Hamburg. Trotz der historischen Saison tun die Verantwortlichen gut daran, die Erfolge dem dauerkriselnden HSV nicht unter die Nase zu reiben.

Eines dieser Kalenderblattzitate im Sport lautet: „Wahre Größe zeigst du darin, wie du mit Niederlagen umzugehen imstande bist.“ Blöderweise steht in dieser Weisheitensammlung nur nicht, wie man sich zu verhalten hat, wenn man quasi nie verliert.

Und schon sind wir beim FC St. Pauli. Zwei Partien haben die Kiezkicker in dieser Spielzeit verloren. Von 27 Saisonspielen. Das ist mit Ausnahme des designierten deutschen Meisters Bayer Leverkusen (null Niederlagen) einzigartig in den ersten drei Profiligen. Und wer so gut wie nie verliert, der braucht auch nicht besonders gekonnt mit Niederlagen umgehen. Dafür aber umso mehr mit Erfolgen. Und auch da ist St. Pauli bislang erstklassig.

St. Pauli könnte erstmals eine Liga über dem HSV spielen

Denn obwohl der Club aufsteigen wird (kühne These: Das ist sicher), erstmals in der Bundesligageschichte seit 1963 vor dem HSV in der Abschlusstabelle stehen wird (noch eine kühne These: Auch das ist sicher) und möglicherweise erstmals in der kommenden Saison eine Liga über dem Lokalrivalen spielt (gewagte These: So wird es kommen), ist von Hochmut, Übermut oder sonst irgendeinem hämischen Mut am Millerntor nichts zu hören.

St. Pauli tut gut daran, den kriselnden Nachbarn nicht unnötig zu piesacken. Die Diskussion, wer die Nummer eins der Stadt ist, können Fans führen, für Verantwortliche verbietet sich das. Spoiler: Sportlich ist natürlich St. Pauli die Nummer eins, dafür gibt es eine Tabelle. Infrastrukturell und vom Interesse her bleibt der HSV vorerst die Nummer eins. Auch wenn man seit Jahren alles dafür tut, um diese Spitzenposition abzugeben. Entscheidend für den HSV wird nun sein, wie man mit dieser historischen Niederlage im Vergleich zum ungeliebten Rivalen umgeht. Stichwort: Kalenderblattzitate...

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