Hamburg. Mattuschka plaudert pikante Details aus. Tatsächlich liegt bei St. Pauli einiges im Argen. Das ist dran an den Wechselgedanken.
Sky-Experte Torsten Mattuschka ist bekannt dafür, das eine oder andere Detail im TV auszuplaudern. Aus seiner aktiven Zeit als Profi von Union Berlin und Energie Cottbus verfügt der 41-Jährige über gute Kontakte in die Fußballbranche. Dass seine Informationskette bis nach Hamburg reicht, ließ er in der Vergangenheit mehrfach durchblicken. Offenbar weiß der frühere Spielmacher auch bestens über die Gedanken von St. Paulis Trainer Timo Schultz Bescheid. Zumindest behauptet er das.
„Ich weiß, dass mehrere Erstligisten an ihm interessiert sind“, sagte Mattuschka am Sonntagabend in der Sendung „Alle Spiele, alle Tore“ bei Sky. Und angeblich wäre Schultz bei einem konkreten Angebot auch offen für einen Wechsel in diesem Sommer. Namentlich brachte Mattuschka die Bundesligisten VfL Wolfsburg, FC Augsburg und Borussia Mönchengladbach ins Spiel.
Eine wenig überraschende Auswahl, da alle drei Clubs am Wochenende bekannt gaben, sich mit sofortiger Wirkung von ihren Trainern zu trennen. Am Dienstag hat zudem 1899 Hoffenheim seinen Chefcoach von den Aufgaben entbunden. Aktuell sind also vier Posten in der Bundesliga vakant. Und dennoch waren es Sätze, die für reichlich Aufregung sorgten. Die zentrale Frage lautet dabei: Wie viel weiß Mattuschka?
Verliert St. Pauli Trainer Timo Schultz?
Nach Abendblatt-Informationen ist ein Wechsel von Schultz nicht so konkret, wie bei Sky behauptet. Der 44-Jährige, der erst im Januar seinen Vertrag verlängert hat, ist weder auf der Suche nach einer neuen Herausforderung noch steht er vor dem Absprung. Es gab zwar in der Vergangenheit immer wieder lose Gespräche mit Clubs aus der Bundesliga, doch der Zeitpunkt für einen Wechsel passte nie.
Und dennoch liegt nach diversen Vorfällen im zurückliegenden halben Jahr einiges im Argen beim FC St. Pauli.
Schultz nicht happy: Liegt bei St. Pauli etwas im Argen?
Wie aus dem Umfeld von Trainer Timo Schultz zu hören ist, sei der Coach anfangs nicht glücklich gewesen mit einigen Entscheidungen, zum Beispiel was die Trennung von Torwarttrainer Mathias Hain nach 14 Jahren betrifft, der kein neues Arbeitspapier erhält und den Kiezclub nach 14 Jahren verlassen muss. Aber Hain ist es offenbar zum Verhängnis geworden, unter seiner Ägide kaum Torhüter entwickelt zu haben, die mindestens Zweitliganiveau besitzen.
Offen ist auch die Situation bei den Assistenztrainern Loic Favé (29) und Fabian Hürzeler (29, deren Verträge Ende Juni auslaufen. Es heißt zwar immer, dass die Kontrakte verlängert werden sollen, doch unterschrieben ist eben noch nichts. Dass Schultz über diese seit Monaten unklare Personalsituation nicht glücklich ist, hat er in der Vergangenheit mehrfach zum Ausdruck gebracht.
Auch der Abgang von Kapitän Philipp Ziereis, dessen auslaufender Vertrag nicht verlängert wird, basiert nicht auf Schultz' Idee. Als der Innenverteidiger beim Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf (2:0) offiziell verabschiedet wurde, habe Schultz einen Gedanken gehabt, „der einen nicht kaltlässt“, räumte der Coach vielsagend ein. „Ich hatte schon ein paar Wochen Zeit, mich an den Gedanken zu gewöhnen.“
Werden Transfers zum Knackpunkt bei Schultz?
Ähnlich schwer fiel es Schultz, sich an eine andere Entscheidung zu gewöhnen, die allerdings schon etwas länger zurückliegt. Der Ostfriese hatte im Winter auf Verstärkungen gehofft, als St. Pauli an der Tabellenspitze stand. Schultz erkannte, dass ein schlichtes Zusammenhalten des Kaders den Aufstieg gefährden könnte.
Doch Bornemann soll die Wünsche seines Trainers nicht erhört haben. Das Ende ist bekannt. St. Pauli spielte eine schwache Rückrunde, holte nur 21 Punkte in 17 Spielen und verspielte den sicher geglaubten Gang in die Bundesliga.
Bornemann will von einem Dissens mit dem Trainer allerdings nichts wissen. „Über alle anstehenden Personalfragen diskutieren wir und kommen dann grundsätzlich zu einer gemeinsamen Entscheidung, die wir auch gemeinsam so nach außen vertreten“, sagte der Sportchef dem Abendblatt: „Das war bei den Entscheidungen, dass wir die Verträge von Mathias Hain und Philipp Ziereis nicht verlängert haben, genauso wie bei der Frage, ob wir im Winter zusätzliche Spieler verpflichten wollen.“
Schultz war „in alle Personalentscheidungen involviert“
Schultz selbst betonte auf Nachfrage, er sei „in jede dieser Personalentscheidungen involviert gewesen“. Auch habe er im Winter nicht nach Verstärkungen geschrien. „Natürlich diskutiert man, ob noch etwas sinnvoll ist. Aber es muss ja auch realisierbar sein.“
Das Thema Transfers rückt nun wieder ganz nach oben auf die Agenda zwischen Schultz und Bornemann. In Anbetracht des bevorstehenden Wechsels von Topspieler Daniel-Kofi Kyereh sowie die Gerüchte um weitere Abgänge der Leistungsträger Leart Paqarada und Torjäger Guido Burgstaller hofft Schultz auf adäquaten Ersatz. Der Trainer wünscht sich eine Perspektive, wie der Kader in der kommenden Saison aussehen kann, damit der Kiezclub nicht, wie von vielen Experten erwartet, gegen den Abstieg spielen muss.
Bornemann steht nun vor der Aufgabe, zufriedenstellende Antworten zu liefern. Ansonsten könnte die Stimmung bei Schultz schnell kippen. Denn klar ist auch: Nach einer insgesamt guten Saison mit dem FC St. Pauli hat der Trainer einen Markt. Das weiß auch Mattuschka.