Hamburg. Torhüter des FC St. Pauli unterlief gegen den FC Homburg ein vermeintlicher Fehler. Welche Rolle die Verteidiger spielten.

Die Parallelen waren geradezu verblüffend. Gleiche Spielminute (27.), fast baugleiches Slapstick-Gegentor. Was am vergangenen Freitag beim Derby zwischen dem FC St. Pauli und HSV (2:2) die Rothosen Guilherme Ramos und Daniel Heuer Fernandes zum Eigentor der Saison produziert hatten, rekreierten am Dienstagabend im DFB-Pokalviertelfinale beim Regionalligisten FC 08 Homburg die Kiezkicker Karol Mets und Sascha Burchert. Der erste Impuls ist simpel: krasser Torwartfehler, riskanter Rückpass. Aber gemach.

Zunächst zur Einordnung: Nach einer Abseitsstellung der Gastgeber führt Mets links vom Sechszehner einen Freistoß für die Hamburger aus und passt zu Burchert, um das Spiel kontrolliert aufzubauen. Alles läuft planmäßig – bis der Ball über eine kaputte Stelle im geschundenen Rasen hoppelt und somit auch über den Fuß des chancenlosen Burcherts hinweg. Homburgs Kapitän Markus Mendler lässt sich nicht zweimal bitten und schiebt zum zwischenzeitlichen 1:1 ein.

FC St. Pauli: Hätte Mets den Pass auf Burchert spielen sollen?

Am Ende geht alles gut, St. Pauli gewinnt mit 4:1. Aber hätte Mets angesichts der Platzverhältnisse im Waldstadion, das noch am Wochenende einer Schneelandschaft geglichen hatte, gegen einen anfangs mutig pressenden Gegner überhaupt so riskant hinten herausspielen dürfen? Schon bei Szenen zuvor im eigenen Strafraum lief der Ball nicht an allen Stellen glatt.

St. Paulis Topspieler Marcel Hartel hat eine eindeutige Meinung dazu: „Auf gar keinen Fall dürfen wir da anders herausspielen, der Pass von Karol war absolut korrekt. Es war ein Platzfehler, da ist niemandem ein Vorwurf zu machen“, sagt der Torschütze zum 3:1.

Hürzeler verteidigt Spielweise gegen Pressing und schlechte Platzverhältnisse

Auch Cheftrainer Fabian Hürzeler nimmt beide Akteure in Schutz: „Die anderen Male hat es immer gut geklappt, da haben die Jungs das souverän gelöst. Es war kein übermäßig großes Risiko, was wir damit eingegangen sind“, sagt der 30-Jährige.

Auf lange Bälle zurückzugreifen, um die Wagnisse gegen Pressing und Platzverhältnisse zu verringern, lehnt Hürzeler ab. Mit einer triftigen Begründung: „Dadurch, dass wir gegen ein hohes Pressing von hinten heraus kombinieren, gewinnen wir einen Energievorteil. Die Gegner müssen viel mehr laufen, das kostet ihnen Kraft und bringt uns einen langfristigen Vorsprung.“ In der Tat ließen die Reserven des Viertligisten nach ungefähr einer Stunde merklich nach, und St. Pauli hatte letztlich leichtes Spiel.

Burchert nimmt‘s gelassen: „Passiert.“

Und der vermeintlich Gelackmeierte selbst? Nimmt es völlig gelassen. „Passiert“, sagt Burchert. Der Platz, so der 34-Jährige, der in dieser Saison Stammtorwart Nikola Vasilj in bislang jedem der drei Pokalspiele vertreten hat, sei für die Witterungsbedingungen „echt gut“ gewesen, „nur eben in dem Moment an der einen Stelle nicht“.

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Selbstkritik übt Burchert an seinem Handeln im Vorwege des Ausgleichs. „Da hatte ich ein paar Aktionen zu viel drin, die ich mit einem Kontakt gelöst habe, bei denen zwei angebracht gewesen wären. Dann wäre ich besser in den Aktionen drin gewesen“, sagt der gebürtige Ostberliner, der sich im Anschluss nichts anmerken ließ.

Nächste Chance für den Pokaltorwart im Viertelfinale

„Er ist trotzdem mutig geblieben, hat den Ball an sich genommen und den Gegner kommen lassen. Kompliment, dass er von da an nicht einfach nur lange Bälle geschlagen hat“, sagt Hartel, der als einer der Ersten zu seinem Torhüter gelaufen war, um ihn zu trösten.

Trost genug dürfte es jedoch sein, schuldfrei am Gegentor zu sein und vor allem voraussichtlich im Viertelfinale eine weitere Gelegenheit zu bekommen, um sich auszuzeichnen. Wenngleich Pokaltorwart Burchert nicht darauf schielt, dann wieder den Vorzug vor Vasilj zu erhalten. „Es ist ganz egal, wer dann spielt, sondern es zählt nur, dass wir dann auch weiterkommen.“