Hamburg. Die Gruppierung ist berüchtigt: Sie sucht die Auseinandersetzung mit der Polizei. So auch am Freitag beim Derby.

„Der FC St. Pauli hat ein Gewaltproblem. Und zwar ein gewaltiges“, sagt Thomas Jungfer, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft. Er meint „Rotsport“, die Gruppierung aus dem Dunstfeld der Kiezkicker, die am Freitag beim Derby zur Attacke auf den Fanmarsch der HSV-Anhänger angetreten waren.

In zwei Gruppen vom Fanladen am Millerntor-Stadion und vom Harald-Stender-Platz aus waren etwa 250 Personen in Richtung Fanmarsch gestürmt. Sie suchten offenbar die Auseinandersetzung. Bundespolizisten gingen dazwischen. 40 Personen wurden in Gewahrsam genommen.

Dabei kam es zu Schlägen gegen einen 37 Jahre alten Italiener durch einen Polizisten, dessen Handeln nun in einem Ermittlungsverfahren auf seine Verhältnismäßigkeit untersucht wird.

Rotsport bei St. Pauli – Gegner fühlen sich bedroht

„Rotsport“ ist eine Gruppierung, die vom Verein der Kiezkicker auf bis zu 150 und von der Polizei auf um die 80 Personen geschätzt wird. Die bekannten Mitglieder werden als Kategorie-C-Fans, also Hooligans, eingeschätzt, die gezielt die körperliche Auseinandersetzung im Umfeld von Fußballspielen suchen. Viele sind Kampfsportler.

Beim FC St. Pauli, so heißt es aus dem Verein, sehe man die Gruppierung kritisch. Sie sei nicht steuerbar, setze sich von anderen Fangruppen ab. Versuche, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, würde abgelehnt. Mehr noch: Wer sie kritisiert, sehe sich Gewalt – körperlich oder in Form von Bedrohung – ausgesetzt.

Entwickelt haben soll sich die Gruppe „Rotsport“ vor vier bis fünf Jahren aus den „New Kids St. Pauli“, einer Gruppierung, die in der Vergangenheit durch Gewalttaten, auch gegen Polizisten, auffiel. Es soll Kontakte zu der Hooligan-Truppe „Riot Bremen“ geben, die sich 2018 auflöste.

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Rotsport ist auf Schlägereien aus

Rotsport selbst, so die Erkenntnisse von Sicherheitsbehörden, habe eigene Treffpunkte, nehme nicht an Fanmärschen teil, sondern ist auf Schlägereien aus. Dazu wolle man „sein Viertel“ gegen als rechts eingestufte Personen verteidigen.

Ziel sind Hooligans verfeindeter Vereine, mit denen gezielt im Umfeld des Stadions die Auseinandersetzung gesucht werde. Es werden aber auch ganz normale Fans gegnerischer Mannschaften angegangen. Selbst die Auseinandersetzung mit der Polizei werde nicht gescheut.

Rotsport zieht Krawall-Touristen an

Unterstützung kommt dabei von reisenden „Krawall-Touristen“, die zu Ereignissen, Demonstrationen oder eben Fußballspielen mit großem Auseinandersetzungspotenzial kommen. Zu diesen „Krawall-Touristen“ wird auch der 37 Jahre alte Italiener gezählt, der offenbar extra per Flieger nach Hamburg gereist war, um bei Auseinandersetzungen dabei zu sein.

Bei der Polizei wird der Einsatz gegen die anstürmenden Hooligans als Erfolg gewertet. Die Ingewahrsamnahme von 40 Personen aus der Szene, so die Einschätzung, habe den Krawallmachern den Wind aus den Segeln genommen. Kritiker nannten den Polizeieinsatz hingegen mindestens in Teilen unverhältnismäßig.