Heidenheim. Der FC St. Pauli hat beim 1. FC Heidenheim seine sensationelle Erfolgsserie fortgesetzt. Das entscheidende Tor gelang Marcel Hartel.

Die Erfolgsserie des FC St. Pauli geht einfach immer weiter. Mit dem 1:0 beim 1. FC Heidenheim feierte das Team Millerntor am Sonnabendabend den zehnten Sieg in Folge und stellte den Zweitligarekord des Karlsruher SC damit ein. Das Siegtor gelang Marcel Hartel mit einem spektakulären Schuss kurz vor der Pause.

"Nach unserem 1:0 quasi aus dem Nichts hat meine Mannschaft in der zweiten Halbzeit sehr diszipliniert gespielt und sehr gut verteidigt. Wir haben uns in den Druckphasen des Gegners immer wieder gegenseitig unterstützt", lobte St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler sein Team nach dem Spiel.

Sonderzug mit St. Paulis Fans fuhr verspätet los

Von den rund 1400 St.-Pauli-Anhänger im Stadion waren etliche mit dem Sonderzug angereist und mussten schon vor der Abfahrt bangen, rechtzeitig anzukommen. Wegen eines entgleisten Waggons verspätete sich die für 7.56 Uhr geplante Abfahrt in Hamburg-Altona um rund eine Dreiviertelstunde. Doch am Ende war alles entspannt. Schon vor 18 Uhr hatte der Zug Heidenheim erreicht, in einem Fanmarsch vom Bahnhof durch die Stadt und hinauf auf den Schlossberg erreichten die braun-weißen Anhänger die Voith-Arena.

Allzu gern hätte St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler auch im sechsten Spiel in Folge dieselbe Startelf auf den Rasen geschickt. Doch die Verletzung von Eric Smith machte ihm wie befürchtet einen Strich durch diese Rechnung. Der 30-Jährige ersetzte den Schweden durch Adam Dzwigala. Der Pole nahm dabei die rechte der drei Innenverteidiger-Positionen ein. Dafür rückte Jakov Medic in die Mitte in dieser Dreierkette, also dorthin, wo sonst Smith gewohnt ist zu spielen.

Medic war dann auch gleich gefordert, als er eine Volleyabnahme von Heidenheims Denis Thomalla kurz vor der Torlinie erwischte und den Ball ins Seitenaus drosch (7. Minute). Das Match begann also so intensiv, wie es auch St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler vorausgesagt hatte. Hinzu kam, dass die Heidenheimer einen Sieg brauchten, um ihren zweiten Tabellenplatz zurückzuerobern, nachdem am frühen Nachmittag der HSV mit dem 6:1 gegen Hannover 96 diesen direkten Aufstiegsrang ergattert hatte.

Tabellenspitze der 2. Bundesliga
1. Heidenheim 34 / 67:36 / 67
2. Darmstadt 98 34 / 50:33 / 67
3. HSV 34 / 70:45 / 66
4. Düsseldorf 34 / 60:43 / 58
5. FC St. Pauli 34 / 55:39 / 58

Daschner kann Torwartfehler nicht nutzen

Die St. Paulianer hatten einige Probleme, dem Druck des FCH-Teams standzuhalten. Nur selten gelangen Entlastungsangriffe. Vielversprechend war dabei der gute Abschluss von Connor Metcalfe (16.), doch Heidenheims Torwart Kevin Müller hielt den flachen Linksschuss sicher. Auf der Gegenseite verfehlten Thomalla (24.) und Torjäger Tim Kleindienst (28.) per Kopf das St.-Pauli-Tor aus aussichtsreicher Position nur knapp.

Unfreiwillig brachte Heidenheims Torwart Müller Unterhaltung ins Spiel, als er unbedrängt St. Paulis Mittelstürmer Lukas Daschner den Ball in den Fuß spielte. Der aber konnte die unverhoffte Chance nicht nutzen, scheiterte zunächst mit seinem Schuss an Müller. Letztlich klärten die zurückgeeilten Heidenheimer diese Situation (34.).

Hartel trifft spektakulär zum 1:0 ins kurze Eck

Geschlagen aber war FCH-Keeper Müller sieben Minuten später. Dabei nahm St. Paulis kreativer Mittelfeldspieler Marcel Hartel einen Einwurf von Leart Paqarada technisch sauber mit, strebte von links in den Strafraum und drosch den Ball mit dem rechten Fuß volley ins kurz Eck – ein ebenso spektakulärer wie zu diesem Zeit unerwarteter Treffer für die Hamburger.

"Ich habe den Ball optimal getroffen. Lustigerweise haben wir das am Donnerstag im Training ein bisschen geübt. Da lief es bei mir auch schon ganz gut", sagte Hartel nach dem Spiel uns strahlte. "Ich freue mich, dass ich der Mannschaft so helfen konnte. Insgesamt haben wir wenige Chancen der Heidenheimer zugelassen. Das war der wichtigste Schlüssel zu diesem Sieg."

Mit der Führung im Rücken konnte sich St. Pauli zunächst stärker als zuvor darauf konzentrieren, in der eigenen Hälfte die Räume für die Heidenheimer zu verengen und auf Kontersituationen zu lauern. Dazu aber kamen die Hamburger kaum, weil sich nach Ballgewinnen kaum einmal kontrolliert weiterspielen konnten.

Es dauerte im zweiten Abschnitt mehr als 20 Minuten, ehe die in dieser Saison bisher zu Hause ungeschlagenen Heidenheimer zu ihrer nächsten Torchance kamen. Dabei konnte St.-Pauli-Torwart Nikola Vasillj den Linksschuss von Kleindienst mit den Fingerspitzen zur Ecke lenken (67.).

St. Paulis Joker David Otto trifft die Latte

Glück hatte St. Pauli, als Jan-Niklas Beste nach einer scharfen Eingabe von rechts das Tor knapp verfehlte. Andererseits war es Pech, dass der gerade eingewechselte Ex-Heidenheimer David Otto nach einem Solo den Ball mit links an die Latte drosch (76.).

Otto hatte in der Nachspielzeit noch die Chance zum zweiten Tor, scheiterte an Müller. Doch kurz danach jubelte er mit seinem Team, das jetzt nur noch vier Punkte Rückstand auf Platz drei hat. "Wer hier in Heidenheim gewinnt, kann auch gegen jeden anderen Gegner gewinnen", sagte Otto. "Aber am nächsten Sonntag gegen Braunschweig wird es wieder ein anderes Spiel."

"Spätestens seit heute mischt St. Pauli im Aufstiegskampf mit", sagte Heidenheims Trainer Frank Schmidt nach dem Spiel angesichts der Tabellenkonstellation. Doch sein Gegenüber Fabian Hürzeler wehrte ab: "Wir tun gut daran, nur auf uns zu gucken. Wir sind immer noch vier Punkte hinter Heidenheim und können nicht beeinflussen, wie die anderen spielen. Wir wollen uns weiter auf unsere Entwicklung fokussieren. Ich habe auch heute Dinge gesehen, die nicht gut waren."

St.-Pauli-Trainer Hürzeler: Kein Sonderurlaub

Und auch am geplanten Ablauf für Ostersonntag änderte Hürzeler trotz des fünften Auswärtssieges in Folge nichts. "Die Jungs können heute Abend noch ein bisschen im Hotel feiern, solange sie morgen wieder auf dem Platz stehen." Dazwischen wird noch der Rückflug nach Hamburg sein.

1. FC Heidenheim: Kevin Müller - Busch (90. Keller), Mainka, Siersleben (71. Schimmer), Föhrenbach - Maloney, Schöppner (87. Kühlwetter) - Pick (87. Burnic), Thomalla (71. Sessa), Beste - Kleindienst.

FC St. Pauli: Vasilj - Dzwigala, Medic, Mets - Saliakas (83. Zander), Irvine, Hartel, Paqarada - Metcalfe (74. Otto), Daschner (90.+2 Beifus), Afolayan (83. Aremu). Tor: 0:1 Hartel (41.) Schiedsrichter: Christian Dingert (Lebecksmühle), Zuschauende: 15.000 (ausverkauft). Gelbe Karten: Busch (2), Kleindienst (8) - Metcalfe (3), Otto (3). Statistik: Torschüsse: 12:10, Ecken: 5:3, Ballbesitz: 54:46 Prozent, Zweikämpfe: 101:116, Laufleistung: 126,32:126,71 Kilometer.