Hamburg. Der Stürmer spielt eine statistisch durchschnittliche Saison. Das dürfte sich zum Positiven ändern, ebenso wie seine Deutschkenntnisse

Ein Handicap von 15,2 nennt Oladapo Afolayan sein Eigen. Nicht übel, aber es geht auch besser. Daher arbeitet der Offensivspieler des FC St. Pauli an seinem Golfspiel – aber bei Weitem nicht nur aus Leistungsgründen. „Ich habe vom Golf gelernt, geduldiger und ruhiger zu sein. Dort ist es so, dass man schlechter spielt, je frustrierter man ist“, sagt der 26-Jährige, der in dieser Zweitligasaison eine gewisse Frustrationstoleranz benötigte.

Nachdem der pfeilschnelle Engländer nach seinem Wechsel ans Millerntor in der vergangenen Winterpause direkt durchgestartet war, reichen seine Leistungen in der aktuellen Serie, abgesehen vom vergangenen Spiel gegen Holstein Kiel (5:1), noch nicht an dieses Niveau heran. „Was sich statistisch auch nachweisen lässt“, sagt Dustin Böttger vom Fußballanalyse-Unternehmen Global Soccer Network (GSN).

St. Paulis Afolayan hat Fähigkeiten eines Bundesligaspielers

Die Leistungen Afolayans können in drei Phasen aufgeteilt werden: seine sehr starken ersten acht Spiele, seine soliden zweiten acht sowie die sechs in dieser Saison. Hierbei müsse die Fähigkeit des Spielers von seiner Performance getrennt werden, sagt Böttger: „Ein Spieler mit guten Fähigkeiten kann über einen gewissen Zeitraum unterperformen.“ Das scheint bei Afolayan, dessen GSN-Index ihn als unterdurchschnittlichen Bundesligaspieler aufweist, der Fall zu sein.

In Zahlen ausgedrückt: Pro 90 Minuten fielen seine Tore um 52 Prozent von 0,29 auf 0,14, die Zahl der Dribblings sank von 7,42 auf 7,13, die der Angriffsläufe über mindestens 15 Meter mit Ball von 3,89 auf 1,22 und die der Pässe von 24,23 auf 18,53. Böttger kann eine Korrelation zur Position Afolayans ziehen. „Auf Linksaußen erbringt er eindeutig seine besten Leistungen“, sagt er.

Als Linksaußen spielt der Engländer am stärksten

In dieser Saison kam der gebürtige Londoner aber nur in vier Prozent der Minuten dort zum Einsatz, 60 Prozent der verfügbaren Zeit spielte er als Rechtsaußen, 36 Prozent als Mittelstürmer, was nicht funktionierte. „Als Linksaußen weiß er besser, wie er anläuft und in die Zweikämpfe kommt“, sagt Böttger und verweist auf eine weitere Statistik: Die der geführten Pressingduelle, die von 9,69 auf 8,55 sank. Alles Kleinigkeiten, die letztlich aber einen Effekt erzeugen.

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Auf links ist bei St. Pauli allerdings Elias Saad gesetzt, sodass Afolayan auf die andere Außenbahn verdrängt wird, was er gelassen sieht: „Ich fühle mich überall in der vorderen Linie wohl. Der Trainer lässt mich auf jeder Position meine Stärken ausspielen“, sagt er. Dass Afolayan diese Position bald beherrscht, dürfte nur eine Frage der Zeit sein.

Afolayan bekocht seine Deutschlehrerin

„Dapo ist ein wahnsinnig ambitionierter Lerner“, sagt seine Deutschlehrerin Rieke Pramor, deren Unternehmen „Mutig Deutsch sprechen“ sich auf die Sprachschulung von Profisportlern konzentriert. „Er versteht grammatikalische Zusammenhänge schnell und hat bereits eine fließende Aussprache“, sagt die Berlinerin.

Ihr wissbegieriger Schützling brauche regelmäßig kreative Aufgaben, „sonst fühlt er sich unterfordert“, sagt Pramor, die Afolayan „die beste Deutschstunde meines Lebens“ verdankt. In dieser kochten Lehrerin und Schüler parallel, der Brite musste die Pädagogin durchgängig auf Deutsch anleiten. „Er hatte seine ganze Familie zu Gast, hat alle liebevoll bekocht und grandioses Deutsch gesprochen“, sagt Pramor.

„Ich kann mit Besonnenheit jedes Hindernis überstehen“, sagt Afolayan am Mittwoch noch auf Englisch. Aber auch dieses sprachliche Handicap sollte er bald verbessern.