Klima-Aktion kam wegen Elbtunnelsperrung zur Unzeit. Einige Autofahrer verloren die Beherrschung. Das hat nun Konsequenzen.

  • Letzte Generation blockiert Elbbrücken in Hamburg
  • Klimaaktivisten betonieren sich auf Fahrbahn
  • Autofahrer reagieren aggressiv, schlagen und treten die Aktivisten
  • Nun ermittelt dazu die Polizei

Hamburg. Die Letzte Generation war am Sonnabend wieder aktiv: Ab 11.30 Uhr blockierten acht Klima-Aktivisten die Elbbrücken, Richtung stadteinwärts. Sie setzen sich dazu auf die Fahrbahn und stellten zwei Mietwagen quer auf die Straße. Um 11.55 Uhr klebten sich vier der Aktivisten zudem mit schnellbindendem Beton auf der Fahrbahn fest. Die Polizei rückte mit einem größeren Aufgebot an. Autofahrer reagierten sehr aggressiv auf die Aktion – manche schlugen und traten die Blockierer.

Letzte Generation blockiert Elbbrücken: Ein Autofahrer zerrt einen Klimaaktivisten von der Fahrbahn.
Letzte Generation blockiert Elbbrücken: Ein Autofahrer zerrt einen Klimaaktivisten von der Fahrbahn. © André Lenthe

In den sozialen Netzwerken tauchte ein Video auf, in dem ein Lastwagenfahrer augenscheinlich die Beherrschung verliert, einen Demonstranten von der Straße zieht und ihn in den Bauch tritt. „Dieser Vorfall ereignete sich, bevor die Polizei eingetreten ist“, sagte ein Sprecher der Polizei dazu. Es sei eine Online-Anzeige eingegangen, die Polizei ermittele.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Der gewalttätige Übergriff hat nun Konsequenzen: Nach dem gewalttätigen Angriff mutmaßlich durch einen Lkw-Fahrer auf einen Aktivisten hat die Polizei nun Ermittlungsverfahren eingeleitet. Zudem laufen sieben Verfahren wegen des Verdachts der Nötigung gegen die „Klima-Kleber“. Insgesamt sieben Personen wurden nach der Aktion am Sonnabend in Gewahrsam genommen. Zwei von ihnen sitzen demnach noch immer in Gewahrsam. Ein Richter prüfe eine längerfristige Ingewahrsamnahme. „Das Ergebnis steht derzeit noch aus“, erklärte ein Polizeisprecher. Die Ermittlungen führe der Staatsschutz des Landeskriminalamtes.

Letzte Generation: Drei festgeklebte Personen auf der Straße

Die Klimaaktivisten der Bewegung Letzte Generation hatten am Sonnabend die Elbbrücken stadteinwärts blockiert und so erhebliche Staus produziert. Um 12.15 nahm die Polizei vier Personen in Gewahrsam, auf der Straße befanden sich zu dem Zeitpunkt noch drei, die sich mit dem schnellbindenden Beton festgeklebt hatten. Die Schlüssel für die Mietwagen musste die Polizei erst suchen: Die Aktivisten hatten sie in Brötchen versteckt, die sie mitgebracht hatten.

Letzte Generation blockiert Elbbrücken: Eine genervte Autofahrerin holt aus und tritt nach einem der festbetonierten Klimaaktivisten.
Letzte Generation blockiert Elbbrücken: Eine genervte Autofahrerin holt aus und tritt nach einem der festbetonierten Klimaaktivisten. © André Lenthe

Die Entfernung der Personen von der Fahrbahn dauerte mehrere Stunden. Wie der Lagedienst der Polizei um 13 Uhr mitteilte, mussten dafür extra Spezialkräfte angefordert werden, da die Personen von der Fahrbahn gefräst werden mussten. Gegen 15.30 Uhr waren laut polizeilichem Lagedienst die letzten Aktivisten von der Fahrbahn runter, der Einsatz nahezu beendet. Über Twitter teilte die Polizei einige Minuten später mit, dass beide Fahrtrichtungen wieder freigegeben werden konnten.

Auch St. Paulis Ex-Trainer und -Technikdirektor Ewald Lienen bekam die Auswirkungen des Verkehrschaos zu spüren: Er traf erst 15 Minuten nach Anpfiff beim Abschiedsspiel von Jan-Philipp-Kalla im Millerntor-Stadion ein. Sein Auto hatte er kurzerhand in Harburg abgestellt und war in die S-Bahn umgestiegen.

Letzte Generation: Stau bis Autobahndreieck Maschen

Erst am Donnerstag hatten die Klimaaktivisten die Köhlbrandbrücke blockiert. Auch dort hatten sich Personen mit dem schnellbindenden Beton auf der Fahrbahn festgeklebt. Die Polizei musste mit schwerem Gerät anrücken und sie aus dem Asphalt fräsen. Auch hier dauerte es mehrere Stunden, bis die Fahrbahn wieder frei war.

Mit der Blockade war am Sonnabend auch die wichtigste Umleitung für den wegen Bauarbeiten gesperrten Elbtunnel unpassierbar. Laut der Verkehrsleitzentrale staute sich der Verkehr Richtung Norden um 12.15 Uhr auf der A255 und auf der A1 zurück bis über das Autobahndreieck Maschen hinaus.

Letzte Generation: Verkehr staute sich auf insgesamt 25 Kilometern

Um 14 Uhr staut sich der Verkehr laut der Verkehrsleitzentrale auf A1 und A255 Richtung Norden auf 17 Kilometern Länge. Zudem gab es auf der A1 Richtung Süden einen Stau von fünf Kilometern Länge ab der Anschlusstelle Moorfleet und auf der B75 Richtung Norden drei Kilometer Stau.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Um die Autos von der A255 zu bekommen, leitete die Polizei umfangreiche Maßnahmen ein: Die Autos wurden an mehreren Punkten von der A255 Richtung B75 und Richtung Süden abgeleitet. Der einzige Weg in die Innenstadt führte über die Freihafenbrücke, aber auch hier staute sich der Verkehr. Die Zufahrt von der A1 zur A255 sowie alle Autobahnauffahrten an der A255 Richtung Norden waren gesperrt.

Gegen 15.30 Uhr hatten die Beamten die letzten Personen von der Fahrbahn entfernt, die Fahrbahn wieder freigegeben. Der Verkehr staute sich am Nachmittag jedoch noch immer im Bereich der Elbbrücken. Bis sich die kilometerlangen Staus aufgelöst hatten, dauerte es nach Angaben der Polizei noch bis zum frühen Abend.

Letzte Generation hatte Hamburgs Bürgermeister Ultimatum gesetzt

Am vergangenen Dienstag hatte es im Hamburger Rathaus Gespräche zwischen SPD und Grünen mit Angehörigen der „Letzten Generation“ gegeben. Dem vorangegangen war ein Brief der „Letzten Generation“ an Hamburgs Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sowie mehrere Bürgerschafts-Fraktionsvorsitzende. Die Aktivisten verlangten darin, die Bildung eines Gesellschaftsrates zur Lösung der Klimakrise zu unterstützen. Sie setzten ein Ultimatum bis zum 13. März und drohten mit Störaktionen.