Hamburg. Weltverband drohte Kapitänen mit Konsequenzen, sollte Armbinde getragen werden. Hamburger Dragqueen wüsste eine Alternative.
Die Empörung war groß, als bekannt wurde, dass die Kapitäne der großen Fußball-Nationen wie Deutschland, die Niederlande oder England darauf verzichten werden, die „One Love“-Armbinde zu tragen, weil die Fifa mit Konsequenzen wie Gelben Karten oder gar Punktabzügen gedroht hat. Mit Fassungslosigkeit über den jüngsten Skandal, der die WM in Katar erschüttert hat, reagierte nun auch Olivia Jones.
Für die berühmte Hamburger Dragqueen Olivia Jones ist jedoch nicht nur die Fifa das Problem. Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sieht in der Causa „One Love“-Binde nicht gut aus. In einem Video-Appell wendete sich Jones daher direkt an Nationalmannschaftskapitän Manuel Neuer. Jones hat zudem ihr Profibild bei Instagram geändert. Statt ihrem Bild steht ein Logo mit dem Hashtag: „PFUIFA“.
„Lieber Manuel Neuer, du wolltest ein Zeichen setzen und wolltest beim WM-Spiel die „One Love Binde“ tragen. Und – groooße Überraschung: Die #PFUIFA hat's... verboten! Und dein DFB ist... eingeknickt. Sicher bist du traurig. Dabei war schon die „One Love“-Binde nur eine abgeschwächte Variante der Regenbogen-Binde. Aaaber: DU hast JETZT die Chance, noch Geschichte zu schreiben", erklärte Jones.
Die Kiez-Legende würde sich trotz des Verbots der Fifa eine Reaktion der Nationalmannschaft wünschen. „Noch besteht die Möglichkeit, ein Zeichen zu setzen. Mit dieser Mutmach-Petition appellieren wir an Dich, Manuel Neuer: Jetzt erst Recht! Die „One Love“-Binde taugte eh nichts, zieh dir am Mittwoch den echten queeren Regenbogen an! Motto der Stunde ist: Eier zeigen, Regenbogen tragen! Sende ein Signal! Manuel, wir stehen alle hinter Dir! Mit der Regenbogen-Binde würden Du und die Mannschaft Geschichte schreiben – für die Menschenrechte, für die Rechte queerer Menschen. Du würdest Rückrat beweisen und wir alle würden Dir sprichwörtlich den Rücken stärken! Kohle aufm Konto ist ja schön. Aber: Ein Stück Unsterblichkeit, ist unbezahlbar. Werde unser Heldmeister der Herz", so Jones.
„One Love“-Binde: Göttlich wirft Fifa Gutsherrenart vor
Zuvor hatte auch der FC St. Pauli Kritik geäußert. Der Kiezclub hat über seine Social-Media-Kanäle ein Statement zur Zensur der Fifa veröffentlicht. „Bereits die Diskussion über die Armbinde zeigt, wie grundlegend falsch die Vergabe der WM 2022 durch den Weltfußballverband war. Nun missbraucht die Fifa auch noch ihre Macht, setzt mehrere Verbände massiv unter Druck, um ein kleines Zeichen für Diversität zu verhindern. Das ist die endgültige Bankrotterklärung für einen Fußball, dessen Regeln nach Gutsherrenart von der Fifa diktiert werden“, wird Präsident Oke Göttlich zitiert.
Der 46-Jährige ist sich sicher, dass sich der umstrittene Fußball-Weltverband mit diesem Verbot ein Eigentor geschossen hat. „Viele Fans haben sich längst mit Grausen von diesem Fußball abgewandt. Sicherlich werden auch bald Sponsoren und Partner folgen. Der FC St. Pauli wird weiterhin für einen anderen, solidarischen und gerechten Fußball eintreten und kämpfen. Die Weltmeisterschaft 2022 wird hingegen als eine WM der Schande in die Geschichte eingehen.“
Ittrich sieht keine Regelgrundlage für Gelbe Karte wegen „One Love“-Binde
Auch Bundesliga-Referee Patrick Ittrich, der als Schiedsrichter-Experte für den TV-Sender MagentaTV arbeitet, fand deutliche Worte.
Bei Twitter schrieb der Unparteiische: „Ich suche nach der Regelgrundlage für die Entscheidung seitens der Fifa, das Tragen der 'One Love'-Binde mit Gelb zu sanktionieren … Ich finde sie nicht. Alle werden instrumentalisiert. Traurig und unfassbar! Auch hier nur indirekt, ohne Grundlage für Gelb, oje!"
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Laut der Statuten der Fifa müssen die Kapitäne die Armbinde des Weltverbandes tragen, aber eine Gelbe Karte bei Missachtung ist im Regelbuch nicht vorgesehen. „Mit dem Artikel 13.8.1 der Fifa Equipment Regulations ist somit alles gesagt. Die Teams müssen die Kapitänsbinden der Fifa tragen. Aber trotzdem gibt es momentan für mich keine Regel, die besagt, dass der Spieler verwarnt werden darf“, erklärte Ittrich.