Drei Punkte und 16 Tore Vorsprung dürften zum vorzeitigen Aufstieg reichen. Die mitgereisten Fans stürmten in Fürth den Rasen. In Hamburg wurde am Sonntagabend die Reeperbahn gesperrt. Die Meile war eine einzige Party.

Fürth/Hamburg. Mit einem Offensivfeuerwerk bei der SpVgg Greuther Fürth hat der FC St. Pauli den fünften Aufstieg nahezu perfekt gemacht und die Hamburger Reeperbahn in eine Party-Zone verwandelt. 9000 mitgereiste Fans verwandelten das mit 15000 Zuschauern ausverkaufte Playmobil-Stadion nach dem 4:1 (0:1) in eine Heimstätte der Kiezkicker und stürmten das Spielfeld. Damit nutzte das Team um den mit 19 Saisontoren überragenden Marius Ebbers den ersten Matchball und kann sich am kommenden Sonntag im Heimspiel gegen den SC Paderborn feiern lassen. Denn drei Punkte und 16 Tore Vorsprung sind vom FC Augsburg nicht mehr aufzuholen.

„Das ist sensationell, unglaublich, damit hätte keiner gerechnet“, sagte Präsident Corny Littmann, der sich in den Freudentaumel mischte. „Die Jungs haben das hinbekommen, ich bin wahnsinnig stolz auf alle“, sagte Trainer Holger Stanislawaki, der vor der ausufernden Feier schnell geflüchtet war. Dabei fing es gar nicht gut an für die Hanseaten. Bereits nach 14 Minuten musste Torwart Mathias Hain nach einem Zusammenprall mit Stefan Fürstner mit Verdacht auf Gehirnerschütterung vom Platz und zur Vorsicht ins Krankenhaus gebracht werden. Ersatz-Keeper Benedikt Pliquett war bei seinem Saisondebüt noch nicht richtig warm, als er hinter sich greifen musste. Nach Fürths Führung durch Christopher Nöthe (37. Minute) leitete Deniz Naki (51.) die Wende ein. Nach den weiteren Treffern durch Ebbers (66.), Charles Takyi (71.) und Rouwen Hennings (88.) gab es unter den mitgefahrenen Fans kein Halten mehr.

In 600 Kilometern Entfernung rund um das Millerntor-Stadion waren die Fußball-Anhänger außer Rand und Band. Am Abend feierten nach Polizeiangaben etwa 10 000 Fans auf der Reeperbahn. Dabei wurde ein Polizist durch einen Flaschenwurf leicht verletzt, ansonsten blieb es bis zum Abend ruhig. Während des Spiels hatten vor der Musikkneipe „Knust“ rund 3000 Sympathisanten die braun-weißen Kicker unterstützt, im Vereinsheim verstand man inmitten der 700 Fans sein eigenes Wort nicht mehr.

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„Nie mehr zweite Liga“, schallte es durch den Stadtteil. Die offizielle Aufstiegsparty soll nach Ansage Littmanns mit Respekt vor der Konkurrenz erst am kommenden Sonntag auf dem Spielbudenplatz an der Reeperbahn steigen. Doch damit wollten es die Profis nicht so genau nehmen: „Wir haben zwar Zimmer gebucht, aber die werden eventuell nicht gebraucht“, sagte Ebbers. Wegen des Nachtflugverbotes in Hamburg war der Flieger erst für Montagmorgen um 06.30 Uhr reserviert. „Alle müssen um vier Uhr im Hotel sein, damit ich noch eine Stunde Zeit habe, die letzten auf den Gängen zusammenzusuchen“, scherzte Stanislawski. Die Anhänger wollten im Sonderzug die Nacht zum Tag machen.

Vor neun Jahren waren die Norddeutschen nur 15 Kilometer entfernt in Nürnberg aufgestiegen, damals wirkte Stanislawski als Libero, Co- Trainer André Trulsen als Vorstopper mit. „Man denkt selbst das eine oder andere Mal über seine Karriere nach, einige Momente sind unvergessen, das kann man den Spielern immer nur sagen“, berichtete der Coach, der als Architekt der Rückkehr ins Oberhaus gilt. Der 40-Jährige hat zuvor schon als Spieler, Kapitän, Manager und Vize-Präsident für „seinen“ FC St. Pauli gearbeitet. Die Identifikationsfigur des etwas anderen Vereins, zuletzt Klassenbester des DFB-Trainerlehrgangs, hat aus dem einst eher für seinen „Kick and-Rush“-Fußball bekannten Club das wohl spielstärkste Team der Liga geformt.

„Wir haben die richtige Mischung aus Spaß und Geradlinigkeit“, lautet Stanislawskis Erfolgsformel. Und die Mixtur stimmt in der Tat – auch dank der Personalpolitik des als Sportchef zurückgekehrten Club-Urgesteins Helmut Schulte. Neben erstligaerprobten Profis wie Keeper Mathias Hain, Antreiber Matthias Lehmann oder Top-Torjäger Ebbers gehören Juniorennationalspieler wie Deniz Naki und Richard Sukuta-Pasu zum festen Gerüst des Teams. „Der Verein geht gerade die richtigen Schritte“, kommentierte Stanislawski den stetigen Aufwärtstrend, der 13 Tage vor der offiziellen 100-Jahr-Feier am 15. Mai nun in Fürth seinen vorläufigen Höhepunkt fand.

Die Statistik

Greuther Fürth : Grün - Schröck, Karaslavov (ab 31. Mauersberger), Biliskov, Rahn - Haas, Fürstner (ab 72. Nehrig), Pekovic (ab 86. Meichelbeck), Müller - Allagui, Nöthe. Trainer: Büskens

FC St. Pauli: Hain (ab 13. Pliquett) - Rothenbach, Morena, Thorandt, Oczipka - Boll, Lehmann - Takyi, Naki (ab 81. Kruse), Bruns (ab 75. Hennings) - Ebbers. Trainer: Stanislawski

Schiedsrichter : Guido Winkmann (Kerken)

Tore : 1:0 Nöthe (37.) , 1:1 Naki (51.) , 1:2 Ebbers (66.) , 1:3 Takyi (73.) , 1:4 Hennings (88.)

Zuschauer : 15.500 (ausverkauft)

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