Hamburg. FC St. Pauli: Rechtsaußen Scott Banks hat nur drei Spiele für den Club gemacht. Es ist gut möglich, dass seine Leihe verlängert wird.
How are you?“, sagt man ja zur Begrüßung eines englischsprachigen Menschen. Ist meist aber gar nicht wirklich an seinem Befinden interessiert, eine Floskel eben. Trifft man Scott Banks, ist das anders. Also: „How are you“ – wie geht es dir? „Es wird besser“, sagt der junge Schotte, „ich habe ein gutes Gefühl, es geht in die richtige Richtung.“
Drei Spiele nur hat der Rechtsaußen für den FC St. Pauli zu Saisonbeginn in der Zweiten Liga absolviert, gerade mal 56 Spielminuten. Dann passierte das Unglück in der Partie bei Eintracht Braunschweig, nur 13 Minuten nach seiner Einwechslung. Kreuzbandriss. „Ich habe sofort gemerkt, dass es etwas sehr Ernstes ist. Der Schmerz war extrem“, erinnert er sich, „ich wusste gleich: da ist etwas sehr falsch.“
St. Paulis Scott Banks ist ausgeliehen
Scott Banks sitzt an diesem Mittwoch oben in einem Büroraum der Physiotherapeuten des FC St. Pauli. Gerade hat er eine weitere Behandlung und Übungseinheit seines Reha-Trainings hinter sich gebracht. Auf dem Platz bereiten sich derweil seine Kollegen auf das Auswärtsspiel am Sonnabend (13 Uhr/Sky) beim 1. FC Magdeburg vor. Banks ist nahe dran, aber eben nicht dabei: „Ich kann aber schon wieder draußen laufen, das ist gut.“
Die Leihe des inzwischen 22-Jährigen vom englischen Premier-League-Club Crystal Palace aus London im Sommer war wieder so Überraschungstransfer von Sportchef Andreas Bornemann. Banks? Nie gehört. Aber bei seinen Kurzeinsätzen gegen Fürth, Magdeburg und eben Braunschweig erkannten die Fans schnell das Potenzial des flinken Flügelspielers. Da entwickelte sich was, das Hoffnung machte – bis zum 1. September.
Enge Kooperation zwischen St. Pauli und Engländern
„Ich wollte mir zuerst einreden, es wird vielleicht doch nicht so schlimm sein“, erzählte Banks mehr als ein halbes Jahr später, „als dann die Diagnose kam, war das hart. Ich wurde dann sehr emotional.“ Kann man sich ja vorstellen, all die Ideen, Träume von der Karriere, die Unsicherheit, was wird nun. Banks hatte sich schließlich ausleihen lassen, um Spielpraxis in einer für ihn völlig unbekannten Liga in einem fremden Land zu sammeln. Und nun schien alles vorbei: „Mein erstes Gefühl war, wie komme ich nun klar?“
Reha von einem Kreuzbandriss ist eine elendige Maloche, einerseits. Andererseits sind hier zwei Vereine, die großes Interesse an „ihrem“ Spieler haben. Banks „gehört“ schließlich Crystal Palace, die wollen natürlich wissen, wie mit ihrem „Eigentum“ umgegangen wird. Doch, diese Worte darf man im Fußball-Geschäft schon so wählen, Profis sind auch immer Wertanlagen.
Die Kommunikation der medizinischen Abteilungen, der fachliche Austausch, war aber offenbar herausragend gut. Das hat auch Banks so empfunden, dessen OP in London durchgeführt wurde, wo er auch die ersten Wochen danach verbrachte.
Anfang November ist er zurück nach Hamburg gekommen, hat seine Wohnung wieder bezogen. Und wirkt durchaus angefasst und emotional, als er von der Unterstützung aus dem Verein erzählt. „Wenn ich Hilfe brauche, muss ich nur zum Telefon greifen“, sagt Banks, „vor allem James Morgen kann ich gar nicht genug danken.“ Der Neuseeländer (48) hat den sperrigen Titel „Performance Management, Leiter Prävention, Physiotherapie und Rehabilitation“ und ist einer der Gründe, warum St. Pauli so wenige verletzte Spieler hat.
Banks feiert mit der Mannschaft in der Kabine
Sehr beeindruckend für Banks aber war und ist auch die stete Unterstützung und Nähe zu seinen Mannschaftskollegen. Regelmäßig haben sie ihn besucht, gefragt, wie es geht. Als St. Pauli Anfang des Jahres ins Wintertrainingslager nach Benidorm (Spanien) geflogen ist, war auch Banks dabei und hat dort sein Programm absolviert. Bei den Heimspielen ist er selbstverständlich auf der Tribüne dabei.
„Es ist schön zu sehen, wie gut die Jungs das machen“, erzählt er, „aber es sind auch gemischte Gefühle. Ich wäre ja lieber als Spieler dabei. Jetzt bin ich fast ein Fan geworden.“ Nach Schlusspfiff aber geht sein Weg dann in die Kabine, „ich feier mit den Jungs.“
Verlängert St. Pauli die Banks-Leihe?
Dass er die zweite Hälfte der Reha in Hamburg bei St. Pauli absolviert, ist bei einem Leihspieler keinesfalls selbstverständlich. „Ich mag Hamburg, ich mag den Verein, und die Liga ist total spannend“, sagt er.
Er wusste nicht wirklich, worauf er sich einließ, als er den Leihvertrag unterschrieb. Jetzt kann er sich vorstellen, länger zu bleiben. „Ich bin noch nicht fit, deshalb ist es zu früh, sich darüber Gedanken zu machen“, sagt Scott Banks, „die Vereine müssen sprechen. Wenn ich die Gelegenheit hätte, auch in der kommenden Saison hier zu spielen, wäre das großartig.“
- FC St. Pauli mit Überraschungsspieler im Trainingslager in Benidorm
- FC St. Pauli fliegt nach Mallorca - Trainingsplätze in Hamburg zu schlecht
- FC St. Paulis Luxusproblem: Wohin mit den Australiern?
Dafür müsste wohl Crystal Palace seinen Vertrag verlängern, damit St. Pauli dann erneut einen Leihvertrag abschließen kann. Noch spricht das niemand aus, aber die Anzeichen sprechen dafür, dass das „verlorene Jahr“ in der kommenden Saison am Millerntor nachgeholt wird.
Wann der Schotte tatsächlich wieder spielen kann, weiß man nicht. Das Knie schwillt nicht mehr an beim Laufen, demnächst wird er auch wieder gegen einen Ball treten dürfen. Aber ob er diese Saison noch einmal mit dem Trikot mit der Nummer 18 auflaufen kann, ist doch sehr ungewiss, „ich werde aber alles dafür tun“. Wenn das Team am Saisonende tatsächlich das große Ziel schaffen würde, würde er sich dann auch als Aufsteiger fühlen? „Ich denke ja“, sagt Scott Banks, „ich habe den ganzen Prozess hier mitgemacht, fühle mich als Teil des Teams.“