Berlin. Hinter den Kulissen spielen sich harte Kämpfe um Beweismaterial ab. Vuskovic erreicht Teilerfolg. Gutachter Chen im Fokus.
Spätestens an diesem Freitag hätte der Doping-Prozess gegen HSV-Profi Mario Vuskovic vor dem Internationalen Sportgerichtshof (Cas) stattfinden sollen. Alle Verfahrensparteien sowie die Zeugen hatten den 6. bis 8. Dezember geblockt. Dann aber wurde die Verhandlung ins Jahr 2024 verschoben. Über die Gründe konnte bislang nur spekuliert werden. Nun hat das Abendblatt erfahren, dass ein Antrag der Welt-Anti-Dopingagentur (Wada) für die Prozessverschiebung sorgte.
Mario Vuskovic: Der Inhalt des Wada-Antrags
Hintergrund ist die auf dem Fall des australischen 800-Meter-Läufers Peter Bol aufgebaute Verteidigungsstrategie der Anwälte Vuskovics. Der Olympiavierte war 2022 zunächst positiv auf Epo getestet worden. Als dann aber die B-Probe einen „atypischen Befund“ ergab, wurde seine Sperre aufgehoben.
Auf ein ähnliches Ergebnis hofft die Verteidigung nun auch bei Vuskovic, der für das Cas-Verfahren Bols Anwalt Paul Greene verpflichtet hat. Der US-Amerikaner sieht große Schnittmengen zum Fall des Kroaten. Doch dann stellte die Wada einen Antrag an den Cas, alle Inhalte des Bol-Prozesses als Beweismittel abzulehnen. Aus Sicht der Antidoping-Kämpfer liege ein Verstoß gegen die Verfahrensfairness vor, weil die Akte Bols nicht einsehbar und ohnehin jeder Fall individuell zu betrachten sei.
Vuskovics Anwälte hielten dagegen und pochten auf ihr Recht, Präzedenzfälle zu erlauben. Daraufhin entschied der Cas per Beschluss, die Inhalte des Bol-Prozesses zuzulassen. Zumal der Leichtathlet einer transparenten Übermittlung seiner Akte an alle Verfahrensparteien (Wada, Nada, DFB) zustimmte.
Teilerfolg für Vuskovic gegen die Wada
Natürlich verläuft auch dieser Vorgang nicht reibungsfrei. Nachdem die australische Anti-Dopingagentur (SIA) die Akte über Wochen nicht herausrückte, hat der Cas der Wada eine Frist für die Umsetzung gesetzt. Erst wenn alle Parteien Akteneinsicht hatten, setzt der Cas einen Prozesstermin an. Wann das geschehen soll, ist völlig offen.
Für Vuskovics Anwälte ist dieser Schritt ein Teilerfolg, da die Wada mit ihrer restriktiven Haltung, einen Vergleich zum Fall Bol für nicht zulässig zu erklären, gescheitert ist. Weder die Wada noch die Nada wollten sich auf Anfrage dazu äußern.
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Mario Vuskovic und Bol mit demselbem Gutachter
Die Fälle Mario Vuskovic und Peter Bol bieten noch eine weitere Parallele: Der Hauptgutachter beider Sportler ist David Chen, der beim HSV-Profi von einem „falsch-positiven“ Epo-Test ausgeht. Mit seiner Kritik am Epo-Analyseverfahren, bei dem Bilder verglichen werden, hatte der Wissenschaftler auch schon bei Bol Erfolg.