Hamburg. Viel Prominenz, 16 Tore, Emotionen, aber auch lustige Einlagen beim Abschiedsspiel für St. Paulis Urgestein Jan-Philipp Kalla.
Am Ende war das Ergebnis natürlich Nebensache. Viel wichtiger beim Abschiedsspiel für Jan-Philipp Kalla war am Sonnabend-Nachmittag, dass sich die Hoffnungen auf ein munteres, buntes Fußballfest im Millerntor-Stadions trotz des ungemütlichen Wetters sich voll erfüllt hatten.
Kalla hatte etliche Weggefährten seiner 17 Jahre als Spieler des FC St. Pauli eingeladen, und nahezu alle waren gekommen. Spaß, Emotionen und viele Tore prägten die 90 Minuten auf dem Spielfeld sowie das ganze Drumherum vor rund 10.367 Zuschauenden, die für eine stimmungsvolle und angemessene Kulisse für dieses Spiel sorgten.
Trainer Ewald Lienen von Klimaaktivisten ausgebremst
Für ein ganz besonders Bonmot sorgte Ewald Lienen, der als Trainer des „Team Jung“ erst rund eine Viertelstunde nach dem Anpfiff seinen Platz am Spielfeldrand einnehmen konnte. Bei seiner Anreise war er von der Sperrung des Elbtunnels und der Blockade der Elbbrücken durch Klimaaktivisten ausbremst worden. „Ich habe die Klimaaktivisten ja selbst organisiert, aber bedacht, dass ich da ja auch fahren muss“, erzählte er kurz nach seiner Ankunft ins Mikrofon der Stadionsprecherin Dagmar Hansen.
Schließlich habe er sein Auto in Harburg geparkt und sei mit der S-Bahn weitergefahren, berichtete Lienen weiter, der von Dezember 2014 bis Mai 2017 Cheftrainer am Millerntor gewesen war und danach als Wertebotschafter dem FC St. Pauli erhalten geblieben war.
Schon bei der Vorstellung der Teams hatte Timo Schultz besonders viel Applaus erhalten. Der im Dezember nach knapp zweieinhalb Jahren als Cheftrainer freigestellte Ex-Profi genießt bei den St.-Pauli-Fans immer noch eine große Sympathien, was auch beim Torjubel deutlich wurde, als der 45-Jährige mit einem 20-Meter-Schuss in den Torwinkel – unter leichter Mithilfe von Torwart Robin Himmelmann – das zwischenzeitliche 3:0 für „Team Alt“ erzielt hatte.
Kallas Sohn Leo erzielte fünf Treffer
Noch größerer Jubel brandete allerdings auf, als Kallas 13 Jahre junger Sohn Leo nach einem sehenswerten Antritt zum 4:3 traf – nur eine Minute nach seiner Einwechslung. Der Junior, der beim USC Paloma und auch in der Hamburger Auswahl spielt, traf später auch noch ein zweites Mal.
Da wollte natürlich auch der Vater nicht zurückstehen, ließ sich in der 68. Minute noch einmal einwechseln nun brachte den Ball zum 6:5 und 7:5 im Tor unter, ehe er sich in der 77. Minute endgültig auswechseln ließ und die Ovationen aller Spieler entgegennahm.
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Danach gab Kalla den Staffelstab familienintern wieder weiter, was Sohnemann Leo umgehend nutzte und in der Schlussphase noch drei Treffer zum 10:6-Endstand erzielte. Der Rest war Freude pur bei allen Beteiligten, auch wenn es das Wetter nicht gut mit den Akteuren meinte. Als sich die Spielerschar die Ovationen der Fans abholte, goss es noch einmal in Strömen.
Auch Blindenfußballer Serdal Celebi erzielte ein Tor
Unter den Torschützen war auch Serdal Celebi, der zum erfolgreichen Meisterteam des FC St. Pauli im Blindenfußball gehört. Ihm war es vorbehalten, kurz vor der Pause den 4:4-Halbzeitstand zu erzielen.
„Ich habe es sehr genossen, dass ich mit meinem Sohn einmal gemeinsam auf dem Platz stehen konnte. Ich freue mich auch, dass so viele Zuschauer gekommen sind und auch andere Spieler des Clubs in diesem Rahmen eine Verabschiedung erhalten haben, die sie verdient haben“, sagte Jan-Philipp Kalla später, ehe es zum Feiern ging.