Hamburg. St. Pauli kann beim 1. FC Magdeburg als erster Zweitligist zum 26. Mal in Folge ungeschlagen bleiben. Das gab es noch nie.
Christian Titz (52) ist einer der Trainer, von denen sich der junge und noch unerfahrene, aber ehrgeizige Novize Fabian Hürzeler immer gerne etwas abgeschaut hat. Mehr noch, er hat den Kollegen vom 1. FC Magdeburg des Öfteren um Rat gefragt und um dessen Einschätzung gebeten.
„Ich habe ihn auch nach Spielen gefragt, was er sich denkt“, erzählte er vor dem Hinspiel des FC St. Pauli gegen den 1. FC Magdeburg (0:0), „er ist jemand, der offen ist und darstellt, was seine Idee ist“.
Hürzeler lobt Magdeburgs Spielstil
Nach etwas über einem Jahr im Amt als Cheftrainer und mit besten Aussichten, sein Team in die Bundesliga zu führen, hat sich das etwas geändert. Und vor dem Aufeinandertreffen beider Teams in der Rückrunde an diesem Sonnabend (13 Uhr/Sky) ist ohnehin Funkstille.
Die Anerkennung für Titz´ Arbeit aber bleibt: „Magdeburg hat einen besonderen Stil, der mir gefällt. Sie haben einen spielerischen Ansatz und die Qualität, jeden Gegner in der Liga zu schlagen.“
Während der ehemalige HSV-Coach Titz seit exakt drei Jahren elbaufwärts erfolgreich arbeitet, gilt Hürzeler nach nur zwölf Monaten als Chefcoach als eine der heißesten Aktien auf dem deutschen Trainermarkt.
„Er hat seit seinem Amtsantritt St. Pauli eine neue Struktur gegeben“, urteilt Titz, „sie sind mit ihrer defensiven Struktur, dem Umschalten nach Ballgewinn und dem geduldigen Ausspielen im Ballbesitz die beste Mannschaft der Liga.“
26 Spiele ohne Niederlage hat noch kein Zweitligist geschafft
Diese Art Kompliment hört Hürzeler mittlerweile praktisch jedes Wochenende, und 25 Punktspiele ohne Niederlage in Folge sprechen ja auch dafür. Sollte St. Pauli auch in Magdeburg nicht verlieren, wäre das ein neuer, alleiniger Zweitligarekord. Der 1. FC Köln (2003/04) und Fortuna Düsseldorf (2011/12) blieben ebenfalls 25 Mal unbesiegt.
„Das ist bei uns überhaupt kein Thema“, behauptet Hürzeler allerdings, „jedes Spiel ist eine neue Herausforderung. Aber natürlich geben Erfolge dir eine Selbstsicherheit.“
Sorge um Kapitän Jackson Irvine
Fast mit vollem Kader kann das Team am Freitag im Bus die 280 Kilometer lange Fahrt antreten. Neben dem Reha-Patienten Scott Banks fehlt allerdings weiterhin Simon Zoller, der immer noch nicht spielfit ist. Unwahrscheinlich ist auch der Einsatz von Kapitän Jackson Irvine. „Er hatte beim Asien Cup eine starke mentale und körperliche Belastung“, so Hürzeler, „da brauchst du dann Zeit, um dich zu erholen. Das dürfen wir nicht unterschätzen.“
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Der 1. FC Magdeburg ist mit durchschnittlich 61 Prozent eigenem Ballbesitz das führende Team in der Liga. Vor dem FC St. Pauli und dem HSV, die 55 Prozent der Spielzeit den Ball kontrollieren. Das ist Titz-Schule, die der schon in der Dritten Liga durchgezogen hat und die sich Hürzeler in Teilen abgeschaut und durch konsequente Abwehrarbeit verfeinert hat.
„Uns zeichnet die Balance zwischen defensiver Stabilität und Torgefahr aus“, sagt Hürzeler, der einen möglichen Schwachpunkt beim Gegner gefunden hat: „Eine Mannschaft, die viel Ballbesitz hat, läuft nicht so gerne dem Ball hinterher.“
Nach der Partie werden sich Titz und Hürzeler dann voraussichtlich wieder respektvoll in den Arm nehmen. Und sich möglicherweise auch mal wieder zu einem Fachgespräch verabreden. „Wir können alle voneinander lernen. Ich schaue mir gerne Elemente des Magdeburger Spiels an“, sagt Hürzeler: „Ich glaube, dass ein Austausch eher fördert als hindert. Auch wenn wir aus zeitlichen Gründen nicht so viel Kontakt haben.“