Homburg. Kiezkicker feiern 4:1-Sieg bei Regionalligist FC Homburg. Derby-Déjà-Vu bei Torwart Burcherts Heuer-Fernandes-Moment.

Am Ende wurde es ziemlich eng um den Mann, der sich eigentlich ziemlich einsam hätte fühlen können. Eine Traube an Spielern des FC St. Pauli lief, just in dem Moment, als das Achtelfinalspiel im DFB-Pokal beim FC 08 Homburg beim Stand von 4:1 (1:1) für die Kiezkicker abgepfiffen worden war, zu Sascha Burchert.

Ganz so, wie sie es schon nach gut einer halben Stunde getan hatten, als ihr Keeper einen vermeintlich folgenschweren Patzer begangen hatte. Und so wurde aus einem Beinahe-Pokaldeppen ein Pokalheld, dem seine Mitspieler den Rückhalt gaben, den er ihnen sonst als Torwart vermittelt. So sehen Sieger aus.

Einen Sieg hatten auch die Saarländer vorzuweisen. Der Rasen im Waldstadion, auf dem man am Wochenende noch hätte Schlitten fahren können, war unter Anstrengungen und mithilfe einer Plastikfolie doch noch zu einem Fußballplatz umfunktioniert worden. Vergnügungssteuerpflichtig für Profikicker war er sicher nicht, und die benutzten Schuhe sollten dem Nikolaus an diesem Mittwochmorgen nicht ungewaschen vor die Tür gestellt werden, um keine Rute zu bekommen. Dafür hatte das Geläuf des charmanten Vorteil für eine der Geschichten dieser Partie zu sorgen, aber dazu gleich mehr.

St. Pauli freut sich über 1,7 Millionen Euro im Viertelfinale

Ein gewichtiges Thema waren auch die finanziellen Anreize. 1,724 Millionen Euro Antrittsprämie gibt es für die Teilnahme am Viertelfinale. Damit haben die Hamburger in dieser Saison bereits rund 3,2 Millionen Euro am DFB-Pokal verdient. Ein gewichtiger Teil dieser Summe bleibt der Lizenzspielermannschaft, da die Direktive gilt, dass der sportliche Bereich behalten darf, was er einnimmt.

Auch daher war St. Paulis Cheftrainer Fabian Hürzeler in jedem Fall nicht gewillt, den Fehler zu begehen, den Erstligist SV Darmstadt 98 und Zweitligakontrahent SpVgg Greuther Fürth bei jeweiligen Ausscheiden begangen hatten, und den Gegner zu unterschätzen. Abgesehen vom im Pokal bislang gesetzten Torwart Burchert rotierte er lediglich Lars Ritzka als linken Schienenspieler und Etienne Amenyido als Linksaußen in die Startelf.

Mets und Burchert produzierten Slapstick-Eigentor

Diese sah sich zu Spielbeginn einem hoch stehenden und mutigen Viertligisten gegenüber. Ein normalerweise ungewohntes Bild für den spielstarken FC St. Pauli, der dennoch etwas brauchte, um progressive Lösungen zu finden. Und dann passierte erst mal: lange nichts. Mehr als 20 Minuten blieben beide Teams ohne nennenswerten Abschluss, mit der ersten Chance des Spiels gingen die Kiezkicker dann in Führung. Eric Smith verlängerte nach einer Ecke per Kopf auf Hauke Wahl, der die Verteidiger-Kombination rechts am zweiten Pfosten flach in die linke Ecke beförderte (24.).

Thema zu, Schatulle auf, oder? Stattdessen ein Derby-Déjà-Vu. Praktisch seitenverkehrt, dazu in der gleichen Spielminute, reproduzierten Karol Mets und Burchert das Slapstick-Eigentor aus den HSV-Füßen von Guilherme Ramos und Daniel Heuer Fernandes am vergangenen Freitag. Rückpass Mets, der Ball hoppelt, Burchert schlägt drüber, und Homburgs Kapitän Markus Mendler freut sich (28.). Bereits bei mehreren Szenen zuvor war das Spielgerät gefährlich über den Rasen gesprungen, in diesem Fall hätte es ausnahmsweise ein langer Ball getan.

Saad sorgte nach seiner Einwechslung für Kreativität

Auf das spielerische Mittel, das Mets anstelle seines Rückpasses hätte wählen sollen, griffen dafür die Offensivkräfte herzlich häufig zurück: Flanken. Von Agilität kaum eine Spur. Für die erste Hälfte wurde der Begriff „Feldüberlegenheit“ erfunden – im Zusammenhang mit St. Paulis Auftritt aber gänzlich frei von verbalen Verwandtschaftsverhältnissen zu „Souveränität“.

Die ist bei S wie Saad zu finden. Mit der Hereinnahme von Elias Saad für den schwachen Amenyido ändert sich schlicht: alles. Dynamik, Kreativität, plötzlich konnten die Hamburger auch mit Kombinationen überzeugen. Die schönste davon verwandelte Saad nach einem Pass von Smith, der auf dem Weihnachtsmarkt als Zuckerwatte verkauft werden könnte, zum 2:1 (64.). Das vorentscheidende 3:1 von Marcel Hartel legte er auf (69.), nur beim 4:1 von Johannes Eggestein hatte er die Finger, Pardon, Füße nicht im Spiel (73.).

Ein wenig wie Burchert eine Stunde zuvor. Aber der ist ja trotzdem ein Gewinner.

FC 08 Homburg: Kretzschmar – Steinmetz, Kirchhoff, Heilig, Dombrowka (77. Schmidt) – Jansen (77. Eisele), von Piechowski – Hoffmann (77. Knezevic), Weihrauch, Mendler (58. Stavridis) – Harres (83. Hummel). FC St. Pauli: Burchert – Wahl, Smith, Mets – Treu, Irvine (85. Boukhalfa), Hartel, Ritzka (46. Saliakas) – Metcalfe (60. Afolayan), Eggestein (80. Maurides), Amenyido (46. Saad). Tore: 0:1 Wahl (24.), 1:1 Mendler (28.), 1:2 Saad (64.), 1:3 Hartel (69.), 1:4 Eggestein (73.). Schiedsrichter: Petersen (Stuttgart). Zuschauer: 12.232. Gelbe Karten: Smith, Ritzka, Saad. Statistiken: Torschüsse: 1:15; Ecken: 1:6; Ballbesitz: 29:71 Prozent; Zweikämpfe: 69:69.