Kaiserslautern. Kiezclub mit Nachfolger einig. Lässt ihn Bornemann jetzt doch gehen? Es hängt auch an Paqarada. Wer neuer Torwart wird.

Jakov Medic wollte nichts sagen. Nach der 1:2-Niederlage beim 1. FC Kaiserslautern rauschte der 23-Jährige durch die Mixed-Zone des Fritz-Walter-Stadions und schüttelte lediglich den Kopf. Redebedarf hatte der Innenverteidiger des FC St. Pauli dafür bereits in den vergangenen Tagen, als er nach Abendblatt-Informationen das Gespräch mit Sportchef Andreas Bornemann suchte. Der Grund: Der VfB Stuttgart will Medic – und Medic will zum VfB Stuttgart.

St. Pauli bei Medic verhandlungsbereit

Dass der Bundesligist mit seinem bislang letzten Angebot von rund drei Millionen Euro bei St. Pauli abgeblitzt ist, ist nichts Neues. Dass sich der Kiezclub aber offenbar doch ernsthaft mit der Option befasst, Medic zu verkaufen, dagegen schon. Und das wohl auch für eine geringere Ablösesumme als die kolportierten fünf Millionen Euro, die die Schwaben für einen Abwehrspieler von Medics Güteklasse – oberes Regal der Zweiten Liga, aber unerprobt in der Bundesliga – wohl kaum ausgeben würden.

Demnach ist sich St. Pauli nach Recherchen dieser Zeitung bereits einig mit Visar Musliu vom FC Ingolstadt – aber explizit nur für den Fall, wenn Medic geht. Musliu ist nordmazedonischer Nationalspieler, war über die vollen 90 Minuten beim 1:0-Sensationssieg in den WM-Quali-Play-offs gegen Europameister Italien dabei, ebenso wie beim 2:1-Erfolg des krassen Außenseiters gegen die deutsche Mannschaft im März 2021.

Der 27 Jahre alte Innenverteidiger spielte in der vergangenen Zweitligasaison 14 Partien für Ingolstadt, in der aktuellen Spielzeit dürfte er voraussichtlich erst kommende Woche ran, da die Spielberechtigung zu spät eingereicht worden ist.

Medic will schnellstmöglich wechseln

Die Standpunkte beider Seiten in der Causa Medic sind verständlich. St. Pauli will seinen zumeist verlässlichen Abwehrchef, der neuerdings auch zum regelmäßigen Torschützen nach Standardsituationen mutiert ist, nur ungern und dann für einen hohen Preis ziehen lassen. „Wir haben uns als Verein in der Sache schon klar positioniert, alles andere ist für mich als Trainer nicht interessant“, sagte Timo Schultz am Sonntagnachmittag.

Medic wiederum möchte schnellstmöglich eine Chance in der Bundesliga bekommen. Einerseits aus Sorge, die Gelegenheit komme – und sei es wegen einer Verletzung – so schnell nicht wieder, andererseits in Hinblick auf die Weltmeisterschaft in Katar. Der Neffe der kroatischen Legende Dario Simic hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, rechtzeitig seine ersten Länderspiele zu absolvieren und noch für die WM nominiert zu werden.

Im kroatischen Verband habe man als Zweitligaspieler aber nahezu keine Chance, zu einem großen Turnier mitgenommen zu werden. Wenngleich HSV-Innenverteidiger Mario Vuskovic (20) durchaus Aussichten eingeräumt werden.

Medic bleibt, wenn Paqarada geht

So oder so: Es könnte Bewegung in den Poker kommen. Womöglich auch, weil das letzte Wort bei Leart Paqarada doch noch nicht gesprochen sei, berichten mehrere Quellen dem Abendblatt. Sollte der unumstrittene Topmann des FC St. Pauli bis Ende August in die Bundesliga wechseln, wäre ein Medic-Verkauf, der dann einem Ausverkauf gleichkäme, vom Tisch. Bleibt der Kapitän, wird der Transfer seines Nachbarn rechts von ihm in der Verteidigung ein Thema.

Deutlich näher an einer Lösung scheint St. Pauli auf der Torwartposition zu sein. Nach Abendblatt-Informationen steht eine Einigung mit dem vereinslosen Sascha Burchert unmittelbar bevor.

Sascha Burchert verfügt über viel Erfahrung in der Zweiten Liga und in der Bundesliga. Nun zieht es ihn wohl zum FC St. Pauli
Sascha Burchert verfügt über viel Erfahrung in der Zweiten Liga und in der Bundesliga. Nun zieht es ihn wohl zum FC St. Pauli © dpa | Timm Schamberger

Der 32-jährige Ost-Berliner stand die vergangenen sechs Jahre bei Greuther Fürth unter Vertrag und absolvierte inklusive seiner Zeit bei Hertha BSC insgesamt 21 Bundesligapartien.

St. Pauli holt Torwart Burchert

Der Routinier könnte direkt Dennis Smarsch als Stammkeeper ersetzen. Ebenso denkbar ist es aber auch, dass Burchert nur als zweitligafähiger Ersatztorwart zur Lebensversicherung wird, falls sich Smarsch ebenso wie die letztjährige Nummer eins, Nikola Vasilj, auch verletzen sollte. „Wir wollen uns für gewisse Szenarien absichern, haben aber hundertprozentiges Vertrauen in Dennis“, so Schultz. Klarheit über den Heilungsprozess des linken, kleinen Fingers des bosnischen Nationaltorhüters Vasilj soll es nun am kommenden Dienstag bei einer Untersuchung geben. Und damit auch deutlich früher als beim Thema Medic.