Hamburg. Für die Hardcore-Fans im Volkspark steht viel auf dem Spiel: Privilegien, eine gute Beziehung zum Club und auch: das eigene Ansehen.

Es ist knapp zwei Wochen her, da haben die Ultras des HSV, also die Treuesten der Treuen, unter Beweis gestellt, dass man Fußballfans auch intellektuell nicht unterschätzen sollte. In einer beeindruckenden Choreographie vor dem Spiel gegen Osnabrück (1:2) wurde über die ganze Nordtribüne Hamburgs Schutzgöttin Hammonia gezeigt, dazu der lateinische Spruch: „Hammonia super omnia“. In etwa übersetzt: Hamburg über alles. Oder etwas freier: Hamburg ist größer als alles.

Natürlich ist das Quatsch, auch wenn man als Fan, zumal als (in Latein gebildeter) HSV-Anhänger, jedes Recht der Welt hat, diesen Gedanken zu artikulieren. Und schon damals hätte man über die überraschenden Lateinkenntnisse der HSV-Kurve fabulieren können, wenn die Choreo nicht durch eine Aktion einiger gar nicht Feingeistiger in der Zweiten Halbzeit in Vergessenheit geraten wäre. So wurde auf der Nordtribüne eine Polizeiuniform in Brand gesteckt – und der naheliegendste Gedanke auf Hochdeutsch lautete folglich: Geht’s noch?

Polizei und Ultras beim HSV im Dauerclinch

Die Aktion war der Tiefpunkt einer Eskalationsspirale, an der natürlich beide Parteien kräftig mitgedreht haben. In Kurzform: Die Polizei hatte zuvor einen kompletten Regionalzug aus Rostock angehalten und 855 Fans zum Teil über Stunden in Sippenhaft festgehalten. Die Antwort der Ultras: eine gar nicht intelligente Choreo gegen Elversberg, in der es hieß: Ganz Hamburg hasst die Polizei.

Die Polizei revanchierte sich mit Zeitverzögerung, als sie einen Fanraum der Ultras durchsuchte. Und schließlich die brennende Uniform. Wer sich dieses Katz-und-Maus-Spiel zwischen Fans und Polizei genauer anschaut, der weiß, dass das Verhältnis schon seit längerer Zeit angespannt ist. Daran hat die Polizei einen großen Anteil, aber auch die Ultras selbst.

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Wenn die Ultras ihre Privilegien im Stadion, ihr gutes Verhältnis zur Führung des HSV und ihr ordentliches Ansehen dank zahlreicher sozialer Aktionen nicht gefährden wollen, dann sollten sie zügig abrüsten. Oder auf Latein: Quaeso moderari.