Hamburg. Der HSV-Manager, der mit einer DFB-Delegation in die USA reist, sprach bei „Sky90“ über die Lage seines Clubs.
Für Jonas Boldt geht es in der Länderspielpause in die USA. Der Sportvorstand des HSV nimmt wie schon vor vier Jahren an einer Leadershipreise des Deutschen Fußball-Bundes teil. Boldt begleitet einen Tross aus Managern zur Nationalmannschaft mit dem neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann, die am Montag ebenfalls in die Staaten startet.
Vorher nahm sich Boldt am Sonntag noch Zeit, um in der Sendung „Sky90“ unter anderem über den HSV zu sprechen. Einen Tag nach dem 1:1 beim SV Wehen Wiesbaden sprach der 41-Jährige über die Gründe, warum es auch beim dritten Aufsteiger nicht zu einem Sieg gereicht hatte. „Am Ende ist es eben auch eine Frage der Qualität, dass die Bälle nicht reingehen wie bei Bayer Leverkusen“, sagte der ehemalige Sportdirektor von Bayer, der aufgrund des Spielanteils und des Chancenverhältnisses am Sonnabend gesagt hatte, dass es nur einen Sieger hätte geben dürfen - den HSV.
Moderatorin Hofmann kritisiert fehlende Flexibilität beim HSV
Auf die Frage der Journalistin Britta Hofmann, ob der HSV gegen tiefstehende Mannschaften nicht auch mal flexibler spielen müsste, entgegnete Boldt: „Wir spielen mittlerweile schon ganz anders. Das wird von außen nicht so bewertet.“ Vor allem in Wiesbaden habe der HSV es mit verschiedenen Mitteln versucht. Boldt stellte daher auch die Qualitätsfrage. „Wir sind ein guter Zweitligist, nicht mehr und nicht weniger. Das soll keine Ausrede sein. Wir versuchen durch eine nachhaltige Arbeit die Erfolgswahrscheinlichkeit zu erhöhen. Natürlich wissen wir, dass es ein Ergebnissport ist.“
Trotz der jüngsten Dämpfer glaubt Boldt, dass es in dieser Saison klappt mit der Rückkehr in die Bundesliga. „Ich bin total überzeugt, weil ich der Meinung bin, dass wir unsere Lehren ziehen. Wir waren letztes Jahr schon weit“, sagte Boldt, der vor der Saison mit Trainer Tim Walter zusammengesessen hat, um die eigenen Ideen weiterzuentwickeln.
Boldt: Keine Zweifel an Tim Walter
Zweifel an Walter habe es nicht gegeben. Aber: „Er ist natürlich ein Mensch wie jeder andere. Wir haben ein sehr enges Verhältnis und können uns sehr vieles sagen. Das schöne ist, dass man ihm das auch sehr direkt sagen kann und merkt, dass er einen Prozess durchmacht und sich weiterentwickeln möchte.“
Vor allem an seiner Emotionalität müsse Walter weiter arbeiten. „Er sieht, dass er ein emotionaler Trainer ist, der seine Mannschaft gut führt, sich manchmal aber ein Stück zurücknehmen muss. Wenn das deine Stärke ist, musst du gucken, dass Du sie noch besser kanalisierst, ohne dich komplett umzustellen.“
Brych: "Man muss Tim Walter eine Grenze setzen"
Auch Schiedsrichter Felix Brych, der über sein neues Buch sprach, äußerte sich über den immer emotionalen Walter an der Seitenlinie und den richtigen Umgang mit dem HSV-Trainer. „Tim Walter ist sehr direkt. Man muss ihm Grenzen setzen.“
Boldt ist trotz vier verpasster Aufstiege der Meinung, dass er den Club in seiner Amtszeit auf den richtigen Weg gebracht habe. Als Indiz nennt er das regelmäßig ausverkaufte Volksparkstadion. „Der HSV ist ein sehr spezieller Club, der über Jahre kein gutes Bild abgegeben hat. Er war getrieben von Skandalen, Missgunst, Eigenbrötelei und nicht unbedingt von gutem Fußball“, sagte Boldt. „Uns ist es gelungen, wieder für eine Identität zu sorgen. Es wächst etwas zusammen.“
Fans treiben Boldt weiter an
Der Rückhalt der Fans ist der Hauptgrund, warum Boldt sich nicht entmutigen lässt. „Wenn man in Wiesbaden wieder sieht, wie viele Menschen dahin pilgern, dann treibt es einen umso mehr an, das Ziel endlich zu erreichen.“ Dass die Kritik nach Rückschlägen lauter ist als bei anderen Clubs, nimmt Boldt in Kauf. „Wenn du nicht gewinnst, gibt es einen auf den Deckel. Damit können wir umgehen und daran wollen wir uns auch messen lassen.“
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Neben Boldt saß in der Sendung auch Lothar Matthäus. Der Rekordnationalspieler lobte die grundsätzliche Entwicklung beim HSV. „Wichtig ist, die Ruhe zu behalten. Der HSV ist der FC Bayern München der Zweiten Liga. Jeder ist heiß gegen den HSV zu spielen. Vereine wie Wiesbaden und Osnabrück spielen anders gegen den HSV als gegen Düsseldorf“, sagte Matthäus und nahm die HSV-Spieler auch in die Pflicht. „Ab und zu ist der HSV bereiter gegen größere Vereine als gegen die kleinen. Gegen einen Tabellenführer zu spielen ist einfacher als in Wiesbaden drei Punkte holen zu müssen.“
Trotzdem kommt Matthäus zu seiner HSV-Einschätzung: „Die Fortschritte im Vergleich zur vergangenen Saison sind klar zu erkennen.“