Hamburg. Auftakt der Champions League diente als Probelauf für die EM. Was jetzt bekannt wurde: HSV muss eine Auflage der Uefa erfüllen.
Es war eine lange Nacht für Daniel Nolte. Um 1.30 Uhr war der HSV-Direktor für Organisation und Infrastruktur nach dem Champions-League-Abend in Hamburg zu Hause. Nach dem Auftakt der neuen Saison zwischen Schachtar Donezk und dem FC Porto im Volksparkstadion stand für Nolte noch das sogenannte D-Briefing mit der Uefa an.
17 Jahre nach dem bislang letzten Heimspiel des HSV in der europäischen Königsklasse war Nolte am Dienstagabend mittendrin in der Organisation für die Austragung des ersten Spieltags für die Ukrainer, die wegen des Krieges in der Heimat ihre Spiele in dieser Saison im Volkspark austragen. 46.729 Zuschauer waren dabei, als der portugiesische Meister mit 3:1 gewann.
HSV erhielt positives Uefa-Feedback
„Wir haben ein sehr gutes Feedback bekommen. Organisatorisch hat vieles gut funktioniert“, sagt Nolte am Tag danach im Podcaststudio des Abendblatts. In der 175. Folge von HSV – wir müssen reden spricht der 43-Jährige über das, was hinter den Kulissen des Champions-League-Abends passiert ist und welche Erfahrungen der Club auch hinsichtlich der Europameisterschaft 2024 sammeln konnte.
Innerhalb weniger Tage musste der HSV sein Stadion in den Look der Uefa umgestalten. „Unsere Aufgabe ist es, ein neutralisiertes Stadion zu übergeben“, sagt Nolte über eine der größten Veränderungen im Vergleich zum Zweitligaalltag. Die gesamte Werbung musste also abgeklebt werden.
In der kommenden Woche steht für den Organisationschef des HSV gleich das nächste Treffen mit der Uefa an. Dann geht es nicht um die Champions League, sondern um die EM, bei der fünf Partien im Hamburger Volksparkstadion stattfinden. Die Partien zwischen Donezk und Porto, dem FC Barcelona (7. November, 18.45 Uhr) und Royal Antwerpen (28. November, 18.45 Uhr) sind nur ein leichter Probelauf. „Die Anforderungen an eine EM sind um einiges höher. Bei Champions-League-Spielen sind die Abläufe nicht so viel anders als bei uns in der Liga.“
HSV-Stadion sorgt für Herausforderung
Auf Nolte und sein Team um Projektmanager Christian Lenz wartet in den kommenden Wochen und Monaten noch viel Arbeit. Der Anforderungskatalog der Uefa, dessen Umsetzung vor einem Jahr innerhalb des HSV für Wirbel gesorgt hatte, stellt den Club noch immer vor wirtschaftliche und infrastrukturelle Herausforderungen.
Dank eines Darlehens in Höhe von 20 Millionen Euro durch vier Geldgeber – die Hälfte davon kam von HSV-Aktionär Klaus-Michael Kühne – konnte der Club die Kosten für die notwendige Sanierung des Volksparkstadions stemmen, nachdem die 23,5 Millionen Euro der Stadt zu einem Großteil für andere Ausgaben verwendet wurden.
25 bis 30 Millionen Euro kosten die Modernisierungsarbeiten am Stadion. Alleine acht bis zehn Millionen entfallen auf den Austausch der Dachmembran, der allerdings nicht zu den Uefa-Auflagen zählt. Nachdem sich der Club mit dieser Maßnahme lange Zeit gelassen hat, kommt der Prozess nun gut voran. „Wir hatten in den zurückliegenden Wochen Glück mit dem Wetter. Es sind wesentliche Teile auf der Ost- und drei Membranfelder auf der Westseite ausgetauscht“, sagt Nolte. Bis Ende des Jahres will der HSV fertig sein.
HSV erhielt spezielle Auflage der Uefa
Was bislang nicht bekannt war: Laut Uefa muss der HSV auch alle anderen Arbeiten bis Jahresende abgeschlossen haben. Dazu gehört neben der neuen Beschallungsanlage, die bereits im Oktober ausgetauscht wird, auch der Ausbau der Sanitäranlagen um 50 Prozent, die Klimatisierung der VIP-Räume und der Gästekabine sowie die Erweiterung der Rollstuhlplätze von 75 auf 130. Zunächst wollte die Uefa mehr als 200 Plätze, doch der HSV konnte den europäischen Fußballverband überzeugen, die Zahl zu reduzieren.
„Es sieht bislang so aus, als würden wir den Zeitplan erfüllen“, sagt Nolte. Einzelne Nacharbeiten sind auch noch Anfang 2024 möglich. „Wir gehen davon aus, bis zum ersten Quartal 2024 alle EM-relevanten Maßnahmen umgesetzt zu haben.“
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Fertiggestellt hat der HSV bereits die neue Lichtanlage sowie die Stromversorgung. Davon konnten sich auch die Zuschauer des Flutlichtspiels am Dienstag überzeugen. Auch der Umbau der Steh- in Sitzplätze auf der Nordtribüne funktionierte reibungslos. So wird es auch bei der EM ablaufen.
Weil dann zudem noch die Zahl der Medienplätze erweitert werden muss, geht die Zuschauerkapazität, die in der Champions League bei 51.000 liegt, noch einmal nach unten. Bei den EM-Spielen sollen aber immer noch rund 50.000 Zuschauer dabei sein können.
HSV ist bereit für die EM
Mit dem Probelauf am Dienstag ist Nolte in jedem Fall zufrieden. Ein netter Nebeneffekt: Die in der Zweiten Liga nicht genutzte Hawkeye-Technik ist schon da. Bei der EM wird diese Torlinientechnologie wieder benötigt. Sie bleibt nun erst einmal eingebaut.
Und so konnte Nolte in der Nacht zu Mittwoch um 1.30 Uhr mit einem guten Gefühl ins Bett gehen. Sein Fazit: Hamburg ist bereit für die EM. „Das Donezk-Spiel diente als gutes Beispiel, weil neben den rund 4000 Fans von Schachtar oder Porto rund 40.000 Hamburger Fußballliebhaber für eine tolle Stimmung gesorgt haben“, sagt Nolte. „Das zeigt, dass diese Stadt Lust auf dieses Turnier haben wird.“