Bremen. Die Hamburger präsentieren sich auch bei Werder in starker Verfassung. Ihr neuer Stürmer spielt erstmals, ein anderer kam zurück.

Die erste Erkenntnis aus dem Debüt von Simon Zoller für den FC St. Pauli kam dem Debütanten selbst: die drei freien Tage, die die Mannschaft erhält, sind gestrichen. „Freitag und Sonntag gehe ich zur Kollau, ich muss ein bisschen was machen“, sagte er, nachdem er zuvor beim 3:3 (1:1) im Test bei Werder Bremen ein bisschen mehr gemacht hatte.

Als denkwürdiges Debüt des 32-Jährigen wird das Match auf Platz 11 neben dem Weserstadion nicht in Erinnerung bleiben. Zoller hatte keine Toraktion, fungierte eher als Relaisstation, von der aus Bälle festgemacht und schnell weitergeleitet werden. Dass er darin seine Qualitäten besitzt, war allerdings offenkundig.

Zoller saugt St. Paulis System gegen Bremen auf

„Ich habe versucht, möglichst viel aufzusaugen, da die Mannschaft doch etwas komplexer spielt“, sagte Zoller, der nach fast zwei Monate langer Spielpause physisch einen guten Eindruck vermittelte. „Es war nie ein großes Problem, was die Puste angeht. Ich muss aber wieder Vertrauen in meinen Körper gewinnen. Dann kann ich dabei helfen, Torchancen zu kreieren und defensiv gut zu arbeiten.“

Ob der abgezockte Angreifer schon kurzfristig als effektive Ergänzung dienen kann, ließ sich aus seinem 45-Minuten-Einsatz nicht herauslesen. Stattdessen lautet der maßgebliche Ansatz bei St. Pauli weiter: Zoller? Zocker? Hartel!

Hartel dominiert auch im Test bei Werder

Der dominante Spieler der bisherigen Zweitligasaison orchestrierte mit einem Wort: alles. Den Foulelfmeter zum vorübergehenden 1:1 holte er ebenso selbst heraus, wie er ihn verwandelte, war grundsätzlich eigentlich nur per Foul zu stoppen.

Dass St. Pauli von der Spielanlage her wesentlich attraktiver agiert als mancher Bundesligist, war im ersten Saisonviertel offenkundig. Da sich solche Vergleiche allerdings nicht seriös ziehen lassen, bot das direkte Aufeinandertreffen, wenngleich ohne Druckbedingungen, Aufschlüsse. Und zwar ziemlich eindeutige.

Hürzeler kritisiert Gegentore nach Standards

Die Gäste waren mit Ausnahme der Anfangsphase, in der sie inklusive aller Testspiele den ersten Rückstand der Saison hinnehmen mussten, vor allem in der ersten Halbzeit die bestimmende Mannschaft. Bremen dagegen die aggressivere, was den – Test hin oder her – stets unter Feuer stehenden Cheftrainer Fabian Hürzeler mehrfach zur Vorstufe der Eruption brachte.

"Ich fand uns sehr dominant und bin mit der Offensivleistung sehr zufrieden. Defensiv gibt es nach drei Gegentoren nach Standards allerdings viel zu analysieren", sagte Hürzeler.

Youngster Marie überzeugend

Das Angenehme an nicht-öffentlichen Partien sind im Übrigen die gut hörbaren, teils höchst amüsanten Wortgefechte („Junge, du bist sieben Jahre alt.“) der Akteure. Dabei ist Max Marie doch schon fast dreimal sieben. Der 19 Jahre alte linke Mittelfeldspieler überzeugt sein Wochen bei der zweiten Mannschaft in der Regionalliga und plustert den Kader der Profis bei Notwendigkeit mit Substanz auf.

Gegen Werder legte er das zwischenzeitliche 2:1 des routinemäßig nicht zu stoppenden zweifachen Torschützen Elias Saad auf. "Die U-23-Jungs, die reingekommen sind, haben genau das gemacht, was wir von ihnen sehen wollten", lobte Hürzeler.

St. Pauli auf jeder Position doppelt besetzt

Marie ist nur ein Sinnbild für die extrem tiefe Mannschaft Hürzelers, der jede Position mindestens doppelt hochwertig besetzen kann. Einsatzzeiten in Pflichtspielen sind in absehbarer Zeit jedoch ebenso wenig zu erwarten wie für Ersatzkeeper Sascha Burchert, der sich mehrfach mit Glanzparaden auszeichnen konnte und bei sämtlichen Gegentreffern machtlos war.

Alles in seiner Macht stehende tat hingegen Maurides bei seinem Comeback nach fast halbjähriger Verletzungspause. Der brasilianische Mittelstürmer war an mehreren Abschlüssen beteiligt, versuchte sich gar an einem Kopfball von der Grasnarbe. Er ging ebenso am Tor vorbei wie sein Volley sowie brachialer Freistoß.

Hürzeler zufrieden mit Zoller und Maurides

"Mauri und Simon haben gezeigt, dass sie in dieser Saison noch wichtige Spieler für uns sein werden. Natürlich sind die Abläufe gerade bei Simon noch nicht top, aber wir werden ihn mit Videoanalysen dorthin führen", sagte Hürzeler.

In Zollers langen Weg zurück aufs Spielfeld kann er sich gut hineinversetzen. Beide teilen eine ähnliche Mentalität. Auch Hürzeler gestattet sich an diesem Wochenende keine freie Zeit.

FC St. Pauli: Burchert – Nemeth (62. Maurides), Wahl (46. Scheller), Dzwigala – Treu, Boukhalfa (84. Schmitz), Hartel (46. Marie), Ritzka (46. Günther) – Afolayan (46. Eggestein), Zoller (46. Albers), Amenyido (46. Saad).

Tore: 1:0 Njinmah (4.), 1:1 Hartel (12./FE), 1:2 Saad (50.), 2:2 Stage (54.), 3:2 Kownacki (58.), 3:3 Saad (65.).