Hamburg. TV-Star Christian Rudolf ist „fassungslos und geschockt“ über den Rauswurf von Timo Schultz und wendet sich an Präsident Oke Göttlich.
Für Christian Rudolf ist der FC St. Pauli ein Stück Heimat. Seit 33 Jahren gehe er ans Millerntor, „seit Ewigkeiten“ sei er dem Zweitligaverein als Mitglied, Dauerkarteninhaber und Fan verbunden. Als St. Pauli 2003 finanziell um seine Existenz kämpfte, trat der bekannte Schauspieler und Sänger mit seiner Band beim Festival „Retter-Finale“ im Stadion auf.
Doch die vergangenen Tage hätten ihn von seinem Club entfremdet. Wie „viele Tausend“ Gleichgesinnte sei er „fassungslos und geschockt, traurig und irritiert“ über den Rauswurf von „unserem“ Trainer Timo Schultz, schreibt Rudolf (57) in einem offenen Brief an Präsident Oke Göttlich: „Das geht nicht. Das war nicht gut. Damit ist niemandem geholfen. Das hilft kein Stück weiter.“
FC St. Pauli: TV-Star Christian Rudolf greift wegen Schultz-Entlassung Führung an
Schultz (45) habe einen „unglaublich attraktiven Fußball am Millerntor etabliert“ und „großartige Erfolge eingefahren“. Vor allem aber sei der frühere Spieler des Kiezclubs „endlich mal wieder eine 100-prozentige Identifikationsfigur auf diesem Posten gewesen“. Seine Freistellung bedeute, „unserem Verein einen wesentlichen Bestandteil zu nehmen“, schreibt Rudolf weiter: „Ich denke, wir sind der ‚ach so andere Verein‘?! Ich denke, wir haben ‚ach so andere Werte‘?! In dieser Situation vermisse ich genau das!“
Schultz hatte mit St. Pauli im Frühjahr den Bundesliga-Aufstieg nur knapp verpasst. Den sportlichen Absturz in dieser Saison kreidet Rudolf Sportchef Andreas Bornemann (51) an, der es nicht verstanden habe, die abgewanderten „großartigen Spieler“ gleichwertig zu ersetzen.
- Wie Sportchef Bornemann zum "Unantastbaren" wurde
- Nach Schultz-Aus: Trainerkollege attackiert Bornemann
- Neuer Aufsichtsrat: Bornemann und Göttlich droht Gegenwind
FC St. Pauli: Edelfan fordert Abstimmung über Schultz
Rudolf habe nichts gegen Göttlich (47) als Präsidenten. „Aber darum geht es jetzt nicht. Es geht um mehr. Nämlich darum, St. Paulianer zu sein. Unsere Werte sind nicht damit vereinbar, unsere größte Identifikationsfigur nach Holger Stanislawski, Timo Schultz, vor die Tür zu setzen.“
Göttlich, fordert der Schauspieler, möge die Mitglieder befragen und basisdemokratisch abstimmen lassen. „Du wirst sehen, dass Timo hier weiterarbeiten soll.“
Rudolf darf sich in guter Gesellschaft wähnen. St.-Pauli-Fans hatten eine Online-Petition gegen Schultz’ Entlassung gestartet. Sie wurde bis zum Sonntag bereits mehr als 10.000-mal unterschrieben.