Hamburg. Wie haben sich die Profis des FC St. Pauli in der ersten Halbserie geschlagen? Ein Zeugnis voller schlechter Noten.

Eine völlig misslungene Hinrunde endete mit einem völlig verrückten Spiel. Der FC St. Pauli lag am Sonnabend beim Karlsruher SC gleich zwei Mal mit zwei Toren zurück und spielte schlussendlich 4:4. Timo Schultz lobte die Willenskraft seiner Spieler. „Wir haben eine super Anfangsphase gespielt und den KSC vor einige Probleme gestellt. Nach 20 Minuten steht es 2:0, aber nicht für uns“, erzählte der Trainer. Das Abendblatt hat die Hinrunden-Leistungen seiner Spieler bewertet:

St. Paulis Tor

Nikola Vasilj (11 Spiele/15 Gegentore): Kehrte nach seinem kurz vor Saisonstart erlittenen Fingerbruch früher als erwartet zurück ins Tor, was dem Team etwas mehr Sicherheit gab. Sein einziger folgenschwerer Patzer widerfuhr ihm beim 0:1 in Düsseldorf. Der Bosnier ist unumstritten die Nummer eins.

Dennis Smarsch (6/10 Gegentore): Der Kronprinz zwischen den Pfosten konnte die Chance als Nummer eins zu Saisonbeginn nicht nutzen, wirkte übermotiviert und unsicher. Bekam nach Vasiljs Rückkehr regelmäßig Spielpraxis im U-23-Team. Ein Rückschritt zur vergangenen Saison, als er sich als Pokaltorwart in vier Spielen profilieren konnte.

Sascha Burchert (0/0): Der Ex-Fürther wurde als vereinsloser Keeper verpflichtet, als noch unklar war, wie lange Vasilj ausfällt. Blieb ohne Zweitligaeinsatz und teilt sich offiziell den Status als Torwart Nummer zwei mit Smarsch.

Sören Ahlers (0/0): Hat praktisch nur die Rolle als Trainingstorwart.

St. Paulis Abwehr

Manolis Saliakas (17/1 Tor): Der im Sommer geholte Rechtsverteidiger erfüllte überwiegend die hohen Erwartungen und überzeugte mit Lauf- und Einsatzfreude sowie seinen Flanken. Gelegentlich ist er zu nachlässig beim Verhindern gegnerischer Flanken und zu emotional in hitzigen Situationen.

Luca Zander (15/0): Steht im Schatten von Saliakas, für den er regelmäßig eingewechselt wird und meist auch neuen Schwung bringt. Seine vergebenen Hochkaräter in der Schlussphase gegen Sandhausen (1:1) blieben allerdings am intensivsten im Gedächtnis.

David Nemeth (8/1): Verpasste die ersten und die letzten Hinrundenspiele wegen Verletzungen. Dazwischen deutete der 21-Jährige an, dass er zu einem Top-Verteidiger reifen kann.

Jakov Medic (12/1): Musste sich mit dem gescheiterten Wechsel nach Stuttgart erst einmal abfinden verriet in den ersten Spielen Schwächen. Später verlor der Kroate nur wenige, dann aber oft entscheidende Zweikämpfe und musste nach dem Derbysieg gegen den HSV an der Schulter operiert werden.

Betim Fazliji (12/0): Der Sommereinkauf aus St. Gallen kam lange nicht über eine Jokerrolle hinaus. Als er wegen der Verletzungen seiner Kollegen gebraucht wurde, überzeugte er nur partiell und schadete seinem Team mit der Tätlichkeit in Düsseldorf massiv. Immerhin kann man sein Potenzial erahnen.

Adam Dzwigala (12/0): Nimmt klaglos seine Rolle als Reservist an, wenn alle Verteidiger fit sind, und steht seinen Mann, wenn er gebraucht wird, was zuletzt meist der Fall war. Bisweilen kann er seine Defizite im Tempo und Kopfballspiel nicht kaschieren.

Leart Paqarada (15/1): Der eine der beiden Kapitäne ist weiter einer der besten Linksverteidiger der Liga, fordert immer den Ball und schlägt mit links gute Flanken. Defensiv ist er manchmal zu nachlässig. Wirkte zuletzt platt und überspielt.

Lars Ritzka (5/0): Wenn er gefordert war, zeigte er sich als zuverlässiger Ersatz für Paqarada, hatte aber nicht dessen Offensivdrang. Verbuchte im Stadtderby immerhin einen Assist zum 3:0-Endstand.

Marcel Beifus (2/0): Sammelte in der U 23 Spielpraxis und bot, als er bei den Profis gebraucht wurde, gegen Kiel eine sehr ordentliche Leistung, die in Karlsruhe nicht wiederholen konnte.

Jannes Wieckhoff (0/0): Blieb ohne Einsatz im Profiteam.

St. Paulis Mittelfeld

Eric Smith (15/2): Der Schwede blieb endlich einmal über eine Halbserie fit und stellte seinen Wert unter Beweis, erst als Sechser, später beeindruckend als Mittelmann in der Dreier-Abwehrkette.

Afeez Aremu (11/0): Spielte lange keine große Rolle, überzeugte aber zuletzt auch mit Ball am Fuß und klugen Pässen. Seine Gelbsucht und seinen gelegentlichen Leichtsinn muss er aber abstellen.

Jackson Irvine (16/3): St. Paulis WM-Teilnehmer und Co-Kapitän gehörte wieder zu den fleißigsten und laufstärksten Spielern. Die Anfangs gezeigte Torgefährlichkeit ging ihm aber im Verlauf der Halbserie verloren.

Marcel Hartel (17/3): Der Mittelfeldspieler bleibt der Rekordhalter in Sachen Laufleistung und hat mit drei Treffern seinen persönlichen Saisonrekord schon übertroffen. Trotzdem hat der Leistungsträger beim Torabschluss noch Luft nach oben.

Lukas Daschner (17/3): Fing im ersten Spiel gegen Nürnberg ganz stark an, konnte das Niveau aber nicht halten. Seine Aktionen sind meist auffällig, aber zu oft nicht effektiv. Zuletzt wurde er aus der Not heraus im Sturm statt als Zehner aufgeboten und traf auch wieder das Tor.

Connor Metcalfe (13/1): Sein Ausgleichstor in Fürth zum 2:2 blieb das Ausrufezeichen seiner Hinrunde. Der Australier kam bisher nicht über die Rolle eines Ergänzungsspielers hinaus, was ihn wohl auch die ersehnte WM-Teilnahme kostete.

Carlo Boukhalfa (9/0): Der aus Regensburg gekommene Offensivspieler ist noch nicht richtig im St.-Pauli-Team angekommen und hatte seit dem 1. Oktober nur zwei XXS-Einsätze.

St. Paulis Angriff

Johannes Eggestein (15/5): Das Tor in seiner Heimatstadt Hannover und der Doppelpack gegen Magdeburg machten früh Hoffnung auf eine starke Saison. Stattdessen baute der Ex-Bremer ab, verlor zwischenzeitlich seinen Stammspielerstatus, meldete sich aber im letzten Hinrundenspiel mit einem Doppelpack zurück. Fünf Tore machen ihn sogar zum internen Hinrunden-Torschützenkönig.

Etienne Amenyido (13/1): Die Hoffnung, das frühere BVB-Talent würde richtig durchstarten, wenn er mal längere Zeit gesund bleiben würde, erfüllte sich nicht. Ein Tor in einer Halbsaison ist eine indiskutable Quote. Da hilft es auch nichts, dass er im Stadtderby die Rote Karte für HSV-Kapitän Schonlau herausholte.

Igor Matanovic (15/0): Das an Eintracht Frankfurt verkaufte und zurückgeliehene Sturmtalent konnte nie an seine Glanzvorstellung in der ersten Halbzeit Anfang Mai bei Schalke 04 anknüpfen. Er beging mehr Stürmerfouls (9) als er Schüsse auf das gegnerische Tor (8) abgab.

David Otto (14/1): Ein Tor im Stadtderby hat zwar immer etwas Historisches, der ganze Rest war aber bisher zu wenig.