Hamburg. Nur vier Siege aus den vergangenen elf Spielen. Der Aufstieg des HSV gerät mal wieder in Gefahr. Was dem Trainer Hoffnung macht.

Daniel Heuer Fernandes wählte klare Worte, als er nach der 1:2-Niederlage gegen den SC Paderborn mit einer Statistik konfrontiert wurde. Nur vier der letzten elf Spiele konnte der HSV in der Zweiten Liga gewinnen. „Die Statistik kannte ich nicht", sagte der HSV-Torwart, der am Freitag seinen Vertrag bis 2026 verlängert hatte. Das große Ziel des 31-Jährigen, endlich in die Bundesliga aufzusteigen, gerät nach der ersten Heimniederlage der Saison allerdings in ernsthafte Gefahr. „Das ist auf jeden Fall zu wenig für das, was wir vorhaben", sagte Heuer Fernandes.

Am Sonntag kann der HSV erstmals in dieser Saison auf Platz vier abrutschen, wenn Fortuna Düsseldorf im Heimspiel gegen den Tabellenzweiten Holstein Kiel mindestens einen Punkt holt. Ein Negativtrend, der vor vier Wochen mit der 2:4-Niederlage bei Holstein Kiel begann. Seitdem hat der HSV nur einmal gewonnen. Und selbst bei diesem Sieg, dem 2:1 gegen Eintracht Braunschweig, enttäuschten die Hamburger.

HSV setzt Fehlentwicklung fort

„Man hat gespürt, dass der HSV verwundbar ist. Sie konnten ihr Spiel nicht ganz so aufziehen“, sagte Paderborns Trainer Lukas Kwasniok, der von einem „fehlerhaften Spiel auf überschaubarem Niveau" sprach, wozu auch der Platz beigetragen habe.

Doch der Platz war am Sonnabend nur bedingt das Problem. Es ist eine klare Fehlentwicklung, die der HSV aktuell durchlebt. Auch wenn Heuer Fernandes sagt: „Ich sehe da keinen Trend. Wir haben immer Phasen, in denen wir sehr dominant spielen. Wir müssen es hinkriegen, dass die Fehler nicht direkt zu Gegentoren führen."

Hadzikadunic als Sinnbild für die Abwehrprobleme

Der HSV aber macht seit Monaten zu viele Fehler. Das Problem unter Trainer Tim Walter bleibt das gleiche: Wenn ein Spieler patzt, so wie Dennis Hadzikadunic mit seinem Ausrutscher vor dem 1:2, gibt es nur selten eine Absicherung. Mutiger Fußball ist das Credo von Walter. Doch aktuell können seine Spieler das nicht umsetzen.

Ein Problem bleibt dabei die Defensive. Am Sonnabend durften Kapitän Sebastian Schonlau und Stephan Ambrosius erstmals zusammen in der Innenverteidigung spielen. Ein Pärchen für die Zukunft? „Bascho und Stevo hatten gut harmoniert. Deshalb hatten wir Stevo im Pokal geschont", sagte Walter.

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Keine Konstanz in der Innenverteidigung

Was gut begann, endete mit einer erneuten Verletzung von Ambrosius. Walter bekommt einfach keine Konstanz in sein Abwehrzentrum. Hadzikadunic patzte nicht zum ersten Mal. Auch Guilherme Ramos ist immer für einen Fehler gut. Im System von Walter werden Fehler aber schnell bestraft. „Wir haben immer genügend Torchancen, um Spiele zu gewinnen. Aber wenn wir zu viele individuelle Fehler machen, reicht das nicht, um in der starken Zweiten Liga Spiele zu gewinnen“, sagte Walter.

Auffällig war gegen Paderborn aber auch, dass das Offensivspiel hakte. Wenn die Flügel wie am Sonnabend nicht funktionieren und Robert Glatzel keinen guten Tag erwischt, ist der HSV harmlos. Gegen Paderborn wurden die Hamburger fast nur durch die Distanzschüsse von Laszlo Benes gefährlich. Zu viele Spieler sind aktuell außer Form. Zudem hatte die späte Niederlage im Pokal von Berlin nicht gerade dazu beigetragen, dass der HSV vor Selbstvertrauen strotzte.

Die Tabellenspitze der 2. Bundesliga
1. FC St. Pauli 19 / 35:16 / 39
2. Kiel 18 / 34:25 / 35
3. HSV 18 / 35:22 / 34
4. Fürth 18 / 28:20 / 32
5. Düsseldorf 19 / 40:25 / 31
6. Hannover 19 / 35:25 / 28
7. Paderborn 19 / 28:29 / 28

HSV steht vor klarer Analyse in der Winterpause

Und nun? Ein Spiel bleibt dem HSV noch am kommenden Sonnabend in Nürnberg. Dann geht es auch um die Zukunft von Tim Walter. In der Winterpause will sich Sportvorstand Jonas Boldt mit dem Trainer zusammensetzen, um über die Zukunft zu sprechen. Der Vertrag von Walter läuft am Saisonende aus. Nach der Hinrunde wird es aber vielmehr Zeit für eine gründliche Analyse. Nach 16 Spieltagen bleibt festzuhalten, dass der HSV gemessen am Potenzial des Kaders zu wenig Punkte holt.

Auch in Fankreisen wird die Stimmung deshalb zunehmend unruhiger. Nach dem Abpfiff gegen Paderborn hagelte es Pfiffe. Anders als nach dem Pokal-Aus vor drei Tagen in Berlin wurde der Mannschaft beim Gang in die Kurve dann aber applaudiert. Fast schon trotzig ließen die Ultras mehrere Schlachtrufe folgen.

Was dem Trainer Hoffnung macht, dass der Turnaround gelingt? „Weil es immer so gewesen ist", sagte Walter. „Ich weiß, was in meiner Mannschaft steckt und sie wird ihr Potenzial auch wieder abrufen." Aktuell tut sie es in jedem Fall nicht.