Hamburg. HSV-Transfer hat mit Blessuren und Infekten zu kämpfen. Der erhoffte Unterschiedsspieler ist er noch nicht, der Weg dahin steinig.

Wenn Immanuel Pherai an diesem Donnerstag im Volkspark aufschlägt, wird er die medizinische Abteilung des HSV aufsuchen. Der offensive Mittelfeldspieler strotzt nur so vor Tatendrang und sieht sich bereit, nach einer dreitägigen Erkältungspause wieder ins Mannschaftstraining einzusteigen.

Das letzte Wort haben aber die Ärzte, und die müssen den ambitionierten Profi manchmal vor sich selbst schützen – so wie bereits am Mittwoch, als der sich wieder gesund fühlende Pherai ein Trainingsveto kassiert hatte.

Bis zum Heimspiel des HSV gegen Greuther Fürth (Sonnabend, 13 Uhr) bleiben dem hoch veranlagten Ballkünstler im Idealfall nur noch zwei Einheiten mit der Mannschaft. Für einen Kaderplatz sollte es zumindest reichen, auch wenn dieser den Ansprüchen des Technikers nicht genügt.

HSV-Rätsel um Immanuel Pherai

Die Personalie Pherai ist bislang ein Rätsel im Volkspark. Im Sommer für die vertraglich fixierte Ausstiegsklausel in Höhe von 750.000 Euro vom Ligarivalen Eintracht Braunschweig verpflichtet, ist der 22-Jährige bislang noch nicht der erhoffte Unterschiedsspieler. Statt mit seinen berüchtigten Tempodribblings den Gegnern Knoten in die Beine zu spielen, erleidet er abseits des Platzes einen Rückschlag nach dem anderen.

Bereits im Juli-Trainingslager musste Pherai mehrere Tage wegen eines Infekts pausieren. Nach zwei Partien über 90 Minuten zum Saisonstart setzten ihn hartnäckige Adduktorenprobleme fast einen Monat außer Gefecht. In Elversberg (1:2) spielte Pherai mit einem gebrochenen kleinen Zeh, woraufhin die Schmerzen schlimmer wurden. Es folgte die nächste Zwangspause.

Schließlich überzeugte er bei seinem engagierten Kurzeinsatz in Wiesbaden, bei dem er den von Laszlo Benes an die Querlatte geschossenen Elfmeter herausholte. Anschließend sah sich Pherai schon wieder nah bei 100 Prozent seiner Fitness. Doch dann bremste ihn seine aktuelle Erkältung aus.

Ist Pherais Weg in HSV-Elf verbaut?

All das führte dazu, dass der wegen seiner Torgefahr zum HSV geholte Profi erst auf 253 Spielminuten und eine Torvorlage in der laufenden Saison kommt. Es liegt in der Natur der Sache, dass sich Pherai andere Werte für seinen Start in Hamburg erhofft hat. Doch der in Alkmaar und Dortmund ausgebildete Spielmacher gilt als Kämpfertyp.

Dem Vernehmen nach will er den Fokus erst einmal darauf legen, verletzungsfrei zu bleiben, um seinen Rhythmus zurückzugewinnen. Am effektivsten ließe sich dieses Ziel durch Spielpraxis erfüllen, doch der Weg in die erste Elf scheint steinig.

Während Pherai vom Pech verfolgt war und immer wieder pausieren musste, hat sich Benes in den Vordergrund gespielt. Der slowakische Nationalspieler, mit sechs Treffern und fünf Assists der Topscorer der Zweiten Liga, ist momentan nicht wegzudenken aus dem zentralen Mittelfeld.

Auf der zweiten im System von Trainer Tim Walter vorgesehenen Achterposition gilt Vizekapitän Ludovit Reis ohnehin als gesetzt. Allerdings liegt auch Benes momentan mit einem Infekt flach. Ergibt sich dadurch eine überraschende Startelfchance für Pherai?

Was Walter von Pherai verlangt

Selbst wenn Benes, wie erwartet, rechtzeitig fit würde, wodurch Pherai das Nachsehen hätte, soll der Niederländer seine verzwickte Situation als wenig dramatisch bewerten. Pherai gilt als extrem selbstbewusster Spieler, der Konkurrenz als Ansporn betrachtet. Wie zu hören ist, nehme er seine momentane Reservistenrolle professionell an. Statt zu klagen, soll der Kreativspieler davon überzeugt sein, sich im Laufe der Saison einen Stammplatz zu erkämpfen.

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Dass er dafür seine risikofreudige und manchmal zu Ballverlusten führende Spielweise anpassen muss, hatte Walter schon einmal angedeutet. „Er muss noch lernen, sich hier zurechtzufinden. Das ist halt nicht Braunschweig, wo ich machen kann, was ich will. Er muss sich auch unterordnen“, sagte der HSV-Trainer.

HSV-Profi Pherai versteht Walter-Kritik

Eine ziemlich direkte Forderung, die bei Pherai durchaus auf Verständnis gestoßen sein soll. Dass er für Walters spezielle Spielidee eine Eingewöhnungszeit benötigen werde, sei bei seiner Entscheidung, zum HSV zu wechseln, durchaus einkalkuliert gewesen, ist aus seinem Umfeld zu vernehmen.

Entgegen seines Spielstils betrachte der sprintstarke Offensivmann seine im Vergleich zu Braunschweig zweifellos größere Aufgabe in Hamburg nicht als Sprint, sondern als Marathon. Mit seiner Art werde er die Fans beim HSV noch begeistern, davon ist Pherai überzeugt.