Hamburg. HSV patzt in Fürth und rutscht auf Platz vier ab. Kiel ist schon sieben Punkte enteilt. Die Form spricht gegen Hamburg.
Wer am Ostermontag die sozialen Netzwerke durchkämmte, um sich ein Stimmungsbild vom HSV zu zeichnen, der konnte schnell den Eindruck gewinnen, dass die Saison bereits gelaufen sei. Natürlich ist die anonyme Welt im Netz in keiner Weise repräsentativ – und dennoch resignieren inzwischen auch einige treue Anhänger, die auch auswärts regelmäßig im Stadion live dabei sind.
Nach dem enttäuschenden 1:1 des HSV bei Greuther Fürth war die Fan-Stimmung auf der Rückfahrt in den Zügen der Deutschen Bahn betrübt. Rund 5000 HSV-Anhänger hatten den weiten Weg nach Mittelfranken auf sich genommen, um ihren Club zu unterstützen. Der Support ist längst Bundesliga-tauglich, nur die Mannschaft ist es aktuell nicht.
HSV muss sogar um Relegation bangen
Nach den Siegen der Aufstiegsrivalen Kiel (2:0 gegen Rostock / 52 Punkte) und Düsseldorf (3:1 in Kaiserslautern / 46 Punkte) sind die Hamburger (45 Punkte) auf Platz vier zurückgefallen. Der Tabellenzweite Holstein ist bereits sieben Punkte enteilt, von Spitzenreiter St. Pauli (12 Punkte) redet schon gar keiner mehr.
Es scheint, als gehe es in den restlichen sieben Saisonspielen nur noch um die Relegation. In Anbetracht der aktuellen Form ist allerdings sogar Platz drei in akuter Gefahr. In der Rückrunde holte der HSV nur 14 von 30 möglichen Punkten und damit weniger als St. Pauli (24), Kiel (17) und Düsseldorf (16).
Nach einem furiosen Saisonstart mit 13 Punkten nach fünf Partien hält der Abwärtstrend der Hanseaten bereits über Monate an. Seit dem sechsten Spieltag holte der Club nur 32 Zähler in 22 Spielen. Ein Punkteschnitt von 1,45, der nur zu Rang neun reicht. Zum Vergleich: St. Pauli (50 Punkte), Kiel (40) und Düsseldorf (36) waren in diesem Zeitraum deutlich erfolgreicher.
Die Tabellenspitze der 2. Bundesliga
1. Kiel 29 / 59:34 / 58
1. FC St. Pauli 29 / 54:32 / 57
3. Düsseldorf 29 / 63:35 / 52
4. HSV 29 / 55:41 / 49
5. Hannover 29 / 51:36 / 45
6. Hertha 29 / 60:48 / 44
7. Karlsruhe 29 / 58:43 / 43
8. Fürth 29 / 40:42 / 42
Baumgart weiß: HSV fehlt Konstanz
Wenn der HSV seine Siegquote nicht steigern sollte, wäre bald auch die Relegation außer Reichweite. Kann sich die Mannschaft in den letzten sieben Spielen noch einmal zusammenraufen, um mit der Teilnahme an den K.o.-Spielen um die Bundesliga zumindest das Minimalziel zu erreichen?
„Wenn wir oben heranwollen, müssen wir Spiele gewinnen. Das machen wir nicht so gut wie die Mannschaften vor uns“, sagte Trainer Steffen Baumgart. „Wir müssen mehr gewinnen als in letzter Zeit – und zwar in einer Regelmäßigkeit. Dann wird man sehen, ob uns der Punkt gegen Fürth vielleicht doch noch helfen kann. Im Moment sieht’s nicht so glücklich aus, das kann sich jeder vorstellen.“
Für Torhüter Matheo Raab sei es gar „fatal“, in der jetzigen Situation zu „schauen, um welchen Platz wir kämpfen“. Sein Chef Jonas Boldt will die direkten Aufstiegsplätze derweil noch nicht abschreiben. „Wir haben Platz zwei nicht aus den Augen verloren, sind aber auch nicht naiv“, sagte der HSV-Vorstand. Es sei „jetzt erst einmal das Kernziel“, Platz drei zurückzuerobern. „So überheblich sind wir nicht, dass wir sagen, wir haben die Tabelle nicht im Kopf“, ergänzte Boldt.
HSV-Chancen auf Sieg waren da
In Fürth reichte es für den HSV nicht, nur in einer Halbzeit dominant aufzutreten. Nach einer mauen ersten Hälfte kontrollierten die Hamburger im zweiten Abschnitt die Partie und gingen durch ein Traumtor von Miro Muheim verdient in Führung (56.). „Es ist schön, dass der Ball reingegangen ist, aber die drei Punkte wären schöner gewesen“, sagte der Schweizer, der die meisten Torschüsse (drei) beim HSV abgab – und das als Linksverteidiger.
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Wie so häufig in den vergangenen Wochen waren auch in Fürth Distanzschüsse in vielen Situationen das Mittel des Wahl. Insgesamt 16-mal schoss die Mannschaft aufs Tor, zeigte sich dabei aber auch bei Baumgarts Problemthema Strafraumbesetzung verbessert. Bakery Jatta scheiterte mit seinem Kopfball nur am Pfosten (53.) und Andras Nemeth, der den kurzfristig muskulär angeschlagenen Torjäger Robert Glatzel vertrat, ließ gleich zwei Großchancen ungenutzt (48. und 70.).
HSV braucht Trendwende für Relegation
„Wenn du das 2:0 nicht machst, bleibt der Gegner halt im Spiel“, klagte Trainer Steffen Baumgart ohne Nemeth namentlich zu erwähnen. „Wir müssen das 2:0 machen. Es ist unglücklich gelaufen, wir wollten hier gewinnen“, sagte Torwart Matheo Raab. „Wir können das 2:0 machen, dann sieht das Spiel ganz anders aus“, ergänzte Muheim.
Das Schöne im Fußball ist, dass auch das nächste Spiel schon wieder ganz anders aussehen kann. Der HSV muss nun dringend die Trendwende schaffen – dann würde auch die Stimmung in den sozialen Netzwerken wieder positiver ausfallen.
Des Restprogramm von ...
- HSV (Platz vier): Kaiserslautern (H), Magdeburg (A), Kiel (H), Braunschweig (A), St. Pauli (H), Paderborn (A), Nürnberg (A).
- Düsseldorf (Platz drei): Braunschweig (H), Wiesbaden (A), Fürth (H), Schalke (A), Nürnberg (H), Kiel (A), Magdeburg (H).
- Hannover (Platz fünf): Schalke (H), Braunschweig (A), St. Pauli (H), Hertha (A), Paderborn (H), Karlsruhe (A), Kiel (H).