Hamburg. HSV verliert gegen den SC Paderborn. Das Spiel sorgte für reichlich Diskussionen. So ist der Aufstieg akut in Gefahr.
Der Schlusspfiff wurde von einem gellenden Pfeifkonzert auf der Nordtribüne begleitet. Nach sieben Heimsiegen in dieser Saison hat der HSV seine erste Niederlage im Volksparkstadion erlitten. Das emotional geprägte 1:2 (1:1) gegen den SC Paderborn lieferte reichlich Diskussionsstoff über die Leistung, die Gegentore und die zwei Rote Karten für Miro Muheim und den Ex-Hamburger Filip Bilbija.
Nach nur einem Sieg in den zurückliegenden vier Ligaspielen droht der HSV in der Tabelle von den Aufstiegsplätzen verdrängt zu werden. In dieser Form ist die Rückkehr in die Bundesliga akut in Gefahr. Und bis zur Winterpause bleibt für die Mannschaft von Trainer Tim Walter nur noch das Auswärtsspiel in Nürnberg, um eine Reaktion zu zeigen.
HSV-Fans applaudieren den Spielern diesmal
„Als wir in Führung gegangen sind, hätte ich niemals gedacht, dass wir dieses Spiel verlieren werden“, sagte Laszlo Benes, der ein Traumtor per Dropkick schoss. „Wenn wir das ganze Spiel analysieren, haben wir zu wenig Druck entwickelt. Gegen den Ball haben wir es nicht gut gemacht. Paderborn konnte sich dadurch unbedrängt durchkombinieren. Wir müssen mehr machen, jeder einzelne Spieler muss alles auf dem Platz lassen.“
Immerhin kann das Team auf den Rückhalt seiner Fans setzen. Als die Spieler in die Kurve gingen, um sich für den Support zu bedanken, stimmten die Ultras demonstrativ mehreren Schlachtrufe an und applaudierten. Nach dem Pokal-Aus in Berlin vor drei Tagen sah das noch anders aus.
HSV-Trainer Walter rotiert zurück
Im Vergleich zum Ausscheiden im DFB-Pokal rotierte Walter wie erwartet wieder zurück zu seiner aktuell besten Elf. Im Abwehrzentrum verteidigten erstmals Kapitän Sebastian Schonlau und Stephan Ambrosius gemeinsam. Im defensiven Mittelfeld vertrat Lukas Poreba den Gelb-gesperrten Jonas Meffert.
Trotz der langen 120 Pokalminuten in den Knochen drückte der HSV von Beginn an aufs Tempo und erspielte sich durch Immanuel Pherai (6.), Levin Öztunali (8.) und Robert Glatzel (9.) gleich drei gute Torchancen in den ersten zehn Minuten.
Die Tabellenspitze der 2. Bundesliga
1. FC St. Pauli 19 / 35:16 / 39
2. Kiel 18 / 34:25 / 35
3. HSV 18 / 35:22 / 34
4. Fürth 18 / 28:20 / 32
5. Düsseldorf 19 / 40:25 / 31
6. Hannover 19 / 35:25 / 28
7. Paderborn 19 / 28:29 / 28
Benes trifft für den HSV
Unmittelbar nach diesen Annäherungen traf schließlich Laszlo Benes zum im Volkspark viel umjubelten 1:0 für den HSV (11.). Der Slowake nahm den Ball mit dem Oberschenkel an und jagte einen Dropkick unter die Latte. Eine traumhafte Aktion – und alles in einer Bewegung. Für Benes war es bereits das achte Saisontor.
Doch die Führung währte gerade einmal zehn Minuten, weil Filip Bilbija unaufhaltsam durch die Spielhälfte des HSV marschierte und mit einem strammen Linksschuss das 1:1 markierte (21.). Benes scheiterte bei seinem Versuch, ein taktisches Foul zu ziehen und Torhüter Daniel Heuer Fernandes bekam die linke Hand nicht mehr an den Ball.
Das Spiel des HSV erlitt durch diesen Rückschlag einen leichten Knacks, ehe Glatzel (31.) und Pherai per Freistoß (37.) beinahe zur erneuten Führung getroffen hätten.
Hadzikadunic patzt schwer
Für den zweiten Durchgang musste Walter mutmaßlich verletzungsbedingt reagieren, als er den 19 Jahre alte Nicolas Oliveira für Rechtsverteidiger Ignace Van der Brempt brachte. Und es kam noch bitterer, denn schließlich musste auch Stephan Ambrosius angeschlagen runter, nachdem er zweimal schmerzhaft aufs Steißbein gefallen war. Für den Fanliebling, der von den Fans mit Sprechchören bedacht wurde, kam Dennis Hadzikadunic (53.).
Und der neue Mann sollte direkt im Fokus stehen, als Paderborns Florent Muslija einen vermeintlichen harmlosen Pass spielte, der allerdings brandgefährlich wurde, weil Hadzikadunic folgenschwer stolperte. Angreifer Ilyas Ansah lief alleine aufs Tor zu, behielt die Nerven vor Heuer Fernandes und traf zum 2:1 für die Gäste (62.). Die Szene erinnerte an das Gegentor des HSV zum 1:2 vor sechs Wochen beim 1. FC Kaiserslautern (3:3), als Hadzikadunic ebenfalls nach einem Ausrutscher gepatzt hatte.
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HSV-Profi Muheim sieht Rot gegen Paderborn
Die Hamburger waren nun um wütende Angriffe bemüht. Die beste Möglichkeit vergab der formschwache Bakery Jatta (63.). Schließlich war es Ex-HSV-Profi Bilbija, der für neue Hoffnung im Volkspark sorgte. Der Offensivmann trat Oliveira rustikal aufs Sprunggelenk und wurde nach einem Hinweis des Videoschiedsrichters (VAR) Markus Schmidt mit der Roten Karte bestraft (69.).
Mehr als 20 Minuten blieben dem HSV noch in Überzahl, dachten alle im Stadion. Doch dann kassierte auch Linksverteidiger Miro Muheim nach dem Eingriff des VAR glattrot, weil er als letzter Mann Raphael Obermair zu Fall brachte (78.).
Der Volkspark tobte jetzt vor Wut, doch anders als im Vorfeld von Walter als Marschroute vorgegeben, konnte der HSV diese Wut nicht mehr in Energie umwandeln. Mehr als zwei Aluminiumtreffer von Benes (90.+7) und Jatta (90.+9) sprang nicht mehr heraus.
Die Statistik:
- HSV: Heuer Fernandes – Van der Brempt (46. Oliveira Kisilowski), Ambrosius (53. Hadzikadunic), Schonlau, Muheim – Poreba (74. Nemeth), Pherai (79. Heyer), Benes – Jatta, Glatzel, Öztunali (74. Königsdörffer). – Trainer: Walter
- Paderborn: Boevink – Heuer, Kinsombi (79. Schuster), Musliu – Obermair, Klaas (79. Müller), Hansen (34. Klefisch), Hoffmeier – Bilbija, Muslija (70. Grimaldi) – Ansah (70. Conteh). – Trainer: Kwasniok
- Schiedsrichter: Christian Dingert (Lebecksmühle)
- Tore: 1:0 Benes (11.), 1:1 Bilbija (21.), 1:2 Ansah (62.)
- Gelbe Karten: Benes (3), Heyer (2) – Boevink
- Rote Karten: Bibija wegen groben Foulspiels (68., nach Videobeweis), Muheim wegen einer Notbremse (76., nach Videobeweis)
- Zuschauer: 52.244
- Torschüsse: 18:11; Ecken: 8:4; Ballbesitz: 52:48 Prozent; Zweikämpfe: 108:108