Hamburg. Zehn Bewerbungen für die sieben verfügbaren Plätze. Vier bisherige Kontrolleure treten nicht mehr an. Wird die Frauenquote erfüllt?
Der Countdown läuft. An diesem Sonnabend müssen alle Mitglieder des FC St. Pauli, die zur Wahl des neuen Aufsichtsrates bei der Mitgliederversammlung am 17. Dezember (11 Uhr) im Saal drei des runderneuerten CCH antreten möchten, ihre Bewerbung beim Wahlausschuss eingereicht haben. Diese Vier-Wochen-Frist sieht die Satzung des Millerntor-Clubs vor. Schon jetzt zeichnet sich aus mehreren Gründen ab, dass es im Kontrollgremium des mehr als 30.000 Mitglieder großen Vereins zwar keine Runderneuerung, aber eine erhebliche personelle Fluktuation geben wird.
FC St. Pauli: Ein Aufsichtrats-Urgestein tritt ab
Zehn Namen umfasst bisher die Liste derer, die sich um eines der sieben Aufsichtsratsmandate bewerben. Es wird also zu einer ansehnlichen Kampfabstimmung kommen. „Es wird spannend. Ein Füllhorn unterschiedlicher Menschen“, sagt treffend einer der Kandidaten über die drei Bewerberinnen und sieben Bewerber. Besonders interessant dabei ist, dass gleich vier der bisherigen Amtsinhaber jetzt nicht mehr antreten.
Einer von ihnen, der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Roger Hasenbein (64), würde wohl gern wieder kandidieren, darf dies aus Satzungsgründen aber nicht nach nunmehr vier Amtszeiten von insgesamt 15 Jahren nicht mehr. Der mit Abstand dienstälteste Funktionär in einem der beiden wichtigsten Führungsgremien (Aufsichtsrat und Präsidium) will sich künftig wieder in der aktiven Fanszene des Vereins engagieren. Den Kontakt zur Basis hat er ohnehin nie verloren. Bei Auswärtsspielen ist er meist im Gästefanblock und nicht auf der Vip-Tribüne zu finden.
Neben Hasenbein aber werden am 17. Dezember auch Karsten Meincke (63), Gerrit Onken (39) und Kai Scharff (55) nicht mehr kandidieren – vor allem aus beruflichen Gründen. Das bedeutet, dass aus dem 2018 gewählten Aufsichtsrat nur noch Sandra Schwedler (42), die schon seit 2014 auch die Vorsitzende des Gremiums ist, ihr zweiter Stellvertreter Philippe Niebuhr (51) und Sönke Goldbeck (46) erneut antreten. Erstmals bewerben sich jetzt: Kathrin Deumelandt (49), Inga Schlegel (40), Christian Anger (57), René Born (45), Ali Sabetian (55), Christoph Schleuter (53) und Joachim Weretka (71).
FC St. Pauli hat eine Frauenquote für Führungsgremien beschlossen
Mit den drei Bewerberinnen ist auch sichergestellt, dass die von der Mitgliederversammlung im September 2021 beschlossene Frauenquote von 30 Prozent erfüllt werden wird, was in etwa dem Anteil an Frauen unter den Mitgliedern entspricht. Gleichzeitig steht steht aber auch fest, dass es bei den drei Bewerbern lange Gesichter geben wird, die die wenigsten Stimmen auf sich vereinigen können.
Jedes stimmberechtigte Mitglied hat auf der Versammlung die Möglichkeit, maximal vier Kandidatinnen und Kandidaten jeweils eine Stimme zu geben. Man darf aber, aus möglichen taktischen Gründen, auch weniger ankreuzen. Ein Kumulieren seiner Stimmen ist dagegen ausgeschlossen, es darf also kein Mitglied seine vier Stimmen auf einen Bewerber vereinigen. Für Hochspannung ist eine Woche vor Heiligabend also gesorgt. Viel wird von der persönlichen Präsentation der einzelnen Kandidaten und der Stimmung unter den Mitgliedern abhängen, wer am Ende ausreichend Stimmen erhält.
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Vor vier Jahren, als der bisherige Aufsichtsrat gewählt wurde, gab es nur acht Bewerbungen. Helmut Grahli (71) war damals der Unglückliche, der die wenigsten Stimmen erhielt. Diesmal tritt er nicht an, hat sich aber von seinem Engagement im Verein nicht verabschiedet, sondern auch in diesem Jahr wieder das Ü-50-Treffen der Abteilung Fördernde Mitglieder (AFM) mit rund 300 Teilnehmenden organisiert. Es gibt also auch ein Leben nach einer Wahlniederlage.