Rund um den HSV hat nach der Walter-Trennung die Jagd nach dem neuen Trainer begonnen – und jeder hat einen Favoriten.

Kaum hatte sich der HSV von Tim Walter getrennt, wurde es ganz heiß in der Gerüchteküche. Nachdem Kölns Ex-Trainer Steffen Baumgart, der Wunschkandidat vieler HSV-Fans, in der Woche davor schon einmal als Gast für einen Podcast mit Ewald Lienen die Stadt besucht hatte, wurde getuschelt, der 52-Jährige habe bereits telefonisch ein Zimmer im Grand Elysée reserviert, in dem Hotel, in dem die HSV-Familie oder seine Gäste gerne nächtigen.

Noch allerdings wurde Baumgart nicht an der Rothenbaumchaussee gesichtet. Kalte Spur, offensichtlich steht Jonas Boldt nicht wirklich auf ihn.

HSV: Wer beerbt Walter als Trainer?

Überhaupt hatte der HSV-Sportvorstand ebenfalls am Montag versichert, dass Interimscoach Merlin Polzin zu 100 Prozent gemeinsam mit Loic Favé die Mannschaft zum Spiel bei Hansa Rostock am Sonnabend begleiten wird. Bei dem Programm danach – zwei Heimspiele gegen die Aufsteiger Elversberg und Osnabrück – ist es trotz der Frusterlebnisse in der Hinrunde gegen diese beiden Teams und der jüngsten Niederlagenserie im Volksparkstadion nicht ganz ausgeschlossen, dass der HSV mit drei Siegen plötzlich wieder durchstartet. Warum dann also einen „echten“ Cheftrainer einsetzen?

Spätestens jetzt aber dürften die Meinungen über den Kurs, den der HSV auf dem Trainerposten bitteschön einzuschlagen hat, weit auseinandergehen.

Kühne: Magath muss den HSV übernehmen

Was Anteilseigner Klaus-Michael Kühne, der sich ansonsten öffentlich zu HSV-Themen nur noch selten äußert, von der Lösung Polzin/Favé hält, machte er jetzt gegenüber „Sky“ deutlich: nichts. Sein Wunschkandidat ist seit Jahren Felix Magath, aber dieser sei den HSV-Verantwortlichen seit Jahren nicht vermittelbar. Nun müsse er mitansehen, dass der HSV „in jeder Hinsicht handlungsunfähig ist“. Er jedenfalls würde Magath sofort als Trainer oder Sportdirektor verpflichten.

Sicher, es ist kein Geheimnis, dass Magath noch immer eine Herzensbeziehung zu seinem Ex-Club pflegt und nur zu gern in Hamburg noch einmal aktiv werden würde, aber in der jetzigen Führungsebene hat der 70-Jährige keine Lobby und fällt aus der Kandidatenliste. Genau wie der gleichaltrige Friedhelm Funkel, der den 1. FC Kaiserslautern retten muss.

HSV: Polzin und Favé sind Talente für die Zukunft

Dennoch gibt es gute Argumente, möglichst schnell einen Trainer mit mehr Erfahrung zu verpflichten, als sie Polzin und Favé vorweisen können. Ohne Zweifel besitzt der HSV ein Duo mit enorm viel Talent in den eigenen Reihen. Nicht umsonst wurde Favé jüngst die Verantwortung für den Nachwuchs übertragen. Und Lokalrivale FC St. Pauli hat mit der Beförderung von Fabian Hürzeler, der zuvor Co-Trainer von Timo Schultz war, bewiesen, dass solch eine mutige Entscheidung ziemlich gut funktionieren kann.

Auf der anderen Seite birgt die Personalie aber auch ein großes Risiko, und deshalb ist der HSV klug beraten, sich im Hintergrund darauf vorzubereiten, so oder das Trainerteam mit einem externen Coach zu komplettieren und sich nicht von zwei, drei gewonnenen Spielen leiten zu lassen. Und da führt die Spur zu Enrico Maaßen.

Hatte der HSV Kontakt zu Enrico Maaßen?

Um das klar zu betonen: Es gibt bisher keine Bestätigung dafür, dass der 39-Jährige, der bis Oktober 2023 die Bundesliga-Mannschaft des FC Augsburg betreute, mit dem HSV konkret verhandelt hat. Rund um den Volkspark fällt aber häufiger sein Name, verbunden mit dem Hinweis, man habe sich nicht nur mit ihm beschäftigt, es hätte sogar schon einen Kontakt zu Maaßen gegeben. Wie viel Wahrheitsgehalt hinter diesen Hinweisen steckt, wird die nahe Zukunft zeigen. Schließlich gehört das Pokern und Dementieren zum Geschäft automatisch dazu.

Tatsächlich würde ein Typ wie der gebürtige Wismarer aber gut in das Anforderungsprofil passen. Bei früheren Stationen (mit Drochtersen stieg er in die Regionalliga auf, mit Borussia Dortmund II in die Dritte Liga) machte er sich einen Namen als Talentförderer, was Augsburg auch dazu bewog, ihm eine Chance zu geben. „Er arbeitet sehr intensiv mit jungen Spielern“, sagte der damalige Sportdirektor Stefan Reuter über Maaßen. Mit den Augsburgern erreichte er in der Saison 22/23 Platz 15 und den direkten Klassenerhalt, in der laufenden Saison wurde er nach sieben Spielen ebenfalls auf Platz 15 liegend entlassen.

Ein ehrgeiziger Trainer, der seine Lehren eine Liga höher gezogen haben dürfte, der aber die nötige Motivation besitzt, gemeinsam mit Kollegen wie Polzin und Favé junge Talente weiterzuentwickeln und damit Werte zu schaffen, das wäre eine kluge Strategie für einen Club wie den HSV, der im knallharten Wettbewerb – gerade in der Bundesliga – finanziell nur sehr begrenzte Möglichkeiten hätte.