Hamburg. Der prominente Torjäger war lange am Rücken verletzt, und Trainer Hürzeler braucht Johannes Eggestein für seine Spielweise.

„Ein Tor ist schon erleichternd“, gab Johannes Eggestein (25) zu, „nach einer längeren Durststrecke fühlt es sich noch besser an.“ Er musste ja auch wirklich lange warten, bis er mal wieder ins Schwarze traf – 134 Tage, um genau zu sein. Da kommt schon mal Gemurre auf im Umfeld bei kritischen Tribünenbesuchern.

Das hat „Jojo“ mit seinem siebten Saisontreffer beim 2:0-Sieg des FC St. Pauli am Sonnabend im Zweitligaspiel beim 1. FC Nürnberg wieder verstummen lassen. Davor war er letztmals am 3. November in Elversberg persönlich erfolgreich gewesen.

Eggestein läuft durchschnittlich 11,88 Kilometer pro Spiel

Dennoch wurde St. Paulis Nummer elf immer wieder von Trainer Fabian Hürzeler aufgestellt. Obwohl in Simon Zoller doch ein namhafter Stürmerkollege zum Kader gehört. „Ich werde niemals sagen, du musst Tore schießen, damit du bei mir spielst“, erklärte Trainer Fabian Hürzeler, „es geht darum, welchen Einfluss er auf unser Spiel hat.“

Und dieser Einfluss ist eben groß. Eggestein ist die zentrale Anspielstation im Spielaufbau durch die Mitte. Er ist derjenige, der „sich fallen lässt“, dem Ball entgegen geht oder auf die Flügel ausweicht und so Räume schafft. Mit durchschnittlich 11,88 Kilometern Laufleistung pro Spiel ist er für einen zentralen Stürmer ungewöhnlich viel unterwegs. Zum Vergleich: Robert Glatzel reißt im Schnitt 10,38 Kilometer ab.

St. Pauli braucht nur selten große „Wandspieler“

„Jeder in der Liga kennt inzwischen die Laufwege von Eggestein und trotzdem kannst du es nicht verhindern“, sagte kürzlich Fürths Trainer Alexander Zorniger im Abendblatt-Podcast Millerntalk. Die Automatismen sind eben komplett eingeschliffen beim Tabellenführer. Das ist ein großer Teil des Erfolges.

Und während auf anderen Positionen, wie den Außenstürmern oder Verteidigern, auch Topleute wie der erkrankte Eric Smith ersetzt werden können, weil die Kollegen wissen, was sie zu tun haben, geht das bei Eggestein nicht. Er ist eben der einzige seiner Art. Die Kollegen Maurides (30) und Andreas Albers (33) sind „klassische“ Mittelstürmer, große kräftige Wandspieler, die man einsetzt, wenn die „Brechstange“ herausgeholt werden muss. Was bei St. Pauli ob des Erfolges eher selten der Fall ist.

Zoller hatte ein „extrem schwieriges halbes Jahr“

In der Vorsaison hatte der ebenfalls spielstarke und bewegliche Lukas Daschner (25,VfL Bochum) eine ähnliche Rolle inne wie jetzt Eggestein, da musste „Jojo“ geduldig auf seine Chance warten. In dieser Spielzeit war Simon Zoller (32) als Alternative vorgesehen. Aber… „Es war ein extrem schwieriges halbes Jahr, natürlich haben er und der Verein sich das anders vorgestellt“, sagt Zollers Berater Markus Peter dem Abendblatt.

Als der Torjäger am letzten Tag der Sommertransferperiode aus Bochum beim FC St. Pauli anheuerte, hatte er leichte muskuläre Probleme, keine große Sache. In Hamburg aber zog er sich dann eine Rückenproblematik zu, die länger andauerte und sich als hartnäckiger erwies als erhofft.

Bislang nur vier Zweitliga-Einsätze für Zoller

Außerdem musste Zoller zunächst noch in Hürzelers Taktikschule, Laufwege lernen, Pressings auslösen und was alles dazugehört. Drei Zweitliga-Kurzeinsätze Ende Oktober, Anfang November gab es, dann war wieder Zwangspause. Erst vergangenen Sonnabend in Nürnberg durfte Zoller wieder für eine Minute mitmischen. Ein Hoffnungsschimmer.

„Er fühlt sich grundsätzlich in Hamburg angekommen“, sagt sein Berater. Auch Hürzeler bestätigt immer wieder, dass Simon Zoller in der Kabine ein gutes Standing hat und ein Teamplayer ist. Aber auf Dauer wird ihm das nicht genügen. „Natürlich will er auf den Platz“, so Peter, „aber Simon ist realistisch genug zu wissen, dass er kommende Woche wahrscheinlich nicht in der Startelf steht.“

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Denn der Platz ist vergeben an einen, der sich mit viel Arbeit dahin gebracht hat. „Ich kann nicht über meine Größe kommen, sondern über Beweglichkeit und Stabilität“, sagt Eggestein, „ich arbeite deshalb viel im Kraftraum. Wenn man dann aktiv in den Ball geht, hat man einen Vorteil als beweglicher Stürmer.“

Simon Zoller bleibt also nichts anderes zu tun als bereit zu sein und gut zu trainieren. Falls Hürzeler wie vor dem Spiel in Kiel wieder den Eindruck hat, dass Eggestein „eine Pause braucht“. Dann will Zoller da sein. „Wichtig ist, dass er nun gesund bleibt, die Saison fit zu Ende bringt um dann in der neuen Saison wieder voll angreifen zu können“, sagt Peter.