Hamburg. Freitagabend steigt am Millerntor das prestigeträchtige Duell gegen den HSV. Der FC St. Pauli ist Tabellenführer vor dem Stadtrivalen.

„Auf keinen Fall“, sagte Jackson Irvine, „no way“. Der Kapitän des FC St. Pauli kannte zwar das deutsche Wort „Favoritenrolle“ noch nicht, er hatte nach dem Training am Dienstag aber genug Instinkt, die Annahme einer Schaumstoffrolle zu verweigern, auf der das Wort Favorit geschrieben stand.

Es war der Versuch eines NDR-Kamerateams, vor dem mit Spannung erwarteten Lokalderby in der Zweiten Liga gegen den HSV am Freitag (18.30 Uhr/Sky) ein symbolisches Bild zu kreieren. Doch auch wenn die Kiezkicker als Tabellenführer unmittelbar vor dem Lokalrivalen stehen, geht Irvine von einer völlig offenen Partie aus: „In einem Derby spielt die Form keine Rolle, es wird ein interessantes und intensives Spiel.“

FC St. Pauli hat die Schlussphase von Rostock aufgearbeitet

Mit einer XXL-Einheit hatte St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler im Schneeregen am Dienstag den letzte öffentlichen Teil der Vorbereitungen an der Kollaustraße beschlossen. Dabei konnte er seinen kompletten Kader bewegen. Außer dem langzeitverletzten Scott Banks sind alle Profis fit.

Das Spiel in Rostock vom vergangenen Sonnabend wurde bereits am Sonntag intern aufgearbeitet. Auch die schwierige Schlussphase, als dem Team eigentlich erstmals in dieser Saison die Spielkontrolle entglitten war. Seitdem liegt der Fokus ausschließlich auf dem HSV.

Irvine lobt die starke Offensive des HSV

„Das ist eine gute Mannschaft, die wie wir gerne den Ball hat. Sie sind sehr gut in der Offensive besetzt und haben in Robert Glatzel einen Stürmer, der weiß, wie man in dieser Liga Tore schießt“, sagte Irvine, „wir müssen wieder sehr aufmerksam verteidigen, aber das gelingt uns in dieser Saison sehr gut.“

Dass er gegen den HSV auch schmerzhafte Erfahrungen machen musste, hat Irvine fast verdrängt. Im vergangenen Oktober verlor er beim 3:0-Sieg bei einem Zusammenstoß mit HSV-Torhüter Daniel Heuer Fernandes Teile seiner Frontzähne. „Das war es aber wert“, sagte der Australier.

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Der HSV war Ende April das bislang letzte Team, das den FC St. Pauli schlagen konnte. Seit 19 Punktspielen saisonübergreifend haben die Boys in brown nicht verloren. „Natürlich bringt einem das Selbstvertrauen“, sagt Irvine, „wir habe eine große Ruhe in der Mannschaft, viel Vertrauen zueinander und lassen uns auch von Rückständen nicht verunsichern.“

Auch wenn das Derby nur drei Punkte bringt, wie jedes andere Spiel, ist es natürlich etwas Besonderes, das weiß auch St. Paulis australischer Spielführer: „Da ist die große emotionale Bedeutung für die Fans. Und dann kommt noch die Tabellensituation dazu: Erster gegen Zweiter. Das wird ein Fest für jeden Fußballfan.“