Der FC St. Pauli siegt 4:1 in Fürth und ist zurück in der Fußball-Bundesliga. Inzwischen sind die Kiez-Kicker in Hamburg gelandet.
Fürth/Hamburg. Es ist vielleicht die größte Sensation im deutschen Profi-Fußball in dieser Saison: Der FC St. Pauli ist in die Erste Liga aufgestiegen. Durch den 4:1-Erfolg in Fürth haben die Hamburger Platz zwei gesichert. Danach wurde gefeiert. Inzwischen sind die Kiez-Kicker in Hamburg gelandet. Lesen Sie im Liveticker nach, wie sie empfangen wurden.
6.55 Uhr: Die Ankunft der Fußball-Könige wird sich um mindestens eine halbe Stunde verzögern. Ursprünglich sollten die Kiez-Kicker um 6.35 Uhr abheben und um 7.40 Uhr am Hamburger Flughafen landen.
7.02 Uhr: Die St. Paulianer fliegen mit Air Berlin (Flugnummer AB 6706).
7.07 Uhr: Der Sonderzug mit den St. Pauli-Fans hat Hamburg eine halbe Stunde früher erreicht. Zahlreiche Anhänger wollen direkt zum Flughafen, um die Spieler zu empfangen.
7.08 Uhr: Noch immer ist der FC St. Pauli nicht abgehoben. Abendblatt-Reporter Lutz Wöckener sitzt mit in der Maschine. Er sagt: "Inzwischen haben alle Platz genommen. In fünf bis zehn Minuten soll es losgehen. Wir werden wohl 40 Minuten später in Hamburg ankommen."
7.15 Uhr: Derzeit sind schon über 100 St.-Pauli-Fans am Flughafen. Der Sonderzug aus Fürth ist um 4 Uhr in Hamburg eingetroffen. Einige Anhänger sind direkt weiter zum Flughafen. "Wir haben seit zwei Tagen nicht geschlafen", sagt ein Fan, dessen Augen immer kleiner werden.
7.30 Uhr: Die Spieler des FC St. Pauli dürften müde sein. Einige haben nicht geschlafen, sondern bis 4.30 Uhr durchgefeiert.
7.50 Uhr: Immer mehr St.-Pauli-Fans kommen jetzt zum Flughafen, darunter auch die 12 Jahre alte Elise und ihre Freundin Mira (11). Die beiden Mädchen gehen in die 5. Klasse des Gymnasiums Stade. Um 5 Uhr sind sie aufgestanden. Jetzt warten sie mit Elises Mutter Birte Tiedemann-Reylt auf die Aufstiegshelden, die sich noch in der Luft befinden.
8.04 Uhr: Regen statt Sonnenschein: Das Hamburger Wetter passt heute so gar nicht zum FC St. Pauli. Die Fans belagern inzwischen die Ankunftshalle. Nur wenige stehen draußen.
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8.19 Uhr: Die Profis des FC St. Pauli werden um 8.50 Uhr landen - das steht zumindest auf der Anzeigetafel in der Ankunftshalle. Inzwischen sind einigen Fans die Augen zugefallen. Sie sind schlichtweg eingeschlafen. Andere frühstücken und halten sich mit Kaffee wach. Aber es gibt auch diejenigen, die beim Bier geblieben sind.
8.25 Uhr: "Die Mannschaft kommt gleich", sagt ein Polizist. Der Flughafen hatte eine falsche Ankunftszeit ausgegeben. Plötzlich herrscht reges Treiben. Es heißt, die Maschine steht am alten Charter-Terminal. Sofort machen sich die Fans auf den Weg.
8.35 Uhr: Lange kann es nicht mehr dauern, bis die Fans ihre Spieler zu sehen bekommen. Die Maschine ist soeben gelandet und steht am Terminal 1, von dort aus werden die Spieler mit dem Bus zum alten Charter-Terminal gebracht - so der Plan. Dort stehen die Anhänger.
8.42 Uhr: Der Abflug hatte sich verzögert, da die Air-Berlin-Maschine nicht rechtzeitig in Nürnberg landen konnte. Zudem war der Luftraum über Hamburg sehr voll.
8.48 Uhr: Es ist soweit! St. Paulis Fußball-Könige sind da, plötzlich wird es ganz laut. Die Fans fangen an zu singen an, man versteht sein eigenes Wort nicht mehr.
8.52 Uhr: Hier herrscht dichtes Gedränge. Die Spieler geben den TV-Sendern Interviews, sind umringt von den Fans, die wieder für eine Wahnsinnsstimmung sorgen.
9.05 Uhr: Es ist hier wie bei einem großen Familientreffen: Die Spieler stehen mit den Fans zusammen, unterhalten sich und schreiben Autogramme. Keiner der Profis trägt eine Sonnenbrille. Trotz durchgemachter Nacht sehen die Fußballer noch gut aus.
9.20 Uhr: Als einziger Spieler ist Fabio Morena noch vor Ort. Er gibt ein Interview. Die anderen St.-Pauli-Profis sind inzwischen aufgebrochen, teils mit der Familie. Auch die Halle leert sich. Die Fans, teilweise haben sie zwei Nächte nicht geschlafen, treten auch den Heimweg an.
9.30 Uhr: Die Spieler des FC St. Pauli wurden am Flughafen gebührend gefeiert. Inzwischen sind die Profis nach Hause gefahren. Auch die Fans haben den Airport verlassen.
9.55 Uhr: Kapitän Fabio Morena zeigte sich bei der Ankunft begeistert: "Das ist ein super Empfang, den unsere Anhänger uns hier bereitet haben. Mit dieser Mannschaft und diesen Fans aufzusteigen, ist einfach das Größte".
10.00 Uhr: Alle 500 Fans haben den Flughafen verlassen. Die Aufstiegsparty ist damit zunächst beendet. Die Mannschaft darf sich nun ein wenig ausruhen. Heute Abend ist ein Essen beim Stammitaliener geplant. Ob die Feier am Dienstag in eine weitere Runde geht, entscheidet sich erst am Abend.
Lesen Sie hier, wie Hamburg am Sonntag den FC St. Pauli feierte
Mit einem Offensivfeuerwerk bei der SpVgg Greuther Fürth hat der FC St. Pauli den fünften Aufstieg nahezu perfekt gemacht und die Hamburger Reeperbahn in eine Party-Zone verwandelt. 9000 mitgereiste Fans verwandelten das mit 15.000 Zuschauern ausverkaufte Playmobil-Stadion nach dem 4:1 (0:1) in eine Heimstätte der Kiezkicker und stürmten das Spielfeld. Damit nutzte das Team um den mit 19 Saisontoren überragenden Marius Ebbers den ersten Matchball und kann sich am kommenden Sonntag im Heimspiel gegen den SC Paderborn feiern lassen. Denn drei Punkte und 16 Tore Vorsprung sind vom FC Augsburg nicht mehr aufzuholen.
„Das ist sensationell, unglaublich, damit hätte keiner gerechnet“, sagte Präsident Corny Littmann, der sich in den Freudentaumel mischte. „Die Jungs haben das hinbekommen, ich bin wahnsinnig stolz auf alle“, sagte Trainer Holger Stanislawaki, der vor der ausufernden Feier schnell geflüchtet war. Dabei fing es gar nicht gut an für die Hanseaten. Bereits nach 14 Minuten musste Torwart Mathias Hain nach einem Zusammenprall mit Stefan Fürstner mit Verdacht auf Gehirnerschütterung vom Platz und zur Vorsicht ins Krankenhaus gebracht werden. Ersatz-Keeper Benedikt Pliquett war bei seinem Saisondebüt noch nicht richtig warm, als er hinter sich greifen musste. Nach Fürths Führung durch Christopher Nöthe (37. Minute) leitete Deniz Naki (51.) die Wende ein. Nach den weiteren Treffern durch Ebbers (66.), Charles Takyi (71.) und Rouwen Hennings (88.) gab es unter den mitgefahrenen Fans kein Halten mehr.
In 600 Kilometern Entfernung rund um das Millerntor-Stadion waren die Fußball-Anhänger außer Rand und Band. Am Abend feierten nach Polizeiangaben etwa 10 000 Fans auf der Reeperbahn. Dabei wurde ein Polizist durch einen Flaschenwurf leicht verletzt, ansonsten blieb es bis zum Abend ruhig. Während des Spiels hatten vor der Musikkneipe „Knust“ rund 3000 Sympathisanten die braun-weißen Kicker unterstützt, im Vereinsheim verstand man inmitten der 700 Fans sein eigenes Wort nicht mehr.
„Nie mehr zweite Liga“, schallte es durch den Stadtteil. Die offizielle Aufstiegsparty soll nach Ansage Littmanns mit Respekt vor der Konkurrenz erst am kommenden Sonntag auf dem Spielbudenplatz an der Reeperbahn steigen. Doch damit wollten es die Profis nicht so genau nehmen: „Wir haben zwar Zimmer gebucht, aber die werden eventuell nicht gebraucht“, sagte Ebbers. Wegen des Nachtflugverbotes in Hamburg war der Flieger erst für Montagmorgen um 06.30 Uhr reserviert. „Alle müssen um vier Uhr im Hotel sein, damit ich noch eine Stunde Zeit habe, die letzten auf den Gängen zusammenzusuchen“, scherzte Stanislawski. Die Anhänger wollten im Sonderzug die Nacht zum Tag machen.
Vor neun Jahren waren die Norddeutschen nur 15 Kilometer entfernt in Nürnberg aufgestiegen, damals wirkte Stanislawski als Libero, Co- Trainer André Trulsen als Vorstopper mit. „Man denkt selbst das eine oder andere Mal über seine Karriere nach, einige Momente sind unvergessen, das kann man den Spielern immer nur sagen“, berichtete der Coach, der als Architekt der Rückkehr ins Oberhaus gilt. Der 40-Jährige hat zuvor schon als Spieler, Kapitän, Manager und Vize-Präsident für „seinen“ FC St. Pauli gearbeitet. Die Identifikationsfigur des etwas anderen Vereins, zuletzt Klassenbester des DFB-Trainerlehrgangs, hat aus dem einst eher für seinen „Kick and-Rush“-Fußball bekannten Club das wohl spielstärkste Team der Liga geformt.
„Wir haben die richtige Mischung aus Spaß und Geradlinigkeit“, lautet Stanislawskis Erfolgsformel. Und die Mixtur stimmt in der Tat – auch dank der Personalpolitik des als Sportchef zurückgekehrten Club-Urgesteins Helmut Schulte. Neben erstligaerprobten Profis wie Keeper Mathias Hain, Antreiber Matthias Lehmann oder Top-Torjäger Ebbers gehören Juniorennationalspieler wie Deniz Naki und Richard Sukuta-Pasu zum festen Gerüst des Teams. „Der Verein geht gerade die richtigen Schritte“, kommentierte Stanislawski den stetigen Aufwärtstrend, der 13 Tage vor der offiziellen 100-Jahr-Feier am 15. Mai nun in Fürth seinen vorläufigen Höhepunkt fand.
Die Statistik
Greuther Fürth : Grün - Schröck, Karaslavov (ab 31. Mauersberger), Biliskov, Rahn - Haas, Fürstner (ab 72. Nehrig), Pekovic (ab 86. Meichelbeck), Müller - Allagui, Nöthe. Trainer: Büskens
FC St. Pauli: Hain (ab 13. Pliquett) - Rothenbach, Morena, Thorandt, Oczipka - Boll, Lehmann - Takyi, Naki (ab 81. Kruse), Bruns (ab 75. Hennings) - Ebbers. Trainer: Stanislawski
Schiedsrichter : Guido Winkmann (Kerken)
Tore : 1:0 Nöthe (37.) , 1:1 Naki (51.) , 1:2 Ebbers (66.) , 1:3 Takyi (73.) , 1:4 Hennings (88.)
Zuschauer : 15.500 (ausverkauft)