Hamburg. Boldt lässt keine Zweifel an der Zukunft von HSV-Trainer Walter aufkommen. Doch eine wichtige Entscheidung steht noch aus.
Am späten Montagabend wirkte es für einen Moment so, als hätte der HSV die Relegation gegen den VfB Stuttgart gewonnen. Minutenlang wurde die Mannschaft von ihren Fans im Volksparkstadion gefeiert. Trainer Tim Walter klopfte sich dabei mehrfach mit der Faust auf sein Herz, um seine Verbundenheit mit dem HSV zu signalisieren.
Dass die Hamburger soeben das Rückspiel mit 1:3 gegen den VfB verloren hatten und somit ein sechstes Jahr in Folge zweitklassig bleiben, schien in diesem Moment zur Nebensache zu geraten.
„Die Menschen merken, dass wir alles geben für diesen Verein. Wir haben uns auch in diesem Jahr weiterentwickelt und ein Fundament geschaffen“, sagte Walter, der bei all der Nostalgie immerhin nicht vergaß, dass Resultate im Fußball immer noch das Entscheidende seien. „Es reicht anscheinend nicht immer. Das große Ziel (Aufstieg, d. Red.) bleibt aus, aber wir geben nicht auf.“
HSV-Boss Boldt hält an Walter fest
Für Walter steht fest, dass er nach zwei verlorenen Relegationen, vor einem Jahr gegen Hertha BSC und jetzt Stuttgart, in der nächsten Saison einen neuen Aufstiegsanlauf nehmen will – und auch darf. Denn Sportvorstand Jonas Boldt stellte direkt nach dem Abpfiff unmissverständlich klar, dass Walter trotz des verpassten Saisonziels Trainer beim HSV bleibt.
„Selbstverständlich!“, antwortete der Manager auf eine entsprechende Frage, ehe er sich bei der Begründung seiner Entscheidung auf das bereits von Walter angesprochene Fundament stützte. „Wir haben ein Fundament gebaut, das dem Verein guttut. Das heißt nicht, dass alles perfekt ist, aber vieles funktioniert gut. Wir haben 66 Punkte und 20 Siege erreicht. Es sind am Ende Nuancen im Sport.“
Walter löst Aufstiegsversprechen nicht ein
Ganz so selbstverständlich, wie Boldt Walters Verbleib bezeichnet, ist dieser allerdings gar nicht. Denn, und dieser Fakt schien am Montagabend etwas unterzugehen, der HSV hat sein Saisonziel verpasst. Eine Tatsache, die in der Vergangenheit schon häufiger zum Stühlerücken im Volkspark geführt hatte. Doch Boldt will diesem Trend ein Ende setzen. Er glaubt, dass Kontinuität zum Erfolg führen wird. Die Frage ist nur, wann dieser eintritt.
„Wir werfen alles in die Waagschale, um aus der Liga herauszukommen“, sagte Boldt. „Leider kann man einen Aufstieg im Sport nicht garantieren. Es macht einen Verein aus, durch diese Situation zusammen durchzugehen.“
Auch wenn der Aufstieg nicht garantiert werden kann, um bei Boldts Wortwahl zu bleiben, hat Walter genau das getan. Im Laufe der Rückrunde gab der HSV-Coach mehrere Aufstiegsversprechen ab. „Wir wissen, dass wir aufsteigen“, hatte er Anfang April gesagt. Eine Zusage, die er nicht halten konnte. Und das in einer Saison, in der Darmstadt und Heidenheim mit einem geringeren finanziellen Aufwand die größten Rivalen waren.
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An Fürsprechern mangelt es Walter dennoch nicht. Neben Boldt und den Fans steht auch die Mannschaft, der Walter einen „starken Charakter“ zuspricht, hinter ihrem Leitwolf. „Auf dem Weg, den wir seit zwei Jahren eingeschlagen haben, wurde sehr viel richtig gemacht. Es wurde eine Einheit mit der Stadt und den Fans geschaffen. Der HSV hat wieder eine Identität, die Leute kommen gern ins Stadion“, sagte Kapitän Sebastian Schonlau. Und auch für Torhüter Daniel Heuer Fernandes sei die Leistung im Rückspiel gegen Stuttgart ein „klares Zeichen“ gewesen, dass es mit Walter weitergehen müsse.
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Trotz der Treuebekenntnisse von Boldt und den Führungsspielern ist der Verbleib Walters noch nicht endgültig entschieden. Denn der den Vorstand kontrollierende Aufsichtsrat tagt erst in der kommenden Woche, um die Saison zu analysieren und die Zukunft zu besprechen. Die Mehrheit des Kontrollgremiums ist zwar von Boldts Arbeit überzeugt. Trainer Walter wird von manchen Räten allerdings auch kritisch gesehen.
Dennoch würde es nach den deutlichen Worten Boldts überraschen, wenn der Aufsichtsrat seiner Entscheidung pro Walter nicht folgen sollte. „Wir sind wieder ein Stück näher herangekommen, haben es aber wieder nicht geschafft aufzusteigen. Trotzdem haben wir unser Fundament stabilisiert, darauf gilt es weiter aufzubauen“, argumentiert Boldt. Da war es wieder: das Fundament, auf dem auch Walter steht.