Hamburg. Der HSV-Trainer nimmt seit einiger Zeit nur noch mediale Pflichttermine wahr. Was er beim HSV vermisst - und was er verändern will.

Steffen Baumgart ließ seine Spieler am Dienstag laufen. Und das so richtig. Am Ende lagen fast alle Profis völlig erschöpft am Boden. Mit der energielosen 0:1-Niederlage am Freitag in Paderborn hatte die Einheit aber nichts zu tun. Baumgart plant bereits die neue Saison. Die Laktatergebnisse des Shuttlerun-Tests, bei dem Anssi Suhonen am längsten durchhielt, dienen dem Trainerteam für die Gestaltung der individuellen Trainingspläne für die Sommerpause, die schon am Sonntag nach dem letzten Saisonspiel gegen den 1. FC Nürnberg beginnt.

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Baumgart ist schon dabei, die enttäuschende Saison aufzuarbeiten und die richtigen Schlüsse zu ziehen. Sein Fokus liegt im Sommer auf der Auswahl von neuen Spielern, die in der Lage sind, seinen Fußball umzusetzen. Und dabei geht es auch um Laufleistungen. Eine seiner Erkenntnisse aus seinen ersten acht Wochen ist es, dass der aktuelle Kader weder mental noch körperlich auf die Endphase der Zweitligasaison vorbereitet war.

Immer wieder musste Baumgart auf wichtige Leistungsträger wie Laszlo Benes, Robert Glatzel oder Ignace Van der Brempt verzichten. Daher steht beim HSV auch die Trainingssteuerung auf dem Prüfstand. Am Ende der Saison hatte Baumgart keine funktionierende Achse mehr. Der Trainer will deswegen gestandene Führungsspieler finden, die die Zweite Liga kennen und widerstandsfähiger sind, um am Standort Hamburg zu bestehen.

Baumgart verärgert über Berichterstattung

Baumgart vermisst zudem in der öffentlichen Wahrnehmung das Verständnis dafür, dass der Kader offenbar falsch eingeschätzt wurde. Offenbar aber auch von ihm selbst. Bei seiner Präsentation im Februar sagte er noch: „Es ist eine der besten Mannschaften der Zweiten Liga. Wir sind auf jeder Position doppelt gut besetzt, ich sehe keine negativen Aspekte in dem Kader.“

Baumgart wundert sich wie viele Trainer vor ihm dann aber schnell über die allgemeine und öffentliche Erwartungshaltung rund um den HSV und ärgerte sich schon mehrfach über die aus seiner Sicht zu negative Berichterstattung. Der 52-Jährige, der eigentlich gerne und viel redet, antwortete daher zwischenzeitlich auf Pressekonferenzen nur noch sehr einsilbig und steht den Hamburger Medien aktuell nur noch für die Pflichttermine zur Verfügung.

Kommen der HSV und Baumgart bei Transfers auf eine Linie?

Unklar ist aktuell aber noch, ob Baumgart beim HSV trotz der schwachen Punkteausbeute (1,55 Punkte pro Spiel) in seinen elf Spielen überhaupt noch einmal das Vertrauen ausgesprochen bekommt. In dieser Woche entscheidet sich die Zukunft von Jonas Boldt. Wird der Sportvorstand freigestellt, ist auch Baumgarts Zukunft (Vertrag bis 2025) wieder offen.

Geht es mit Boldt weiter, wird sich Baumgart in seinen Vorstellungen trotzdem anpassen müssen, insbesondere wenn es um die Sommertransfers geht. Der Manager ist davon überzeugt, dass der HSV auch im siebten Jahr in der Zweiten Liga vor der Herausforderung stehen wird, gegen tiefstehende Mannschaften Lösungen zu finden. Auch deswegen hat er so lange an Tim Walter und dessen Spielphilosophie festgehalten. Baumgart konnte in seinen acht Wochen beim HSV mit seinem Fußball spielerisch nur selten überzeugen.

Im Stadtderby gegen den FC St. Pauli (1:0) schien Baumgart endlich die richtigen Knöpfe gedrückt zu haben. Nach dem enttäuschenden 0:1 in Paderborn nur eine Woche später musste man sich dann wieder fragen, ob es wirklich passt zwischen Baumgart und der Mannschaft. Diese Frage muss beim HSV nun so schnell wie möglich beantwortet werden. Den Anfang dafür macht der Aufsichtsrat in dieser Woche.