Hamburg. Bei St. Paulis Pokalerfolg sorgt eine harte Grätsche für Diskussionen. Der VAR räumt „hohes Risiko“ ein. Warum griff er nicht ein?
Gerade einmal vier Tage nach den Diskussionen um St. Paulis mutmaßlich irreguläre Tore im Stadtderby gegen den HSV (2:2) steht beim Kiezclub erneut eine Schiedsrichterentscheidung im Fokus. Diesmal geht es um den Viertelfinaleinzug im DFB-Pokal beim Regionalligisten FC Homburg 08 (4:1). Genauer gesagt hat eine in den TV-Bildern brutal aussehende Grätsche von St. Paulis Lars Ritzka die Fußball-Gemüter erhitzt und den Videoschiedsrichter (VAR) zu einer Erklärung gezwungen.
Es lief die 42. Minute, als der Linksverteidiger beim Stand von 1:1 mit gestreckten Beinen in Homburgs Markus Mendler rutschte. Ein hartes Einsteigen, für das Ritzka auch hätte vom Platz fliegen können. Doch Schiedsrichter Martin Petersen (Stuttgart) beließ es bei einer Gelben Karte.
Rot für St. Paulis Ritzka? VAR erklärt sich
„Grundlage ist die Entscheidung des Schiedsrichters“, erklärte VAR Christian Dingert, der nicht intervenierte, bei Sky. „Natürlich geht der Spieler von St. Pauli ein hohes Risiko mit beiden Füßen, allerdings trifft er seinen Gegenspieler von vorne am Spann. Deshalb habe ich als VAR die Entscheidung unterstützt, es bei dunkelgelb zu belassen.“
Allerdings hätte Dingert auch eine härtere Maßnahme für vertretbar gehalten. „Wenn der Schiedsrichter Rot gegeben hätte, hätte es von meiner Seite ebenfalls keinen Einwand gegeben.“ Sein Fazit: „Demzufolge war alles in Ordnung.“
Auf Abendblatt-Nachfrage teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit, die Ansicht Dingerts in vollen Zügen zu teilen, und sich darüber hinaus nicht weiter äußern zu wollen.
St.-Pauli-Grätsche im Fokus: Homburg sauer
Gesprochen haben dafür die betroffenen Akteure am Dienstagabend. Der gefoulte Mendler bezeichnete die Schiedsrichterentscheidung als „grenzwertig“ und räumte zugleich ein: „Man kann Gelb oder Rot geben.“ Zudem sei diese Szene nicht spielentscheidend gewesen. Eine allerdings gewagte Prognose, da kaum zu beurteilen ist, wie Zweitligist St. Pauli sich geschlagen hätte, wenn er mehr als eine Halbzeit lang in Unterzahl gespielt hätte.
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Entsprechend verärgert äußerte sich Homburgs Trainer Danny Schwarz, der das Foul während des Spiels nicht richtig gesehen habe. „Wenn ich die Szene im Video sehe, ist es eine klare Rote Karte.“ Anschließend bat er St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler um eine Bestätigung seiner Sichtweise, doch der 30-Jährige verzichtete auf eine Antwort.
Dafür analysierte Schwarz weiter. „Beide Beine gehen gestreckt frontal auf den Spieler“, sagte er kopfschüttelnd. „Ich bin das nicht gewohnt mit dem Videoschiedsrichter, aber da frage ich mich: Ja, wo ist der?“ Eine rhetorische Frage zu einem Zeitpunkt, als sich VAR Dingert bereits geäußert hatte. Doch diese Information war Schwarz noch nicht zugespielt worden.