Hamburg. In der Länderspielpause durften sich fünf HSV-Youngster bei den Profis beweisen. Bei einigen Akteuren stehen Vertragsentscheidungen an.

Bevor die HSV-Profis an diesem Dienstag nach vier freien Tagen auf den Trainingsplatz zurückkehren, hatte Steffen Baumgart für zwei Spieler besonders erfreuliche Nachrichten parat. Der Trainer, der die kurze Auszeit in der Länderspielpause für einen Abstecher zum Ski-Weltcupfinale im österreichischen Saalbach-Hinterglemm genutzt hatte, entschied, dass die U-21-Talente Omar Sillah und David Igboanugo auch am Dienstag und Mittwoch mit der Profimannschaft trainieren dürfen. Ob sie dann auch in den folgenden Tagen vor dem Auswärtsspiel bei Greuther Fürth am Ostersonntag bleiben dürfen, ist noch offen.

Stürmer Sillah und Linksverteidiger Igboanugo zählten in der vergangenen Woche zu einem Talente-Quintett, das auch beim Testspiel gegen den dänischen Erstligisten Viborg FF (2:1) zum Einsatz gekommen war. Die weiteren Youngster – Stürmer Tom Sanne (U21), Flügelspieler Glory Kiveta (U19) und Innenverteidiger Lukas Bornschein (U19 und U21)– trainieren in dieser Woche wieder mit ihren Nachwuchsteams.

HSV News: Sanne schlug Leih-Angebote im Winter aus

Insbesondere bei Sanne, der im vergangenen Sommer bereits einen Profivertrag bis Sommer 2026 unterschrieben hatte, dürften viele HSV-Fans gehofft haben, dass er sich weiter bei den Profis beweisen darf. Obwohl der 19-Jährige bei der U21 mit 14 Saisontoren in 22 Regionalligaspielen der gefährlichste Angreifer ist, spielte er aber weder unter Ex-Trainer Tim Walter noch unter Nachfolger Baumgart in dieser Saison eine Rolle.

Tom Sanne (r.) holte nach seiner Einwechslung gegen Viborg einen Handelfmeter raus.
Tom Sanne (r.) holte nach seiner Einwechslung gegen Viborg einen Handelfmeter raus. © WITTERS | LeonieHorky

Im Herbst 2022 hatte der gebürtige Hamburger noch fünfmal in Folge im Profikader gestanden und im Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg sein Zweitliga- und Tor-Debüt gefeiert. In der Rückrunde folgte nur ein weiterer Kaderplatz, in dieser Saison ist Sanne ausschließlich bei der U21 unterwegs. Auch für das Trainingslager im spanischen Sotogrande gab es zuletzt keine Einladung.

Gespräche Anfang Juni über die neue Saison

Nach Abendblatt-Informationen hatten deshalb im Winter zwei deutsche Drittligisten sowie ein Schweizer und ein dänischer Erstligist bei Sanne für eine Leihe angefragt. Weil der nur 1,74 Meter große Angreifer angesichts seiner Situation aber nicht frustriert ist, sondern mit Privattrainer Mohamed Nasrallah jede Woche sogar weiterhin drei zusätzliche Einheiten absolviert, stand alles andere als ein HSV-Verbleib nicht zur Debatte.

Tatsächlich soll Profi-Direktor Claus Costa bei der Vertragsunterschrift im vergangenen Sommer dem Eigengewächs auch kein Profitraining garantiert, sondern die Perspektive aufgezeigt haben, über die U21 langsam im Herrenbereich anzukommen. Nach Abendblatt-Informationen werden sich Verein und Spieler Anfang Juni zusammensetzen, um über die neue Saison zu sprechen. Ohne konkrete Perspektive für den Profikader würde sich Sanne im Sommer verleihen lassen.

Sillah kam im Sommer vom FC Oberneuland aus der Oberliga zum HSV II

Bei seinem U-21-Sturmpartner Sillah ist die Situation anders. Der 20-Jährige, der im vergangenen Sommer vom Bremer Oberligisten FC Oberneuland (27 Tore in 26 Spielen) zur U21 des HSV gewechselt war, hat mit seiner Größe und Geschwindigkeit zwar viel Potenzial, muss aber noch an den technischen Abläufen arbeiten.

HSV-Nachwuchsstürmer Omar Sillah (r.) bringt viel Geschwingigkeit mit.
HSV-Nachwuchsstürmer Omar Sillah (r.) bringt viel Geschwingigkeit mit. © WITTERS | LeonieHorky

Der 1,92-Meter-Schlaks, der fünf Tore in den vergangenen drei Spielen für die U21 des HSV erzielte, hatte bis zu seinem Wechsel zum HSV noch nie für ein Nachwuchsleistungszentrum gespielt. Die HSV-Verantwortlichen haben bei Sillahs Anlagen zwar die Fantasie, dass er mit deutlich mehr Trainingswiederholungen zum Profi reifen könnte, wollen dem gebürtigen Delmenhorster (Vertrag bis Sommer 2025) aber auch die nötige Zeit geben und dessen Entwicklung abwarten.

Iboanugo kam vor eineinhalb Jahren von Borussia Mönchengladbach

Dasselbe gilt für den 19 Jahre alten Igboanugo, der seine Stärken als spielerischer Linksverteidiger im Spiel mit dem Ball hat. Der gebürtige Düsseldorfer war im Sommer 2021 von Borussia Mönchengladbach in die U19 des HSV gewechselt. Bei den Profis erhält er nun auch die Chance, da andere Außenverteidiger angeschlagen (Noah Katterbach) oder auf Länderspielreise mit dem DFB (Nicolas Oliveira, U20) sind. Auch weil er im Test gegen Viborg in der Startformation vielversprechende Ansätze zeigte, darf er vorerst für zwei Tage bei den Profis bleiben.

David Igboanugo machte gegen Viborg einen guten Eindruck als Linksverteidiger.
David Igboanugo machte gegen Viborg einen guten Eindruck als Linksverteidiger. © WITTERS | LeonieHorky

Am meisten Zeit zur Entwicklung haben noch die 18 Jahre jungen Bornschein und Kiveta, die in dieser Saison in der U19 zum Einsatz kommen. Erst zur neuen Saison sind beide fest für die U21 eingeplant, Bornschein hatte bereits am 15. März beim 3:0 über den ETV sein U-21-Startelfdebüt gefeiert. Der 1,96 Meter große Innenverteidiger spielt als gebürtiger Hamburger bereits seit der U9 beim HSV und gilt trotz seiner Größe auch als fußballerisch stark. Potenzial hat der U-19-Nationalspieler noch im athletischen Bereich, insbesondere bei schnellen Richtungswechseln und Drehungen.

Wäre Bornschein vor wenigen Wochen nicht mit einer Sprunggelenkverletzung ausgefallen, hätte er auch die deutsche U-19-Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation unterstützt. Ohne Bornschein scheiterte das Team von U-19-Bundestrainer Christian Wörns überraschend, gegen Kroatien (1:2) und Rumänien (2:3) gab es bittere Niederlagen. Auch im Übergang zwischen der U17 und U18 hatte der großgewachsene Abwehrspieler Verletzungsprobleme, war mit muskulären Beschwerden und einer Schambeinentzündung rund ein Jahr ausgefallen.

Bornschein und Kiveta sind bis Sommer 2025 unter Vertrag

Beim HSV besitzt Bornschein einen Vertrag bis Sommer 2025, der sich durch eine Option auf HSV-Seite aber automatisch in einen Profivertrag umwandeln könnte. Sollte sich Bornschein im Laufe der kommenden U-21-Saison für einen Profivertrag empfehlen, wäre es nach Abendblatt-Informationen aber wahrscheinlicher, dass Verein und Spieler einen neuen Kontrakt aufsetzen, unabhängig der Option des aktuellen Vertrags.

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Kiveta, ein dribbelstarker Eins-gegen-eins-Liebhaber, der im Sommer 2022 von Eintracht Braunschweig zum HSV gewechselt war und im Campusgebäude lebt, soll sich in der neuen Saison ebenfalls in der U21 empfehlen, wo Loic Favé im Sommer den Trainerjob von Pit Reimers übernimmt. Auch sonst kommt es im Nachwuchsbereich zu Veränderungen, die Trainer Thomas Johrden (U19) und Marcus Rabenhorst (U17) müssen ihre Mannschaften abgeben.

Kivetas HSV-Vertrag läuft noch bis Sommer 2025, Zeitdruck hat der gebürtig aus der Nähe von Hildesheim stammende Offensivspieler nicht. In den kommenden Wochen stehen für ihn ohnehin erst mal die Abiturprüfungen an. Auch das gehört zum Leben als HSV-Talent dazu