Hamburg. Der HSV-Keeper wurde gegen Kaiserslautern zum Matchwinner. Wichtige Verteidiger und Stürmer könnten gegen Magdeburg zurückkehren.
Ein Exzentriker ist Matheo Raab nicht. Das bewies der HSV-Keeper einmal mehr, als er am Sonnabend um 15.07 Uhr im Bauch des Volksparkstadions stand. Wenige Minuten zuvor hatte Raab entscheidenden Anteil daran gehabt, dass die Hamburger den 1. FC Kaiserslautern mit 2:1 (1:1) besiegten, somit im Aufstiegsrennen weiter mithielten und sehr viele der 57.000 Zuschauer völlig ausflippten. Und Raab? Der stand so unbeteiligt und emotionslos da, als würde er gerade auf den Bus warten.
Wie er denn die spielentscheidende Szene erlebt habe, als ihm gegen Almany Touré eine spektakuläre Doppelparade gelang und Lukasz Poreba 26 Sekunden später im unmittelbaren Gegenzug zum 2:1 traf (61.), wurde der Torwart gefragt. „Heute war ich es, die Wochen davor war es jemand anderes. Das ist im Fußball so“, antwortete der 25-Jährige. „Wir freuen uns für jeden. Es ist egal, wer die Tore schießt oder Bälle hält.“ Gähn.
HSV News: Lobeshymnen für Keeper Matheo Raab
Für Raab sprachen am Sonnabend andere. 1:0-Torschütze Laszlo Benes („Matheo hat ein super Spiel gemacht“), Sechser Jonas Meffert („Matheo ist der Man of the Match“) und Kapitän Sebastian Schonlau („Dass er ein Riesentorwart ist, das wissen alle“) überschütteten den Schlussmann mit Lob. Und auch Trainer Steffen Baumgart sagte: „Wir hatten mit Matheo einen sehr, sehr guten Torwart, der aus meiner Sicht jetzt hoffentlich langsam auch mal als der Rückhalt respektiert wird, der er heute für uns war.“
Damit spielte Baumgart vor allem auf die Diskussionen rund um den Torwartwechsel an. Bis zuletzt forderten einige Fans die Rückkehr von Daniel Heuer Fernandes, der seine Position als Nummer eins Anfang Februar vor der 3:4-Niederlage gegen Hannover 96 an Konkurrent Raab verloren hatte. Mit der außergewöhnlichen Leistung gegen seinen Ex-Club dürfte Raab nun aber sämtliche Diskussionen um ihn vorerst beendet haben.
Nur 1:1 sah der HSV-Keeper nicht glücklich aus
„Es war definitiv kein Spiel wie jedes andere. Ich war lange Zeit in Kaiserslautern. Ich habe aber versucht, es wie ein normales Spiel anzugehen und die Emotionen rauszulassen. Das ist mir ganz gut geglückt“, sagte Raab, der bereits vor dem 1:1 mehrfach retten musste, weil der HSV zu viele Chancen zugelassen hatte.
Vorzuwerfen war Raab nur die Aktion vor dem Ausgleich von Ragnar Ache (45.+1), als er den Querpass von Ex-HSV-Profi Aaron Opoku früher hätte antizipieren und abfangen können. Fairerweise hätten aber auch Schonlau und vor allem Noah Katterbach den späteren Torschützen Ache nicht so leicht aus den Augen verlieren dürfen. Und Ludovit Reis hätte den Ball auch gar nicht erst an der Mittellinie an Tobias Raschl abgeben dürfen.
Hamburger machten zu viele Fehler im Mittelfeld
Auch abgesehen vom 1:1 machten die Hamburger zu viele Fehler, spielten ungenaue Pässe, ließen sich gegen aggressive Pfälzer zu viel Zeit. „Es ist auf jeden Fall noch Luft nach oben. Nach dem 1:0 waren wir nicht mehr so aktiv, da haben wir uns nicht mehr so für die Bälle angeboten. Auch wenn wir führen, müssen wir weiter mit Druck nach vorne spielen“, sagte Benes, der den HSV schmeichelhaft mit 1:0 in Führung gebracht hatte (34.).
„Es war kein einfaches Spiel. Kaiserslautern hatte gefährliche Konter, die durch unsere eigenen Fehler entstanden sind“, ergänzte Stürmer Andras Nemeth, der den verletzten Robert Glatzel wie bereits beim 1:1 in Fürth vertrat, aber auch in seinen Saisonminuten 378 bis 453 nicht traf. Den Siegtreffer erzielte in Poreba wieder mal ein Mittelfeldspieler. „Es interessiert mich nicht, was drumherum passiert“, sagte Nemeth, als er auf die öffentliche Kritik an ihm angesprochen wurde.
Wann kehren Glatzel und Van der Brempt zurück?
Während des Spielersatztrainings am Sonntag arbeitete Glatzel zumindest wieder individuell. Je nachdem, wann der Hamburger Toptorschütze in dieser Woche nach seinen muskulären Problemen wieder ins HSV-Teamtraining zurückkehrt, könnte er schon am Sonntag (13.30 Uhr) beim abstiegsbedrohten 1. FC Magdeburg wieder zur Option werden.
Einen Schritt weiter ist schon Rechtsverteidiger Ignace Van der Brempt, der am Sonntag zumindest teilweise wieder mit den anderen Reservisten trainierte. Nach dem freien Montag nimmt der HSV am Dienstag wieder das Training auf. Dann dürfte sich auch bereits abzeichnen, ob Van der Brempt gegen Magdeburg zurückkehren kann. Baumgart hatte zuletzt klargemacht, dass Spieler eine komplette Trainingswoche absolvieren sollen, ehe sie eine Option für das Wochenende werden.
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Sollte Van der Brempt zurückkehren, würde Baumgart vermutlich auch wieder mit einer festen Viererkette agieren. Die Variante mit Reis, der die Hamburger Abwehrreihe bei gegnerischem Ballbesitz als Rechtsverteidiger auffüllt, offenbarte gegen Kaiserslautern Schwächen.
Baumgart lobte das kämpferische Spiel seiner Mannschaft
Hoffnung für den Aufstiegskampf der kommenden Wochen macht hingegen die kämpferische Leistung des HSV. „Ich sehe sehr viele Sachen, an denen wir arbeiten müssen. Ich habe aber auch viele positive Sachen gesehen, vor allem was die Einstellung angeht“, resümierte Baumgart.
Und Matheo Raab? Der machte am Ende deutlich, dass er doch kein schläfriger Typ ist. „Wenn man irgendwo im Mittelfeld der Tabelle herumschwimmt und nichts mehr nach oben oder unten geht, liegt man vielleicht beruhigt zu Hause auf der Couch. Das ist aber nicht das, wofür man Fußball spielt“, sagte er. „Es macht am meisten Spaß, wenn es um etwas geht.“