Hamburg. HSV-Profi spielt Sonnabend erstmals gegen seinen Jugendverein Hertha BSC. Warum er an einen Abgang aus Hamburg dachte.
Ransford Königsdörffer war gerade 14 Jahre alt, als er das erste Mal unter Pal Dardai trainieren durfte. Der heutige Chefcoach der Profis von Hertha BSC war Trainer der U15, als der kleine Königsdörffer ein paar Mal zum höheren Jahrgang eingeladen wurde. Der heutige HSV-Stürmer spielte damals unter Andreas „Zecke“ Neuendorf in der U14.
An diesem Sonnabend (20.30 Uhr/Sky und Abendblatt-Liveticker) kommt es im Volksparkstadion zum Wiedersehen. Zwischen Königsdörffer und Dardai, zwischen Königsdörffer und Neuendorf, dem heutigen Leiter der Berliner Lizenspielerabteilung. Und auch zwischen Königsdörffer und Marton Dardai. Beide haben zusammen im Hertha-Nachwuchs gespielt. Erstmals seit seinem Abgang aus Berlin vor vier Jahren spielt der Flügelstürmer des HSV gegen seinen Heimatverein, für den er in der Jugend fünf Jahre lang spielte. „Ich habe mich gefreut, so früh wie möglich gegen Hertha zu spielen“, sagte Königsdörffer am Mittwoch nach dem ersten Training der Woche.
Gemischte Gefühle bei Königsdörffer vor Wiedersehen
Seine Gefühle vor dem Wiedersehen sind allerdings gemischt. Schließlich musste Königsdörffer die Hertha 2019 verlassen. Nach zwei Knieverletzungen sahen die Berliner in ihm offenbar keinen potenziellen Profi mehr. „Ich finde es schade, dass Hertha nicht an mich geglaubt hat“, sagt Königsdörffer heute. Aber: „Ich bin nicht böse. Ich wusste nach den zwei Verletzungen, dass ich den Verein verlassen muss. Einerseits war es traurig, andererseits habe ich mich gefreut, mal etwas anderes zu machen.“
Der in Berlin geborene und im Wedding aufgewachsene Königsdörffer ist noch immer häufig in der Hauptstadt. Seine Familie lebt noch dort, genauso wie viele Freunde. Und auch die Spiele der Hertha guckt sich Königsdörffer noch so oft wie möglich an. Trotzdem sagt er vor dem Duell gegen seinen Ex-Club: „Gegen Hertha kann ich jubeln. Gegen Dresden würde ich nicht jubeln.“
Königsdörffer würde gegen Hertha jubeln
Bei Dynamo Dresden hatte Königsdörffer vor vier Jahren eine neue Heimat gefunden. Dort bekam er den Rückhalt und reifte zum Profi, ehe ihn der HSV vor einem Jahr für 1,2 Millionen Euro verpflichtete. Beim HSV spielte er auf Anhieb eine starke Hinrunde. Insbesondere sein Traumtor nach einem 70-Meter-Solo zum 2:1-Sieg in Hannover bleibt unvergessen.
In der Rückrunde lief es dann aber nicht mehr so richtig rund. Königsdörffer saß meist auf der Bank. Auch wenn er mal wieder in der Startelf stand und wie in Darmstadt ein Tor erzielte, reichte es in der Woche darauf nicht mehr, um an Bakery Jatta und Jean-Luc Dompé vorbeizukommen.
Königsdörffer dachte in der Rückrunde an einen Wechsel
Deshalb dachte Königsdörffer in der Rückrunde auch ernsthaft über einen Wechsel im Sommer nach. „Man macht sich immer Gedanken. Man will immer so viel wie möglich spielen. Das war in der letzten Saison nicht immer so. Es liegt an mir, das zu ändern und dann werden wir sehen wie es weitergeht.“
In den ersten zwei Ligaspielen stand der Nationalspieler Ghanas in der Startelf von Tim Walter. Überzeugen konnte er dabei allerdings nicht. Das weiß auch Königsdörffer selbst. „Natürlich habe ich noch viel Potenzial nach oben, ich mache noch viele Fehler. Ich muss noch mehr ins Eins-gegen-eins gehen, sauberer im Passspiel und taktisch besser werden. Natürlich habe ich auch viele gute Sachen, aber viele Sachen, die ich verbessern kann“, sagt der Berliner selbstkritisch.
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Konkrete Wechselgedanken hat Königsdörffer aktuell nicht. „Man muss immer alles offen halten, aber Stand jetzt nicht“, sagt der HSV-Profi. Aber er beobachtet weiter die Situation. Mit Jatta, Dompé und Levin Öztunali hat Königsdörffer in dieser Saison gleich drei starke Konkurrenten auf den Außen. Zudem will er sich für den Afrika-Cup mit Ghana im Winter empfehlen. „Natürlich ist das ein Ziel, aber damit habe ich mich noch nicht befasst“, sagt Königsdörffer, der im Austausch mit Nationaltrainer Chris Hughton steht. „Der Trainer ruft mich ab und zu an“, verrät der HSV-Stürmer.
Ein Tor gegen Hertha könnte helfen, um seine Chancen auf Einsätze in der ghanaischen Nationalmannschaft weiter zu erhöhen. Und natürlich auch beim HSV.