Hamburg. Der Leistungsträger der Kiezkicker verschiebt eine Entscheidung über seine Zukunft. Sein Traum bleibt indes gleich: die Bundesliga.
Man sollte glauben, dass sich Nachrichten im digitalen Zeitalter rasend schnell verbreiten. Am 17. Dezember berichtete das Abendblatt im Kontext des auslaufenden Vertrags von Marcel Hartel, "dass Bundesligisten vom Kaliber Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach" die Größenordnung Clubs seien, für die der Topspieler des FC St. Pauli im Sommer interessant werden könnte.
Und dann passierte: nichts. Da ja auch nichts passiert war. Geschlagene vier Wochen später griff der Internetblog "Gladbach live" den Artikel auf und titelte: "Gladbach ab Sommer mit Kölner im Team? Das Rennen läuft schon". Hartel ist gebürtiger Kölner. Einen Tag später wurde online bereits das konkrete Interesse vermeldet, eigentlich müsse doch der Vertrag nur noch unterschrieben werden. Die "Frankfurter Rundschau" beispielsweise schrieb: "Überraschender Neuzugang für Borussia Mönchengladbach? Ablösefreier Offensivspieler im Anflug".
Hartel nach Mönchengladbach? Das ist dran
Im Anflug war am Mittwoch beim Training des FC St. Pauli aber gar nichts, allenfalls im Abflug, da die Startschneise des Helmut-Schmidt-Flughafens über die Plätze an der Kollaustraße verläuft. Dementsprechend verdutzt reagierte Hartel auf Journalistenfragen nach dem kolportierten Interesse anderer Vereine.
"Von Vereinen weiß ich noch nichts", sagte der 27-Jährige. Als konkret von den Borussen gesprochen wurde, meinte er lediglich: "Wenn du mir das sagst. Das wäre eine schöne Bestätigung meiner Leistung, aber ist nicht ausschlaggebend dafür, dass ich sowieso alles für St. Pauli auf den Platz bringe."
"Fühlt sich so an, als wäre ich schon gegangen"
Nahe seiner alten Heimat zu spielen, sei sicher ein angenehmes Kriterium, sagte Hartel, der von 2002 bis 2017 beim 1. FC Köln gespielt hat und ein Tattoo des Erzrivalens von Mönchengladbach trägt. Aber noch einmal: "Es fühlt sich gerade so an, als wäre ich schon gegangen oder möchte auf gar keinen Fall bleiben."
Dem ist mitnichten so. Der Mittelfeldspieler und derzeit wohl beste Zweitligakicker hatte mehrfach betont, wie wohl er sich in Hamburg fühlt. "Es muss auf jeden Fall passen für mich mit dem Club, für den ich spiele", sagte er am Mittwoch.
Gespräche werden im April wieder aufgenommen
Daher ist St. Pauli eine valide Option für die kommende Saison. Doch Hartel stellt nachvollziehbarerweise auch fest: "Mein Anspruch, mein Traum ist es, in der Bundesliga zu spielen. Das will ich definitiv."
Es ist ein Poker, da noch längst nicht abzusehen ist, ob die Millerntor-Elf den Aufstieg bewältigt. Deshalb wurden die weiteren Unterredungen über eine Vertragsverlängerung vorerst verschoben. "Es gibt offene Gespräche mit dem Club, und wir haben uns darauf geeinigt, sie Anfang April wieder aufzunehmen, um dann zu sehen, wohin die Reise geht."
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Ob nach Mönchengladbach, zurück in die Hamburger Wohnung oder einfach nur in den Urlaub - zum Abflug hat es Hartel zumindest nicht weit.