Hamburg. Sportchef Uwe Stöver muss einen möglichen Aufstieg in die Bundesliga in die personellen Entscheidungen einfließen lassen.

Uwe Stöver ist in diesen Tagen ein besonders gefragter Gesprächspartner. Am Mittwoch, kurz vor 13 Uhr, betrat Thomas Gottfried, Berater des Defensivallrounders und Urgesteins Jan-Philipp Kalla, den Trainingstrakt an der Kollaustraße. Sein Weg führte ihn direkt ins Büro des Sportdirektors des FC St. Pauli im ersten Stock. „Ja, es stimmt, wir haben noch einmal gesprochen. Auch in diesem Fall wird es eine Entscheidung in diesem Monat geben“, sagt Stöver.

Der März wird beim Zweitligaclub der Monat der Entscheidungen. Neben dem Arbeitspapier von Kalla laufen auch die Verträge der Leistungsträger Lasse Sobiech, Bernd Nehrig, Jeremy Dudziak, Waldemar Sobota und Johannes Flum sowie die der Talente Brian Koglin und Joel Keller aus. Auch die Leihspieler Mats Möller Daehli (SC Freiburg) und Thibaud Verlinden ­(Stoke) würden Stand heute in der neuen Saison nicht mehr im Aufgebot stehen. Vollzug konnte Stöver noch bei keinem Profi mit offener Zukunft vermelden.

Ball liegt nun bei den Spielern

Während Spielern wie Sobiech, der von mehreren Erstligaclubs umworben wird, und Sobota, der angeblich mit einem Wechsel in seine polnische Heimat liebäugelt, schon seit Längerem Angebote vorliegen, ist der Poker bei Kalla und Nehrig im vollen Gange. „Bei einigen Profis ist es so, dass noch ein Verhandlungsprozess stattfindet, die Weichen aber so gestellt sind, dass zeitnah Entscheidungen getroffen werden. Das wird sich vielleicht nicht in jedem Fall realisieren lassen, aber bis spätestens Mitte April werden wir Entscheidungen haben“, sagt Stöver, der betont, dass der Verein in den vergangenen Wochen seine Hausaufgaben gemacht habe und der Ball nun bei den Spielern liege.

Grippe-Pause

„In diesem Entscheidungsprozess sind wir nicht allein unterwegs. Es gibt auch noch den Spieler und seinen Berater“, erklärt Stöver. „Wir haben sehr gute Angebote herausgegeben und hoffen, dass wir die Spieler halten können, die wir halten wollen. Ob uns das gelingt, kann ich heute noch nicht sagen. Wir wollten konkurrenzfähige Angebote machen. Wenn uns das gelungen ist, wird es Vertragsverlängerungen geben. Wenn nicht, werden sich die Wege trennen“, sagt der Sportchef.

Stöver hat klare Vorstellungen

Diese Worte lassen erahnen, dass der Club auf alle Eventualitäten vorbereitet ist. Stöver hat klare Vorstellungen, wie der künftige Kader aussehen soll. Im Sommer wird es Abgänge geben, das Aufgebot, das aktuell 30 Profis umfasst, soll verschlankt werden. „Die entsprechenden Signale gab es bereits in der Winterpause“, sagt der ehemalige Profi. Gemeint sind in erster Linie die Nachwuchskicker Maurice Litka und Kyoungrok Choi, die man am liebsten verleihen würde, sowie Keller, der kein neues Angebot erhalten hat.

Die Planungen werden dadurch erschwert, dass Stöver den Spielern nicht konkret sagen kann, in welcher Liga sie in der kommenden Spielzeit auflaufen würden. Aktuell liegen die Hamburger nur drei Zähler hinter Platz drei, der die Relegation zur Bundesliga bedeuten würde. Auch wenn alle Beteiligten betonen, dass der Aufstiegskampf kein aktuelles Thema sei, planen die Verantwortlichen dennoch zweigleisig.

16 Verträge laufen aus

Bis Mitte März müssen die Profivereine ihre Lizenzunterlagen für die kommende Spielzeit bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) einreichen. St. Pauli wird dabei sowohl für ein Zweitligaszenario als auch für eine Bundesligateilnahme Dokumente vorlegen. „Mir geht das alles etwas zu weit, und ich will nicht über ungelegte Eier reden, aber wir werden für alle Ligen entsprechende Papiere abgeben“, sagt Stöver: „Wenn der Tag der Tage kommen sollte, wären wir nicht unvorbereitet. Wir planen mit Spielern, von denen wir überzeugt sind, dass sie für beide Ligen für uns infrage kommen“, sagt Stöver, der weiß, dass ein Aufstieg in die Beletage des deutschen Fußballs die eine oder andere Personalie in der Zukunft erleichtern würde.

Im Sommer 2019 laufen beim FC St. Pauli gleich 16 Verträge aus, darunter die von Torhüter Robin Himmelmann und Mittelfeldmotor Christopher Buchtmann. „Mit Spielern, deren Verträge im übernächsten Sommer auslaufen, reden wir natürlich auch. Es gibt immer etwas zu tun, aber über Arbeit beklage ich mich nie“, erklärt der Sportchef, der in den kommenden Wochen und Monaten noch so manches Mal Besuch von einem Spielerberater bekommen wird.

St. Pauli dreht Partie gegen Kiel:

St. Pauli dreht Partie gegen Kiel

Haben die Partie gedreht: Die Kicker des FC St. Pauli
Haben die Partie gedreht: Die Kicker des FC St. Pauli © dpa | Daniel Bockwoldt
Christopher Avevor jubelt nach seinem Treffer zum 3:2 in der 89. Minute
Christopher Avevor jubelt nach seinem Treffer zum 3:2 in der 89. Minute © dpa | Daniel Bockwoldt
Die Spieler jubeln nach dem Spiel
Die Spieler jubeln nach dem Spiel © dpa | Daniel Bockwoldt
Kiels Rafael Czichos (l.) und Hamburgs Aziz Bouhaddouz
Kiels Rafael Czichos (l.) und Hamburgs Aziz Bouhaddouz © dpa | Daniel Bockwoldt
Jubel nach dem Anschlusstreffer zum 2:2
Jubel nach dem Anschlusstreffer zum 2:2 © dpa | Daniel Bockwoldt
Trainer Markus Kauczinski kann zufrieden sein
Trainer Markus Kauczinski kann zufrieden sein © dpa | Daniel Bockwoldt
Aziz Bouhaddouz (l.) und Kiels Dominic Peitz
Aziz Bouhaddouz (l.) und Kiels Dominic Peitz © dpa | Daniel Bockwoldt
Hamburger Fans zünden Pyrotechnik vor dem Spiel
Hamburger Fans zünden Pyrotechnik vor dem Spiel © dpa | Daniel Bockwoldt
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