannschaft für St. Pauli gekickt.

Vereine haben in der Regel ein Optionsrecht um zwei Jahre

Die Förderverträge dürfen nicht länger als drei Jahre laufen. Beim DFB hat sich aber die so genannte 3+2-Regel durchgesetzt. Demnach hat der Verein die Option, den Vertrag ab Eintritt der Volljährigkeit um zwei Jahre zu verlängern. Das ist in der DFB-Spielordnung Paragraf 22.7.1 geregelt. Mit den Spielern der NLZ wird also mit Eintritt in die U15 bzw. U16 ein solcher Fördervertrag inkl. Anschlussvertrag unterschrieben, der sie im Regelfall bis zum Saisonende der Saison, in der sie 20 Jahre alt werden an den Verein bindet.

Der FC St. Pauli kommuniziert natürlich keinerlei Vertragsinhalte, diese Regel würde aber auch die große Gelassenheit des Vereins erklären, was die Zukunft seines Toptalents angeht. Das Problem für die Clubs im DFB ist jedoch, dass diese 3+2-Regel vom Weltverband Fifa nicht zugelassen ist

Bornemann mit der Entwicklung von da Silva zufrieden

Um aus solch einem Anschlussvertrag herauszukommen, müsste ein Spieler vor dem Arbeitsgericht klagen. Das kommt aber so gut wie nie vor. „Die Vereine müssen die Möglichkeit haben, von der Ausbildung ihrer Spieler zu profitieren“, sagt Bornemann ganz grundsätzlich. Die einzige rechtlich wasserdichte Möglichkeit dafür ist es, Ablöse zu erhalten.

„Die Dinge laufen, wie sie laufen sollen“, sagt Bornemann auch mit Blick auf die Szenen am vergangenen Sonnabend. Seit Jahresbeginn ist da Silva Moreira ins Profitraining integriert, nahm auch am Wintertrainingslager in Benidorm teil. Der junge Mann hat offensichtlich umgedacht.

FC St. Pauli lehnte im Sommer Angebot von Union Berlin ab

Denn im Herbst sah das alles gar nicht so gut aus. Der 1. FC Union Berlin lockte mit einem fetten Vertrag, der rechte Außenbahnspieler war interessiert, wen wundert es. St. Pauli lehnte einen Wechsel und eine hohe Ablöse aber ab. Und der Weltmeister war draußen. „Ich arbeite gerne mit Talenten zusammen“, sagte Trainer Hürzeler im Herbst, „es gehören aber beide Seiten dazu.“

Erst am 21. Oktober spielte Eric da Silva Moreira für das Regionalligateam, auch in der U19-Bundesliga wurde er bis Ende September nicht eingesetzt. Das änderte sich, als der junge Mann seinen Berater wechselte und sich von jemandem vertreten lässt, der sich mit dem Profigeschäft besser auskennt.

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Seit Jahresbeginn kam er regelmäßig in der zweiten Mannschaft zum Einsatz und nahm am Training der Profis teil. Der Einsatz jetzt in Nürnberg war ein weiteres Zeichen dafür, dass er sich auf einem guten Weg befindet.

„Danke Coach“, habe er gesagt, als ihn Hürzeler in der 90. Minute einwechselte. Doch von Dankbarkeit will der Cheftrainer nichts wissen. „Die Spieler verdienen sich das selbst, wenn sie Leistung bringe“, sagte Hürzeler, „ich schmeiße ihn nicht rein, wenn ich kein Vertrauen habe und njcht denke, dass er bereit ist.“