Hamburg. Jackson Irvine und Connor Metcalfe sind vom Asien-Cup zurückgekehrt. Ihre Vertreter überzeugten während der Abwesenheitsperiode.

Immerhin: Abergläubisch müssen Jackson Irvine und Connor Metcalfe nicht werden. Als sie während der ersten beiden Rückrundenspiele der Zweiten Liga noch mit der australischen Nationalmannschaft beim Asien-Cup waren, hatten sie jeweils eine digitale Botschaft in die Kabine ihrer Mitspieler geschickt.

Am Sonnabend, einen Tag nach dem schmerzvollen Viertelfinalaus (1:2 nach Verlängerung gegen Südkorea), waren die „Aussies“ schon wieder übermüdet im Millerntor-Stadion. Das Ergebnis blieb jeweils gleich: der FC St. Pauli gewann. Irvine hin, Metcalfe her.

Irvine und Metcalfe stehen St. Pauli wieder zur Verfügung

Die Verarbeitung des Ausscheidens dürfte noch einige Tage andauern. Der Asien-Cup hatte eine große Bedeutung für beide, für St. Pauli auf eine Teilnahme zu verzichten, stand nicht im Entferntesten zur Debatte.

Umso wichtiger, dass sie jetzt beim Kiezclub gebraucht werden. „Ich bin froh, dass die beiden gesund zurückgekehrt sind, das gibt uns neue Möglichkeiten“, sagt Cheftrainer Fabian Hürzeler.

Überangebot im Mittelfeld der Hamburger

Doch die Rückkehr der Australier schafft auch Probleme. Luxusprobleme genauer gesagt.

Im Mittelfeld herrscht nämlich nun ein Überangebot, das vor der Abreise des Duos nach Katar noch nicht bestanden hatte. Durch die Leihe von Aljoscha Kemlein (1. FC Union Berlin) sowie den Transfer von Erik Ahlstrand (Halmstads BK/Schweden) hat sich die Situation in der Zwischenzeit verändert.

Kemlein macht Kapitän die Rolle streitig

Insbesondere Kemlein bringt Brisanz in die Planspiele. War die Skepsis zunächst groß, ob ein 19-Jähriger Irvines Vakuum adäquat ausfüllen kann, könnten Ketzer inzwischen die Frage aufwerfen, was der Captain überhaupt besser machen könne?

Dies führt allerdings zu weit. Auch für Hürzeler, der den Berliner im Zentrum auf der Doppelsechs und ansonsten in keiner anderen Rolle verortet: „Aber das ist die Position von Jackson.“

Wohin mit der Leihgabe von Union Berlin?

St. Paulis unumstrittenen Anführer und Publikumsliebling auf die Bank zu setzen – geradezu blasphemisch. Zumal der 30-Jährige sportlich über jeden Zweifel erhaben, neben Marcel Hartel und Eric Smith der wichtigste Akteur ist.

Aber wohin dann mit Kemlein, dem doppelten Vorlagengeber beim 3:2 im Spitzenspiel gegen Greuther Fürth am Sonnabend? Die kurze Antwort: auf die Bank.

Hürzeler: ",Josch' bringt einen Mehrwert"

Allerdings nicht zum Rückendurchdrücken. Das Talent dürfte die erste Wechseloption sein, falls Hartel mal überlaufen oder Irvine Gelb-belastet sein sollten.

„,Josch bringt uns allein durch seine läuferische Stärke einen Mehrwert“, sagt Hürzeler. Der Teenager überzeuge durch seine Lernbereitschaft und -fähigkeit sowie eine reife Spielanlage.

Konkurrenz auf beiden Positionen für Metcalfe

„Im ein oder anderen Moment merkt man aber, dass er noch ein junger Spieler ist, wenn er den letzten Schritt in den persönlichen Duellen nicht macht“, sagt Hürzeler. Dagegen gibt es vermutlich keinen Spieler im Kader, der sich furchtloser in Zweikämpfe stürzt als Irvine.

Und Metcalfe? Hat in Kemlein und Ahlstrand gleich doppelte Konkurrenz auf seinen Positionen erhalten. Im zentralen Mittelfeld, wo der 24-Jährige in dieser Saison in vier seiner 17 Einsätze auflief, sind die Plätze dicht.

Boukhalfa überzeugte zuletzt in Jokerrolle

Zumal sich dort in Carlo Boukhalfa während der vergangenen Wochen ein unerwarteter Protagonist zur Jokeroption aufgeschwungen hat. „Carlo hat wieder ein gutes Spiel gemacht“, lobte ihn Hürzeler am Wochenende explizit.

Rechtsaußen wiederum, wo Metcalfe in der Hinrunde primär eingesetzt wurde, setzte Oladapo Afolayan zuletzt Akzente, überzeugte gegen Fürth nicht nur wegen seines Tores zum zwischenzeitlichen 2:0. Ahlstrand steht perspektivisch als Alternative bereit, schaffte in der ersten Woche nach seiner Verpflichtung jedoch noch nicht den Sprung in den Kader.

Ahlstrand fehlt noch die Spielfitness

Dem Schweden fehlen einige Prozentpunkte bei der Fitness, da die Saison in seinem Heimatland erst im April anfängt, er dementsprechend nicht in der Vorbereitung steckte, als er nach Hamburg kam.

Für Metcalfe kein Grund zur Beunruhigung. Die Polyvalenz des zweifachen Saisontorschützen dürfte dem Rechtsfuß regelmäßige Einsatzzeiten sichern. Tatsächlich könnte sogar linksaußen, wo Metcalfe in Paderborn eine Halbzeit spielte, Bedarf bestehen, wenn Etienne Amenyido hinter Elias Saad zu wenig progressive Aktionen beisteuert.

Und was den Aberglauben betrifft: Aus­tralier fürchten sich, wenn überhaupt, nur vor der sogenannten Teufelsnummer 87. Irvine steht allerdings erst vor seinem 84. Pflichtspieleinsatz für St. Pauli. Alles im Lot für den Captain.