Hamburg. St. Paulis Sportchef Bornemann umgeht ein klares Bekenntnis zu Trainer Timo Schultz: „Wir sind noch in der Aufarbeitung.“

Friedlich und einträchtig saßen sie am Dienstagvormittag im Pressekonferenzraum des Millerntor-Stadions nebeneinander und sprachen in der Medienrunde nach Abschluss der Zweitliga-Hinserie über die unbefriedigenden vergangenen Monate und all das, was in der Rückrunde beim FC St. Pauli besser werden soll.

Sportchef Andreas Bornemann (51) und Cheftrainer Timo Schultz (45) demons­trierten in praktisch allen Punkten Einigkeit und in der Summe auch die Zuversicht, dass in der zweiten Saisonhälfte der sportlich so notwendige Aufwärtstrend gelingen, am Ende ein besserer als der aktuelle 15. Tabellenplatz mit 17 Punkten aus 17 Spielen herausspringen werde.

Bleibt Schultz bei St. Pauli? Bornemann weicht aus

Als aber das Abendblatt konkret nachfragte, ob denn damit jetzt auch klar sei, dass dies alles weiter mit Schultz als Trainer vonstattengehen solle, er also weiterhin das Vertrauen des Präsidiums genieße, dem inzwischen ja auch Bornemann als „besonderer Vertreter“ angehört, wich der Sportchef einer eindeutigen Antwort aus.

„Wir sind noch mitten in der Aufarbeitung, und das wahrscheinlich auch noch den einen oder anderen Tag. Wir arbeiten ein Jahr und eine Halbserie so auf, dass wir gemeinsam die richtigen Schlüsse ziehen, um es in eine andere Richtung gedreht zu kriegen“, sagte Bornemann und verwies damit auf die Analysen innerhalb des gesamten Präsidiums.

Damit deutete Bornmann an, dass es dabei nicht nur um die ersten 17 Ligaspiele der aktuellen Saison gehe, sondern eben auch um die mit 21 Punkten ebenfalls unbefriedigende Rückrunde der vergangenen Spielzeit, in der das Team vom ersten auf den fünften Platz abrutschte und den lange realistisch erscheinenden Bundesliga-Aufstieg noch verspielte.

Was hat Bornemann bei St. Pauli vor?

„Das ist ja keine Phase, sondern im Fußball eine Ewigkeit. Die müssen wir durchbrechen, und zwar in der Verantwortung. Wir müssen die Entscheidung so treffen, dass dieser Verein und diese Mannschaft den Turnaround hinbekommt und den Gau vermeidet. Wir sind mittendrin in der Analyse, wo wir noch einmal nachjustieren müssen“, sagte Bornemann weiter.

Ein klares Bekenntnis zu Schultz und dessen Trainerteam sind diese Aussagen beileibe nicht. Auf der anderen Seite stellte der Sportchef auch klar, dass man sich ja nicht gemeinsam in einer Medienrunde stellen würde, wenn eine negative Entscheidung in Bezug auf den Trainer schon gefallen wäre.

Schultz kämpft um Job bei St. Pauli

Timo Schultz saß derweil regungslos daneben, schien ins Nichts zu starren und kommentierte die Ausführungen Bornemanns nicht. Erst auf die konkrete, an ihn gerichtete Frage, ob er sich denn selbst noch in der Lage sehe, das Ruder wieder herumzureißen und das Team in höhere Tabellengefilde zu führen, wurde er kämpferisch.

„Wenn ich es mir nicht mehr zutrauen würde und das Gefühl hätte, ich würde die Mannschaft nicht mehr erreichen, dann wäre ein Punkt gekommen, an dem man sich als Trainer fragen muss, ob es dann noch sinnstiftend für den Verein und einen selbst ist. Das sehe ich aber zu 100 Prozent gar nicht“, sagte er mit fester Stimme.

Und weiter: „Wir haben es schon vor zwei Jahren bewiesen, dass wir die richtigen Schlüsse gezogen und die richtigen Wege eingeleitet haben. Wobei ich die Situation diesmal anders einschätze als damals.“

St. Pauli: Timo Schultz muss um Job bangen

Im Januar 2021 hatte sein Team nach 15 Spielen gerade einmal zehn Punkte auf dem Konto und war Vorletzter. Am Ende standen nach zwei Siegen zum Ende der Hinrunde und einer atemberaubenden Rückserie 47 Zähler zu Buche. Jetzt sei die Mannschaft insgesamt reifer und mit mehr Substanz ausgestattet als damals, was Schultz schon mehrmals betont hatte.

„Die Stellschrauben, an denen wir drehen müssen, die kennen wir, und die gehen wir an. So, wie die Mannschaft auftritt, Fußball spielt und das Spiel auf dem Platz lebt, zeigt sie, dass sie funktioniert. Deshalb bin ich felsenfest davon überzeugt, dass die einzelnen Spieler und die Mannschaft als Ganzes gestärkt aus dieser Phase herauskommen werden“, sagte er. „Ich bin mir sicher, dass wir das Ruder herumreißen und eine gute Rückrunde spielen werden mit deutlich mehr Punkten.“ Auch sich selbst und sein Trainerteam werde er noch mehr in die Verantwortung nehmen.

Noch in dieser Woche soll vorerst Klarheit herrschen in der Trainerfrage, ist zu vernehmen. Am wahrscheinlichsten scheint derzeit, dass das Team mit zwei oder drei Zugängen im Angriff und der Verteidigung ausgestattet wird und Schultz zunächst die Chance erhält, mit diesen Verstärkungen die Wende herbeizuführen. Erst wenn dies nicht zeitnah gelingt, könnte auch die Karte Trainerwechsel ausgespielt werden.

  • St. Paulis Ansetzungen für den 20. bis 25. Spieltag: So., 12. Februar., 13.30 Uhr: Kaiserslautern (H); Sa., 18. Februar., 13 Uhr: Magdeburg (A); So., 26. Februar., 13.30 Uhr: Rostock (H); Fr., 3. März., 18.30 Uhr: Paderborn (A); Sa., 11. März., 13 Uhr: Fürth (A); So., 19. März., 13.30 Uhr: Sandhausen (A).