Hamburg. Helmut Grahli kandidiert am Dienstag für einen Sitz im Kontrollgremium. “Ich liebe den Verein einfach“, sagt der pensionierte Lehrer.
Für Helmut Grahli wurde es am Dienstagabend ernst. Im Ballsaal der Südtribüne stellte sich der 67-Jährige als einer von zehn Kandidaten für einen Platz im Aufsichtsrat den anwesenden Mitgliedern vor. Die Generalprobe für den 4. Dezember, wenn auf der Mitgliederversammlung des FC St. Pauli in der Messehalle B6 das neue Kontrollgremium gewählt wird. „Es war gut, dass ich noch einmal das Reden vor einer größeren Menschenmenge üben konnte“, erklärt Grahli.
Es braucht nicht viel, um zu erahnen, was der FC St. Pauli im Leben von Helmut Grahli bedeutet. Als der pensionierte Physik-und Mathelehrer zum Gespräch mit dem Abendblatt im Clubheim des Millerntor-Stadions erscheint, kommt er stilsicher im schwarzen Totenkopf-Pullover und St.-Pauli-Ohrring. „Ich liebe den Verein einfach. Das war schon immer so und wird immer so sein“, sagt Grahli.
Und genau diese Liebe ist es, die ihn antreibt, die Zukunft des Kiezclubs mitgestalten zu wollen. „Ich habe schon länger mit dem Gedanken gespielt. Vor einem Jahr habe ich dann entschieden, dass ich antreten werde. Als Pensionär habe ich genug Zeit, mich dem Verein zu widmen und mich mit meinen Stärken einzubringen“, erklärt Grahli, der nun die Zeit reif sieht, seinen Traum Realität werden zu lassen. „Ich sehe durchaus realistische Chancen, sonst würde ich das nicht machen.“
Emotionale Bindung zum Verein
Und deshalb dreht sich der Alltag des Hamburgers momentan ausschließlich um den Wahlkampf. Mit Mund-zu-Mund-Propaganda versucht Grahli auf Stimmenfang zu gehen. Sei es innerhalb der Abteilung Fördernder Mitglieder (AFM), der er seit 1999 angehört, oder in der übrigen Fanszene, in der der extrovertierte St.-Pauli-Liebhaber bekannt ist wie ein bunter Hund. Vor allem bei den älteren Anhängern kommt der ehemalige Lehrer gut an. Jährlich organisiert Grahli das Ü-50-Treffen.
Deshalb will er vor allem auf seine emotionale Bindung zum Verein setzen, wenn es darum geht, die Mitglieder von sich zu überzeugen. „Schon in meiner Zeit als Lehrer habe ich in die Mathe-Aufgaben den FC St. Pauli eingebunden. Viele Eltern haben sich gefragt, ob ich noch bei Trost wäre, aber so konnte ich bereits den Kindern diesen besonderen Verein näherbringen“, sagt Grahli und ergänzt: „Ich habe einen guten Draht zum Präsidium, zur Geschäftsführung und dem aktuellen Aufsichtsrat. Mit einer Empathie, die ich durch meinen Beruf habe, glaube ich, dass ich ein gutes Aufsichtsratsmitglied wäre.“
Größter Konkurrent ist Philippe Niebuhr
Derzeit deutet vieles darauf hin, dass sechs der sieben aktuellen Aufsichtsratsmitglieder wiedergewählt werden. Einzig Marcus Schulz wird nicht wieder antreten. Also wird es schlussendlich aller Voraussicht nach um einen freien Platz gehen.
Größter Konkurrent von Grahli ist Vermögensverwalter Philippe Niebuhr (47), der ebenfalls in der AFM tätig ist und über große wirtschaftliche Kompetenz verfügt. „Meine größte Sorge ist, dass aufgrund des Termins an einem Dienstagabend nicht so viele Mitglieder kommen werden. Brief- oder Onlinewahl ist ja leider nicht möglich“, sagt Grahli. Somit muss der Pensionär darauf setzen, dass sein Auftritt am Dienstagabend zumindest die anwesenden Mitglieder überzeugt hat.