Hamburg. Dramatischer Sieg im Elfmeterschießen des WM-Halbfinals gegen Argentinien. Yalcinkaya und da Silva Moreira schreiben Fußballgeschichte.
Die Hamburger Jungs Eric da Silva Moreira vom FC St. Pauli und Bilal Yalcinkaya vom HSV haben mit der deutschen U-17-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Indonesien Historisches erreicht. Nach einem dramatischen Halbfinalsieg im Elfmeterschießen gegen Argentinien in Surakarta steht eine deutsche Auswahl erstmals in dieser Jahrgangsstufe im Endspiel einer WM. Gegner im Finale am Sonnabend (13 Uhr/Sky) wird Frankreich, das Mali 2:1 bezwang.
Nach regulärer Spielzeit hatte es 3:3 (1:2) gestanden. Argentiniens Ausgleich fiel dabei erst in der siebten Minute der Nachspielzeit. Im sofort folgenden Elfmeterschießen parierte Torwart Konstantin Heide bei seinem WM-Debüt die ersten beiden argentinischen Strafstöße. Heide vertrat den erkrankten Stammtorwart Max Schmitt. Da Silva Moreira traf mit dem ersten Elfmeter, Paris Brunner von Borussia Dortmund sorgte für die Entscheidung.
U-17-WM: Trainer Wück lobt seine Mannschaft
Die Neuauflage des EM-Finales gegen Frankreich, das Deutschland im Elfmeterschießen gewann, zieht jetzt schon alle in ihren Bann. „Die Jungs haben bei der Europameisterschaft kein Spiel verloren, haben hier kein Spiel verloren. Die Jungs haben es in sich, den nächsten Schritt zu gehen“, sagte Wück. Erneut verurteilte er rassistische Kommentare im Internet gegen einige seiner Spieler.
„Die Jungs geben ihr Herz für unser Land, sie sind alle in Deutschland geboren, sind alle stolz, mit dem Adler auf der Brust spielen zu dürfen. Das ist eine ganz große Ehre, und genau das merkt man“, sagte Wück.
Argentiniens Ausgleich fiel erst spät in der Nachspielzeit
Schon die reguläre Spielzeit in Surakarta glich einem Krimi: Nach Toren von Brunner (9./58.) und Max Moerstedt aus Hoffenheim (69.) führte das deutsche Team lange mit 3:2, ehe Agustin Ruberto spät mit seinem achten Turniertor doch noch die sofortige Entscheidung vom Punkt erzwang. Der Jungstar hatte zuvor (36./45.+4) schon für Argentiniens Halbzeitführung gesorgt.
Der 17 Jahre alte Brunner hatte schon im Viertelfinale gegen Spanien (1:0) für die Entscheidung gesorgt. Dabei hatte er vor dem Turnier mit einer Suspendierung „aus disziplinarischen Gründen“ beim BVB für negative Schlagzeilen gesorgt. Wück nominiert ihn dennoch, der dribbelstarke Angreifer zahlte das Vertrauen zurück.
Mehr als 30 Grad Celsius auf dem Spielfeld
Bei mehr als 30 Grad Celsius gab es gleich zu Beginn der Partie beinahe eine kalte Dusche: Nach nur zehn Sekunden tauchte Claudio Echeverri frei vor Schlussmann Konstantin Heide auf, der kurzfristig für den erkrankten Max Schmitt zwischen die Pfosten gerückt war. Der schon als „neuer Messi“ gefeierte Echeverri traf aber nur das Außennetz.
Das DFB-Team berappelte sich kurz – und schlug eiskalt zu. Brunner spazierte durch den Strafraum und schloss mit links aus spitzem Winkel ab – unter gütiger Mithilfe von Schlussmann Jeremias Florentin.
Die 10.000 Zuschauer bekamen nun beste Unterhaltung geboten. Der Ausgleich lag mehr und mehr in der Luft: Schlussmann Heide rettete in seinem ersten U-17-Länderspiel seit September 2022 noch spektakulär (22.), war dann aber gegen Ruberto zweimal machtlos.
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Doch die DFB-Elf bewies Moral und kam nach der Pause durch Brunners viertes Turniertor zum Ausgleich. Kurz darauf köpfte Moerstedt sogar zur Führung ein, doch das spektakuläre Ende kam erst noch.
Die U17 ist erst die vierte deutsche U-Mannschaft in einem WM-Finale: Die U-20-Auswahl verlor es 1987 ebenso wie zwei Jahre zuvor die U16. Den bislang einzigen Nachwuchstitel holte 1981 die U20 mit Spielern wie Rüdiger Vollborn, Michael Zorc, Ralf Loose oder Roland Wohlfarth.