Hamburg. Untersuchungen zeigten, dass weniger Beamte zu weniger Ausschreitungen führten. Auch zur WM in Katar äußerte der Vereinspräsident sich.
Der Derbysieg gegen den HSV ist beim FC St. Pauli als eines der wenigen erfreulichen Resultate dieser Saison noch gut in Erinnerung. Die Ereignisse drum herum ebenfalls, allerdings in sehr schlechter. Am Abend des 14. Oktober war es vor dem Millerntor-Stadion zu Ausschreitungen gekommen. Rund 50 Personen wurden in Gewahrsam genommen. Aufnahmen, auf denen ein Polizist auf einen bereits am Boden liegenden Randalierer einschlug, hatten für Kontroversen gesorgt.
FC St. Pauli: Präsident plädiert für weniger Polizeipräsenz bei Spielen
Präsident Oke Göttlich ging nun nochmals auf die Vorfälle ein, da es gelte, „das riesige Privileg“, ein Stadion mitten in der Stadt zu haben, zu schützen. „Auch wenn wir die Polizei und die Innenbehörde stark kritisieren auf Basis des unmittelbaren Polizeieinsatzes und es definitiv ein Zeichen von Polizeibrutalität gewesen ist, die unmittelbar an unserem Wohnzimmer stattgefunden hat, sind wir mit der Behörde, der DFL und dem HSV Anfang Dezember in Gesprächen, in denen wir das Thema Polizeipräsenz besprechen“, sagt Göttlich. Als mögliche Lösung schlägt der 46-Jährige ein Modell aus dem Süden vor.
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„Es gibt Erkenntnisse aus Baden-Württemberg, dass weniger Polizeipräsenz zu weniger Interventionen und Fanausschreitungen führt“, sagt Göttlich. Die sinkenden Zahlen an Straftaten und verletzten Personen basieren auf dem Konzept der Stadionallianzen, bei dem Vereine, Verbände, Fanprojekte, Kommunen und die Polizei zusammenarbeiten. Die Einsatzbelastung der Beamten in Süddeutschland wurde dadurch um rund 30.000 Stunden reduziert. „Das Schonen von Ressourcen, also von Steuergeldern und Überstunden der Polizisten, ist dabei der wesentliche Aspekt“, sagt Göttlich.
FC St. Pauli: Harsche Kritik von Göttlich an der Fifa
Auch das Thema der von der Fifa untersagten „One Love“-Binde, die der Deutsche Fußball-Bund bei der WM in Katar tragen wollte, griff Göttlich auf: „Bereits die Diskussion über die Armbinde zeigt, wie grundlegend falsch die Vergabe der WM 2022 durch den Weltfußballverband war. Nun missbraucht die Fifa auch noch ihre Macht, setzt mehrere Verbände massiv unter Druck, um ein Zeichen für Diversität zu verhindern. Das ist die endgültige Bankrotterklärung für einen Fußball, dessen Regeln nach Gutsherrenart von der Fifa diktiert werden."
"Viele Fans haben sich längst mit Grausen von diesem Fußball abgewandt. Sicherlich werden auch bald Sponsoren und Partner folgen. Der FC St. Pauli wird weiterhin für einen anderen, solidarischen und gerechten Fußball eintreten und kämpfen. Die WM 2022 wird hingegen als eine WM der Schande in die Geschichte eingehen.“