Hamburg. Ex-HSV-Profi organisiert jetzt die Defensive bei Gegner Hertha. Was ihn auszeichnet und was Walter und Dardai über ihn sagen.

Für Toni Leistner wird Sonnabend ein besonderer Tag. Zum einen, weil der Verteidiger 33 Jahre alt wird. Zum anderen, weil er am Abend mit Hertha BSC auf seinen Ex-Club HSV (20.30 Uhr) trifft. Die Rückkehr ins Volksparkstadion dürfte auch den so souverän auftretenden Profi emotional berühren.

Unter Ex-Trainer Daniel Thioune war er eine Saison der Charakterkopf der Mannschaft, einer der damaligen „Säulenspieler“. Dann aber übernahm Tim Walter beim HSV, und Leistner spürte sehr schnell, dass seine Qualitäten nicht mehr gebraucht wurden.

HSV: Wie es zum Aus von Leistner kam

Für seine hoch stehende Abwehr benötigt Walter noch heute schnelle Abwehrspieler. Leistner ist zwar führungs- und zweikampfstark. Doch eines ist er nicht: schnell. Weil er seine Meinung nicht versteckt, soll Leistner intern Zweifel an Walters Spielweise geäußert haben. Spätestens ab diesem Moment war klar, dass sich die Wege trennen werden.

Nach einer angeblichen Instagram-Nachricht an einen Fan, in der Leistner die HSV-Führung kritisiert haben soll, löste der Club seinen Vertrag auf. Leistner bestritt zwar, die Nachricht geschrieben zu haben, weg wollte er aber trotzdem. „Ich war extrem stolz, das HSV-Trikot zu tragen und ex­trem traurig, wie es endete. Ich muss sagen, dass es auch an mir lag“, sagte Leistner ein halbes Jahr später dem Abendblatt.

Was Walter über Leistner sagt

Weitere eineinhalb Jahre später hat Walter seinen Frieden mit Leistner geschlossen. „Toni hat sich damals entschieden, den Verein zu verlassen. Wir haben ihm dafür keine Steine in den Weg gelegt. Es ist schön, ihn wiederzusehen“, sagt der HSV-Coach über den Mann, der bei Hertha sofort die Rolle des Abwehrchefs übernommen hat.

„Dank seiner Erfahrung gibt er auch den jungen Spielern gute Tipps“, sagt Berlins Trainer Pal Dardai. „Er organisiert auf dem Platz von hinten heraus und sorgt für einen starken Teamgeist.“

HSV könnte Leistners Qualität gebrauchen

Also so wie einst beim HSV. Kurioserweise könnten die Hamburger Leistners Führungsqualitäten zurzeit sogar gebrauchen. Für Walters Spielsystem wäre er zwar immer noch zu langsam, doch ein Organisator wie Leistner fehlt Walter, um das Abwehrchaos zu bekämpfen.

Sebastian Schonlau wäre einer, der diese Aufgabe erfüllen könnte. Doch der Kapitän fällt auch gegen Hertha aus. „Wir haben zu viele Gegentore kassiert“, räumt Walter ein. „Eine Erklärung dafür ist unsere neu formierte Abwehr, drei Spieler haben diese Philosophie noch nie gespielt“, sagt er über die Neuzugänge Dennis Hadzikadunic, Guilherme Ramos und Rechtsverteidiger Ignace Van der Brempt, die auch gegen Berlin beginnen werden.

Fraglich ist dagegen der Einsatz von Spielmacher Immanuel Pherai, der wegen muskulärer Probleme auszufallen droht. Dafür könnte Ludovit Reis, der seine Schulterverletzung auskuriert hat, beim Zweitliga-Topspiel in die Startelf zurückkehren. „Er ist einsatzfähig“, sagt Walter, der Geburtstagskind Leistner am Sonnabend gratulieren wird.