Fürth. HSV erleidet Rückschlag im Aufstiegskampf. Torjäger Robert Glatzel fehlte angeschlagen, er wurde durch Nemeth ersetzt.
Was gibt es Schöneres, als den Ostersonntag in Fürth zu verbringen? Rund 5000 HSV-Fans machten sich auf den Weg nach Mittelfranken – doch ihr Einsatz sollte nicht mit drei Punkten belohnt werden. Nur eine gute Halbzeit genügte dem HSV letztlich nicht, um bei Greuther Fürth zu gewinnen. Die Partie endete 1:1 (0:0) nach zwei Traumtoren durch Miro Muheim und Jomaine Consbruch.
Bei den Hamburgern fehlte Torjäger Robert Glatzel angeschlagen. Sein Vertreter Andras Nemeth vergab eine Riesenchance zum möglichen 2:0, es sollte eine Schlüsselszene des Spiels werden. „Wir müssen das 2:0 machen, es ist unglücklich gelaufen“, sagte Torwart Matheo Raab.
„Wenn du das 2:0 nicht machst, bleibt der Gegner halt im Spiel. Wir müssen mit dem einen Punkt leben und werden am Ende der Saison sehen, wie wir ihn bewerten“, ergänzte Trainer Steffen Baumgart, der nur zwei von fünf Spielen gewonnen hat. „Wir müssen zusehen, dass wir mehr gewinnen als in letzter Zeit – und zwar in einer Regelmäßigkeit. Dann wird man sehen, ob uns dieser heutige Punkt vielleicht doch noch helfen kann. Im Moment sieht’s nicht so glücklich aus, das kann sich jeder vorstellen.“
HSV: Geht es nur noch um die Relegation?
Nach den Siegen der Konkurrenz am Sonnabend war der HSV in Fürth unter Erfolgsdruck geraten. Doch durch das Unentschieden fallen die Hamburger (45 Punkte) auf Rang vier zurück. Neuer Tabellendritter ist die Fortuna aus Düsseldorf (46), die 3:1 in Kaiserslautern gewann. Der Abstand zu den zweitplatzierten Kielern (52), die 2:0 gegen Rostock gewannen, beträgt nun satte sieben Punkte.
Geht es für den HSV in den restlichen sieben Saisonspielen etwa nur noch um die Relegation? „Wenn wir oben heranwollen, müssen wir Spiele gewinnen. Das machen wir nicht so gut wie die Mannschaften vor uns“, sagte ein enttäuschter Baumgart.
Die Tabellenspitze der 2. Bundesliga
1. Kiel 29 / 59:34 / 58
1. FC St. Pauli 29 / 54:32 / 57
3. Düsseldorf 29 / 63:35 / 52
4. HSV 29 / 55:41 / 49
5. Hannover 29 / 51:36 / 45
6. Hertha 29 / 60:48 / 44
7. Karlsruhe 29 / 58:43 / 43
8. Fürth 29 / 40:42 / 42
HSV in Fürth ohne Glatzel
Vor der Partie hatte Baumgart noch auf einen Kurzeinsatz von Glatzel gehofft. „Wir gucken mal, ob wir ihn hinten heraus noch einmal reinwerfen können“, sagte der HSV-Trainer bei Sky. Dann aber signalisierte Glatzel nach dem Aufwärmen, dass er nicht spielen kann. Für den Stürmer rückte Torwart Tom Mickel in den Kader und Youngster Andras Nemeth in die Startelf.
Auf dem Platz nahm Ludovit Reis erneut eine Doppelrolle ein: Bei eigenem Ballbesitz agierte er als zweiter Sechser vor einer defensiven Dreierkette. Gegen den Ball ließ sich der Niederländer als Rechtsverteidiger in die Viererkette fallen. Auf diese Taktik hatte Baumgart auch schon beim Heimsieg gegen Wiesbaden (3:0) gesetzt. Zudem begann Ransford Königsdörffer für Levin Öztunali.
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HSV mit schwacher erster Hälfte
Den besseren Start erwischten allerdings die Gastgeber. Durch seinen treffsichersten Angreifer Armindo Sieb hatte Fürth die erste Großchance des Spiels, weil HSV-Torhüter Matheo Raab erst ein Fehlpass unterlief und er anschließend erneut Schwächen in der Strafraumbeherrschung offenbarte, als er zu zögerlich herauskam. Siebs Kopfball flog allerdings über das leere Tor (7.).
Der HSV hatte nur 31 Prozent Ballbesitz in den ersten elf Minuten. Schließlich unterlief Reis ein haarsträubender Rückpass in den Lauf von Branimir Hrgota, der auf Lukas Petkov ablegte. Doch Fürths Stürmer verzog (16.).
Die Hamburger taten sich schwer gegen kompakt stehende Fürther. Offensiv lief fast gar nichts zusammen. Bis auf einen Versuch von Immanuel Pherai aus spitzem Winkel (20.) kamen die Gäste nicht einmal gefährlich zum Abschluss.
Muheim versetzt HSV-Fans in Ekstase
In der zweiten Hälfte musste es sich einiges ändern. Personell brachte Baumgart Guilherme Ramos für den Gelb-Rot-gefährdeten Dennis Hadzikadunic. Und auch spielerisch zeichnete sich nun ein anderes Bild ab. Der HSV agierte wesentlich druckvoller als noch vor der Pause. Die erste Großchance des Hamburger Spiels vergab Nemeth nach Steckpass von Pherai (48.). Noch knapper wurde es bei Bakery Jattas Kopfball, der auf Flanke von Miro Muheim nur am Pfosten scheiterte (53.).
Nach diesen Annäherungsversuchen übernahm Muheim selbst, als er den Ball nach einer Ecke aus dem Rückraum in den linken Winkel jagte. Ein Traumtor, das die mitgereisten HSV-Fans in Ekstase versetzte. Es ist bereits das fünfte Saisontor für den schussgewaltigen Schweizer Linksverteidiger.
Fürth gleicht ebenfalls per Traumtor aus
Die Hamburger gewannen nun zunehmend an Spielkontrolle, ließen allerdings die Vorentscheidung in Person von Nemeth liegen. Nach Pass von Jatta lief der Ungar alleine auf Fürths Schlussmann Jonas Urbig zu, der als Sieger dieser Eins-gegen-eins-Situation hervorging (70.). Den musste Nemeth machen! Es war zugleich die letzte Aktion für Nemeth, der durch Öztunali ersetzt wurde.
Der HSV sollte dieser vergebenen Großchance noch hinterhertrauern, denn für den nächsten Paukenschlag des Spiels sorgte Fürth. Der eingewechselte Consbruch machte es Muheim nach und traf ebenfalls in den Winkel. Ein Sonntagsschuss zum 1:1 (77).
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HSV patzt in Fürth
Der HSV war um eine direkte Antwort bemüht, doch Suhonen zielte knapp am linken Pfosten vorbei (80.). Es folgte ein dauerhaftes Anrennen der Hamburger, die in ihren Aktionen allerdings nicht zwingend genug waren. Und so blieb es beim 1:1. Ein Ergebnis, das für den HSV im Aufstiegskampf viel zu wenig ist.
Die Statistik:
- Fürth: Urbig – Jung, Michalski, Dietz - Asta, Müller (64. Consbruch), Wagner, Gießelmann (46. Haddadi) – Hrgota – Petkov (72. Lemperle), Sieb (72. Srbeny).
- HSV: Raab – Hadzikadunic (46. Ramos), Schonlau, Muheim – Reis, Meffert – Pherai (64. Suhonen), Benes (76. Poreba) – Jatta (86. Okugawa), Nemeth (76. Öztunali), Königsdörffer
- Tore: 0:1 Muheim (56.), 1:1 Consbruch (77.)
- Schiedsrichter: Tobias Welz (Wiesbaden)
- Zuschauer: 16.126 (ausverkauft)
- Gelbe Karten: Sieb (2), Haddadi (2) – Hadzikadunic (6), Muheim (5), Meffert (8)
- Torschüsse: 4:16
- Ecken: 3:7
- Ballbesitz: 42:58 Prozent
- Zweikämpfe: 71:97