Hamburg. Formstarker Linksverteidiger fehlt vorerst, auch wenn er leicht aufatmen kann. Wer beim HSV plötzlich wichtig wird.
Am Montag ging es für Miro Muheim in die Röhre. Der Linksverteidiger des HSV traf am späten Nachmittag im UKE ein, um sich einer MRT-Untersuchung zu unterziehen. Dabei wurden Bilder seines dick angeschwollenen rechten Knöchels gemacht.
Am Abend konnten der 25-Jährige und der HSV leicht aufatmen, denn anders als befürchtet sind die Bänder nicht gerissen. Muheim hat sich eine schwere Bänderzerrung und eine Kapselverletzung zugezogen. Wie lange er ausfällt, müssen die Mediziner noch beraten. Laut einer ersten Prognose wird er zumindest nicht mehrere Wochen ausfallen. Eventuell muss er nur das Osnabrück-Spiel an diesem Freitag pausieren.
HSV-Profi Muheim atmet auf nach Diagnose
Muheim hatte bei der 1:2-Niederlage des HSV bei der SV Elversberg einen harten Tritt von Paul Wanner gegen den Knöchel kassiert und verließ das Stadion später an Krücken. Interessanterweise entschied der fehlerbehaftete Schiedsrichter Patrick Schwengers nicht mal mehr auf ein Foul in dieser Situation, die für den HSV weitreichende Folgen haben könnte.
Denn der formstarke Muheim, der im Spielaufbau eine aktive Rolle einnimmt, ist der einzige Linksverteidiger im Kader. Nach der ausgelaufenen Leihe von Kölns Noah Katterbach, der allerdings die Hälfte der Rückrunde verletzungsbedingt gefehlt hatte, entschieden sich die Verantwortlichen um Sportvorstand Jonas Boldt und Profifußballdirektor Claus Costa im Sommer, keinen Ersatz zu verpflichten. Eine Personalentscheidung, die sich durch Muheims Ausfall rächen könnte.
Die beiden Manager sehen sich auf den Außenverteidigerpositionen gut genug aufgestellt, weil die gelernten Rechtsverteidiger Moritz Heyer (28) und William Mikelbrencis (19) sowie Eigengewächs Nicolas Oliveira (19) Alternativen für Muheim seien. „Deshalb halte ich den Bedarf für sehr überschaubar“, hatte Costa Mitte August bereits zwölf Tage vor Transferschluss über einen Neueinkauf gesagt.
Rächt sich jetzt eine HSV-Entscheidung?
Allerdings muss Mikelbrencis nach seiner knapp zwei Monate andauernden Hüftverletzung erst an die Mannschaft herangeführt werden. Und Heyer hat oft genug Schwächen im Defensivverhalten offenbart, weshalb er in dieser Saison seinen Stammplatz verlor. Mangels adäquater Konkurrenz wird der Allrounder plötzlich aber wieder wichtig beim HSV.
Wie schon nach Muheims Verletzung in Elversberg wird Heyer vorerst links hinten in der Viererkette aushelfen. Sein Startelfcomeback gibt er nun – Achtung, Floskel! – ausgerechnet bei seinem Ex-Club, dem VfL Osnabrück. Der Abwehrspieler, der vorzugsweise in der Innenverteidigung zum Einsatz kommt, war vor drei Jahren für eine Ablöse von 650.000 Euro von der Bremer Brücke in den Volkspark gewechselt und dem Lockruf seines vorherigen Trainers Daniel Thioune gefolgt, der denselben Weg eingeschlagen hatte.
Plötzlich ist Heyer wichtig beim HSV
Um seiner alten Liebe wehzutun, wird Heyer am Freitag seine Gefühle für 90 Minuten ausblenden müssen. Denn der Verteidiger ist seit seiner Kindheit ein Fan von Osnabrück, wie er einst dem Abendblatt bestätigte. „Der VfL war der große Verein in der Nähe. Mein Vater war zwar kein Fan, aber wir sind ab und an zusammen ins Stadion gegangen“, sagte er damals.
Heyer war in der Jugend der Niedersachsen ausgebildet worden, ehe ihm der Sprung zu den Profis nicht zugetraut wurde, weshalb er 2014 zum Drittligisten Sportfreunde Lotte wechselte. Fünf Jahre später änderten die Verantwortlichen in Osnabrück ihre Meinung und holten den inzwischen für Halle spielenden Heyer als feste Größte zurück.
„Ich bin dem Verein sehr dankbar, dass er mir die Chance gegeben hat, meine ersten Zweitligaspiele zu machen“, sagte er später dem Abendblatt. Mit dem HSV wollte Heyer eigentlich längst Bundesligaspiele absolviert haben, doch das ist eine andere Geschichte.
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HSV-Ersatz für Muheim ist torgefährlich
In Elversberg untermauerte der Allrounder, der bis auf im Tor und in der Dreier-Angriffsreihe bereits alle Positionen beim HSV gespielt hat, seine Torgefahr, als er in der drangvollen Schlussphase mit einem platzierten Distanzschuss auf 1:2 verkürzte. Es war bereits sein 21. Scorerpunkt (zwölf Tore, neun Vorlagen) im 108. Pflichtspiel für die Hamburger. Eine starke Offensivbilanz für einen Abwehrspieler.
Sollte Heyer auch in Osnabrück treffen, würde er seine Emotionen nicht zurückhalten. „Ein Jubelverbot gibt es für mich jedenfalls nicht“, hatte er schon einmal angekündigt.