Hamburg. Trainer Hürzeler lobt die „Strahlkraft“ der Königsblauen. Den Spielstil des schlecht gestarteten Absteigers hat er klar analysiert.

Die Programmplaner von Sport1 und Sky wissen schon, was sie am FC St. Pauli haben ­und natürlich an Schalke 04. Flutlicht, ausverkauftes Millerntor, Traditionsteams, „Tusche“ Mattuschka - alle Zutaten für einen emotionalen Fußballabend sind angerichtet.

Natürlich ist diese Partie deshalb am Sonnabend um 20.30 Uhr das live übertragene Topspiel der Zweiten Liga. „Egal“, sagt Fabian Hürzeler, „meine Spieler sind sehr klar in dem, was sie tun. Es ist egal, ob es Sonntag 13.30 Uhr ist oder eben Sonnabendabend.“

FC St. Pauli: Vier Profis haben gute Schalke-Erinnerungen

Und dennoch: Schalke 04 ist eben nicht der FC Werweißwoher. Das erkennt auch Hürzeler gerne an. Der 2:1-Sieg am Millerntor gegen Schalke am 4. Dezember 2021 war emotional einer der herausragenden Siege der Saison 2021/22 und brachte die Herbstmeisterschaft.

Nikola Vasilj, Marcel Hartel, Eric Smith und Jackson Irvine standen damals schon auf dem Platz. Bei Schalke waren Thomas Ouwejan, Dominik Drechsler und Henning Matriciani schon dabei. Schalke war danach Achter, vom Aufstieg weit entfernt.

Das war ein halbes Jahr später ganz anders. Hürzeler erinnert sich auch, als die Königsblauen am 7. Mai 2022 mit einem 3:2-Sieg gegen St. Pauli doch noch in die Bundesliga aufgestiegen sind, er war damals Co-Trainer.

„Da durfte ich miterleben, welche unfassbare Stimmung durch Fans und die Mentalität des gesamten Vereins entfacht werden kann. Das ist schon etwas ganz Besonderes in Deutschland“, sagt Hürzeler, „Schalke ist definitiv eine Mannschaft, die von der Strahlkraft, die sie haben, in die erste Liga gehört.“

Schalke 04 schießt viele Tore – kassiert aber noch mehr

Aber: „Dazu gehört einfach eine gewisse Konstanz. Das ist das alles Entscheidende.“ Die ist in den ersten sechs Partien in der Zweiten Liga tatsächlich bei den „Knappen“ noch nicht auszumachen. Sie schießen viele Tore, kassieren aber noch mehr, zwei Siegen stehen ein Unentschieden und drei Niederlagen gegenüber, schon rumort es wieder am Schalker Markt. Die erste Aussage der Vereinsführung nach dem Abstieg „Wir werden sofort wieder aufsteigen“, wurde inzwischen relativiert: „Wir haben einen Drei-Jahres-Plan.“

Die Erregungs-Grenze ist traditionell niedrig, in beide Richtungen. Tatsächlich würde eine Niederlage am Millerntor den Abstand nach oben weiter wachsen lassen und damit für noch mehr Unruhe sorgen. Andererseits bietet ein Auswärtssieg bei einem Spitzenteam auch Chancen: „Es wird schwer aufzusteigen, aber man kann da ein Ausrufezeichen setzen“, sagt Trainer Thomas Reis.

St. Paulis Hürzeler hat den Gegnerklar analysiert

Über den wird auch schon getuschelt in Gelsenkirchen, wo denn sein fußballerischer Spielplan sei. Hürzeler hat den jedoch am Donnerstag ziemlich klar benannt: „Sie spielen lange Bälle auf ihren Zielspieler und gehen auf den zweiten Ball. Das ist ein Muster. Assan Ouédraogo hat ein super Eins-gegen-Eins, er kann auch mal zwei, drei Spieler ausspielen, das schafft dann Räume.“ In der Defensive agieren sie mit Mann-Orientierung, „da müssen wir Lösungen finden, wenn wir zu Torchancen kommen wollen.“

Reis wollte das so natürlich nicht stehen lassen. „Wir wollen einen guten Mix finden, um St. Pauli entsprechend zu bespielen. Wir haben sie auch sehr gut analysiert“, sagte er am Donnerstag, lobte aber auch: „Sie haben das bisher sehr gut gemacht, wir dürfen sie nicht ins Spiel kommen lassen, das wird eine sehr schwere Aufgabe.“

Bei der Reis erneut auf Torjäger Simon Terodde verzichten muss, der weiterhin unter Wadenproblemen leidet. Auch Kenan Karaman und Bryan Lasme fallen aus. Vor allem aber fehlen die beiden ersten Torhüter Marius Müller (Sehnenabriss) und Ralf Fährmann (Achillessehne), Routinier Michael Langer (38) wird wohl wieder spielen.

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Solche Probleme hat Hürzeler nicht. Die zuletzt erkrankten Manolis Saliakas und David Nemeth sind wieder gesund, auch Simon Zoller ist am Donnerstag nach leichten Problemen mit einem Nerv wieder ins Training eingestiegen. Nur Kapitän Jackson Irvine fällt mit seinem Bänderriss natürlich weiterhin aus, auch wenn er schon mit leichtem Lauftraining begonnen hat.

„Der 5:1-Sieg gegen Holstein Kiel hat nur einen Wert, wenn wir ihn gegen Schalke bestätigen“, sagte Hürzeler. Als einziges Team in den ersten drei Ligen ist seine Mannschaft noch ungeschlagen, das soll auch so bleiben. „Wir haben eine defensive Stabilität, deshalb haben wir noch nicht verloren und erst drei Gegentore bekommen“, sagt Hürzeler, „gegen Kiel war aber auch ein bisschen Larifari dabei. Das darf gegen Schalke nicht passieren.“

Die täglichen Trainingszeiten hat er nach hinten geschoben, statt vormittags geht es jetzt erst am Nachmittag auf den Platz, der Bio-Rhythmus der Mannschaft anpassen. Denn nach dem Spiel am Sonnabend sind auch die folgenden Partien bei Hertha BSC (30. 9.) und daheim gegen den 1. FC Nürnberg (7. 10.) späte Topspiele. Die TV-Sender wissen eben, was sie an St. Pauli haben.