Hamburg. Vor der Verpflichtung von Stefan Kuntz wurde sich auf Wunsch der Edelfans auch mit Magath beschäftigt. War das schon Einflussnahme?
Michael Papenfuß wirkte erleichtert. Der Aufsichtsratschef des HSV saß im Presseraum des Volksparkstadions oben auf dem Podest ganz links, hörte den Ausführungen von Neu-Vorstand Stefan Kuntz eine halbe Stunde lang aufmerksam zu und nickte immer wieder sehr eifrig. Als die Fotografen nach dem ersten gemeinsamen HSV-Auftritt dann auch noch ein Foto wollten, strahlte Papenfuß über beide Ohren.
„Ich freue mich sehr, dass wir Stefan an Bord haben“, sagte der Kontrollchef, der in den vergangenen Tagen immer wieder und immer schärfer in die Kritik geraten war. Seit einem halben Jahr hatte der Aufsichtsrat nach Nachfolgekandidaten für Jonas Boldt gefahndet, hatte zunächst eine Longlist und später eine Shortlist erstellt. Es gab Kontaktaufnahmen mit zahlreichen Managern und konkrete Gespräche mit einigen wenigen. Oliver Bierhoff war ein Gedankenspiel, genauso wie Ralf Rangnick. Getroffen wurde sich unter anderem mit Jörg Schmadtke, Felix Magath und eben Kuntz.
Aufsichtsratschef Michael Papenfuß erklärt, wie er Stefan Kuntz geholt hat
„Wir haben uns im Aufsichtsrat ab dem Ende der Hinrunde auf eine Situation vorbereitet, dass wir den Aufstieg nicht schaffen“, erklärte Papenfuß. Im Frühjahr habe man dann Gespräche mit Kandidaten der Shortlist intensiviert. „Die Analyse, die Stefan uns präsentiert hat, hat uns überzeugt.“
Im Gegensatz zur Analyse von Felix Magath, der sich gleich zweimal auf Wunsch von Milliardär Klaus-Michael Kühne und Millionär Eugen Block mit dem Personalausschuss des Aufsichtsrats treffen durfte. „Es gab aber keine Einflussnahme“, beteuerte Papenfuß dennoch. „Der Aufsichtsrat hat seine Arbeit unabhängig von jedweden Einflüssen durchgeführt.“
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Doch ist das wirklich so? Sowohl Kühne hat mit Markus Frömming einen Interessenvertreter als auch Block mit Stephan von Bülow im Rat. Beide sitzen auch im Personalausschuss – und sollen relativ schnell davon überzeugt gewesen sein, dass Magath kein geeigneter Kandidat für den HSV ist.
Allerdings sollen andere Mitglieder des Aufsichtsrats zuletzt mehrfach versucht haben, nicht nur bei der Suche nach einem Vorstand aktiv zu werden. So wurde beispielsweise auch mit Ex-Vorstand Jonas Boldt das Gespräch gesucht, als es um die medizinische Abteilung des HSV ging.
Chefkontrolleur Papenfuß verteidigt Strukturen der HSV Fußball AG
Boldt verteidigte die seit Jahren laufende Zusammenarbeit mit dem UKE – und soll auch dadurch bei Teilen des Aufsichtsrats in die Kritik geraten sein. Papenfuß betonte am Donnerstag allerdings ein weiteres Mal, dass zumindest er mit der grundsätzlichen Struktur beim HSV – inklusive der Entscheidung an einem zweiköpfigen Vorstand festzuhalten – zufrieden sei: „Wir haben uns überzeugen lassen, dass die Struktur, die die Fußball AG geschaffen hat, gut aufgebaut ist.“
Nach 31 Minuten war die Frage-und-Antwort-Runde auch für Papenfuß geschafft. Hier noch ein Lächeln, dort noch ein Foto. Und: „Bis zum nächsten Mal.“