Hamburg. Gewaltige Schäden in zwei Bereichen verursachen hohe Ausgaben. Wie stark wird das Catering beim HSV verändert?

Und plötzlich war ein lauter Knall im Volksparkstadion zu hören. Zahlreiche Trainingskiebitze zuckten zusammen und drehten sich besorgt zur Arena des HSV um. Es wurde allerdings kein illegaler Silvesterböller gezündet, wie der eine oder andere HSV-Fan am Dienstag voreilig vermutete. Stattdessen führte die Polizei eine Übung für die anstehende Europameisterschaft durch.

Rund einen Monat lang gleicht das Stadion noch einer Baustelle für das EM-Turnier. Bis Ende April will der HSV die EM-bedingte Modernisierung abschließen. Aktuell finden die restlichen Arbeiten für die Erweiterung der Toiletten (von 431 auf 662), dem Ausbau der Rollstuhlplätze (von 75 auf 130), den Austausch der Klimaanlage im VIP-Bereich und in der Gästekabine sowie die Erneuerung der Stromversorgung statt. Längst abgeschlossen sind die Modernisierung des Flutlichts und der Beschallung.

HSV: Neue Millionenkosten am Volksparkstadion

Zuletzt hat sich allerdings noch eine weitere Baustelle aufgetan. Beim Austausch der Dachmembran war der Zuschauerbereich nicht immer geschützt. Als es dann fast den gesamten Winter durch regnete, ist Wasser an verschiedenen Orten ins Mauerwerk des Volksparkstadions durchgesickert. Dadurch ist ein Wasserschaden entstanden, von dem hauptsächlich die Logen betroffen waren, und der nach Abendblatt-Informationen Kosten im niedrigen einstelligen Millionenbereich verursacht hat.

„Ungeplante Wassereintritte bereiten uns Sorgen und verursachen erhebliche Kosten“, sagte HSV-Finanzvorstand Eric Huwer auf der Mitgliederversammlung am Sonnabend. Immerhin konnten die Logen bei den vier Heimspielen nach der Winterpause gegen Karlsruhe (3:4), Hannover (3:4), Elversberg (1:0) und Osnabrück (1:2) vollumfänglich genutzt werden. Die Reparaturen fanden zwischen den Partien statt.

Strom sorgte schon für Millionen-Kosten

Es ist bereits der zweite unvorhersehbare Schaden im Millionenbereich binnen sechs Monaten. Im vergangenen Jahr hatte bereits die Stromversorgung für eine negative Überraschung gesorgt. Elektriker bemerkten einen „vagabundierenden Strom“. Ein Fehlstrom, der einen ungeplanten Rückweg außerhalb des Stromkreises nimmt und somit auf dem planmäßig für die Stromleitung vorgesehen Leiter fehlt. Die Kosten für die Behebung dieses Problems lagen ebenfalls im niedrigen einstelligen Millionenbereich.

Allmählich rächt sich, dass der HSV unter Huwers Vorgänger Frank Wettstein keinen Euro in die Instandhaltung des Stadions investiert hat. Der Zweitligist rechnet damit, dass es in den kommenden Jahren immer wieder zu aktuell noch unbekannten Reparaturarbeiten kommen werde. „Selbst zur Sicherung des Status quo besteht ein nicht unerheblicher Investitionsbedarf“, sagte Huwer, der auch nach der EM in bauliche Maßnahmen am Stadion investieren will.

HSV-Finanzvorstand Eric Huwer auf der Mitgliederversammlung.
HSV-Finanzvorstand Eric Huwer auf der Mitgliederversammlung. © Witters

Wie stark wird das HSV-Catering verändert?

Konkret soll die Arena mehr Ladestationen für E-Autos, neue Sitzschalen und eine überarbeitete digitale Ticketkontrolle erhalten.

„Die Stadionaufenthaltsqualität ist noch nicht so, wie wir uns das vorstellen. Es bedarf weiterer Maßnahmen, um auch in fünf bis zehn Jahren noch diese Zuschauerzahlen vermelden zu können wie im Moment“, sagte Huwer auf der Mitgliederversammlung, als er noch eine weitere Baustelle ansprach, die bei den Fans auf breite Zustimmung stieß. „Ich kann mich mit dem Cateringkonzept nicht zu 100 Prozent identifizieren“, sagte Huwer, dem nach dieser Aussage der Applaus der Mitglieder sicher war.

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Die Kosten für ein neues Cateringkonzept bezifferte der Vorstand auf acht bis zehn Millionen Euro. Das Geld wäre vorhanden, nachdem sich Klaus-Michael Kühnes 30-Millionen-Euro-Darlehen in Anteile umgewandelt hat, die Summe also nicht zurückgezahlt werden muss.

Allerdings handelt es sich um ein Thema, das nicht kurzfristig, sondern perspektivisch angegangen werden soll. Für die Umsetzung dieses Vorhabens gibt es momentan noch keinen Budgetplan, sondern nur lose Ideen, in die vermutlich auch die Fans aktiv mit eingebunden werden.

Was HSV-Fans beim Catering beklagen

Das Thema ist schon seit längerer Zeit ein sensibles in der Anhängerschaft. Viele Fans monieren die schlechte Essensqualität, das überschaubare vegane und vegetarische Angebot, die langen Warteschlangen an den wenigen Verkaufsständen und Preise auf Bundesliganiveau.

Viele Stadionbesucher wünschen sich mehr Auswahl bei den Speisen. Andere Vereine wie zum Beispiel Ligarivale Hertha BSC bieten den Zuschauern deutlich mehr Vielfalt. Im Bereich der Familienblöcke gibt es zudem Bedarf an kleineren Getränkegrößen. Momentan wird lediglich in 0,5-Liter-Bechern ausgeschenkt.

HSV und Aramark: Hat das noch Zukunft?

Solange der Vertrag mit Caterer Aramark läuft (bis 2027), kann der HSV nicht eigenhändig über Veränderungen entscheiden. Deshalb stehen nun Gespräche mit Aramark an, um die Qualität zu verbessern. Möglich ist auch, dass eine andere Firma den Zuschlag für das neue Cateringkonzept erhält.

Klar ist lediglich, dass es keine aufladbare Bezahlkarte geben soll. Bezahlt werden kann weiterhin in bar oder mit Karte. Dennoch soll das digitale Kassensystem erneuert werden, um die Wartezeiten zu reduzieren. Es bleibt also viel zu tun im Volksparkstadion.